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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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Schultern. »Hör auf! Walther! Komm zu dir! Sieh doch, das Tuch …!«
    Jetzt forderte auch Johann II.: »Holt ihn von dem Kerl runter. Schnell! Bevor er ihn umbringt.«
    Es brauchte zwei Männer, um Walther und Johannes zu trennen. Gerade noch rechtzeitig, wie sich zeigte.
    Johannes rollte hustend auf die Seite und rang geräuschvoll nach Atem.
    Jetzt riss Runa ihrem Bruder das verdreckte Stück Stoff aus den Händen. »Woher hast du das? Ich kenne dieses Tuch! Es gehörte …«
    »… mir!«, beendete Margareta verblüfft. »Aber ich habe es der Magd in Kiel geschenkt.«
    »Nun rede endlich!«, forderte Runa barsch.
    Johannes’ Stimme war bloß noch ein raues Flüstern. Trotzdem versuchte er zu erklären, wozu er eben nicht gekommen war. »Das Mädchen wurde nur verschleppt. Es … es … lebt!«
    Runa schrie auf und schlug die Hände vor den Mund. Mit ganzer Kraft versuchte sie, nicht die Besinnung zu verlieren. Das alles war zu viel für eine Mutter.
    »Was sagst du da?«, fragte Walther und wurde blass.
    »Ja«, krächzte dessen Schwager. »Freyja wurde jahrelang versteckt gehalten.«
    Runas Weinen war nun nicht mehr aufzuhalten. Übermannt von ihren Gefühlen, fiel sie auf die Knie. Freyja war am Leben!
    »Warum hat der Graf von Stotel sie nicht getötet, wie er es vorhatte?«, fragte Johann II., der es jetzt genau wissen wollte.
    »Nach dem Angriff auf Hamburg scheiterten mehrere Versuche, Walther von Sandstedt zu ergreifen, so verlangte der Graf von Stotel seine Münzen von Gerhard II. zurück. Schließlich war nicht erfüllt worden, was dieser dafür versprochen hatte; und alles, was er besaß, war ein Kind. Erst als der Stoteler hörte, dass der Verlust der Tochter den Spielmann trübsinnig gemacht hatte, und sein ungeliebter Halbbruder fortan nicht mehr in Euren Diensten zu stehen beliebte, ließ er endlich von seinem Vorhaben ab. Walther war ihm ungefährlich geworden, so verlor er das Interesse an seiner Ermordung. Gerhard II., der noch immer bangte, die vielen Münzen eines Tages zurückzahlen zu müssen, brachte den Stoteler auf eine Idee, wie er aus seiner nun lästig gewordenen Beute noch einen Vorteil erwirken könne. So wurde entschieden, Freyja im Kloster Buxtehude zu erziehen, mit dem Ziel, sie eines Tages klug zu vermählen. Von dort aus flüchtete sie aber, nachdem sie hörte, dass der Graf von Stotel nun vorhatte, sie alsbald gewinnbringend zu verheiraten.«
    Jetzt richtete Runa das Wort wieder an ihren Bruder. »Sie ist geflüchtet? Wohin? Wo ist mein Kind?«, forderte sie aggressiv und rüttelte an seinem Arm. »Sag mir, wo sie ist, Johannes! Sofort!«, brüllte die Mutter nun.
    »Ich weiß es nicht, Runa«, versicherte er und ließ seine Schwester nicht aus den Augen. Sie hatte einen Blick, der versprach, ihn auf der Stelle zu töten, wenn er jetzt das Falsche sagte. »Nachdem man beschloss, Freyja ins Kloster zu schicken, wurde ich von Johannes I. dazu berufen, auf sie acht zu geben – aus der Ferne versteht sich. Sie war plötzlich zu einem kostbaren Gut geworden. Darum ließ ich mich bei dem Müller anstellen, unweit des Klosters, und führte jahrelang ein Leben, was ruhiger nicht hätte sein können. Durch einen Zufall jedoch lernte Freyja mich kennen. Es war nicht geplant, aber sie fasste wohl Vertrauen zu mir. Eines Nachts stand sie plötzlich vor der Mühle. Sie erzählte mir, dass sie flüchten wolle – mit oder ohne mich. Da bin ich mit ihr mitgegangen. Wir verließen Buxtehude Richtung Kiel. Dort habe ich Graf Gerhard heimlich eine Nachricht über unseren Verbleib zukommen lassen, doch das bereute ich schon kurz danach. Als ich mich entschied, Freyja zu helfen anstatt sie auszuliefern, war es schon zu spät. Von einer Magd der Kieler Burg erfuhr sie, wer sie wirklich ist, und wollte nach Hamburg zu ihrer Familie. Dabei haben Kuno und die Ritter sie aufgegriffen. Ich konnte nichts tun, als mich gerade noch in die Wälder zu flüchten. Sie ritten einfach mit ihr davon. Alles, was zurückblieb, war jenes Tuch.«
    »Nein!«, flüsterte Runa, die nicht fassen konnte, dass sie dabei war, ihre Tochter womöglich ein zweites Mal zu verlieren.
    »Wohin brachten sie das Mädchen?«, wollte der Graf wissen.
    »Wenn ich es nur wüsste. In Kiel, als Kuno mich noch zu seinen Verbündeten zählte, sagte er mir, sie solle zu den Besitzungen Graf Gerhards gebracht werden. Doch welche Burg oder welches Gut damit gemeint war, hat er nicht gesagt.«
    »Wer waren die Ritter, die du eben

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