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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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in vollem Galopp durch das Tor. Es war ein Bote, der offensichtlich wichtige Kunde bei sich trug und diese schnell ans Ziel bringen wollte. Der Zelter Margaretas war mindestens ebenso erschrocken wie sie selbst, und so warf er ängstlich seinen Kopf nach hinten und hob mit den Vorderbeinen ab. Normalerweise war das Tier friedfertig, so ein Verhalten hatte es noch nie zuvor gezeigt. Doch diese unerwartete Bewegung genügte der unsicheren Reiterin. Sie fiel vom Pferd auf den harten Boden.
    »Margareta!«, stieß Eccard erschrocken aus und sprang von Kylion.
    Auch Walther und Runa waren sofort zu ihr geeilt. Bei ihr angekommen, bestürmten sie sie mit Fragen.
    »Geht es dir gut?«
    »Hast du dir was getan?«
    Margareta war ganz blass vor Schreck, doch es ging ihr gut. »Sorgt euch nicht. Ich bin unverletzt«, erklang es leise.
    Dann sprang Eccard auf. Mit der Hand am Schwertknauf stapfte er auf den Boten zu, der erschrocken auf das Schauspiel starrte. Als er den Ritter auf sich zukommen sah, begann er rückwärts zu gehen und schlug ein Kreuz. Er war sich sicher, nun seinen letzten Moment zu erleben. Doch bevor Eccard den Boten erreichte, war die Gräfin zur Stelle.
    »Halt!«, sprach sie und hob die rechte Hand. »Dieser Mann hat sich ohne Frage rücksichtslos verhalten, doch Eurem Weib geht es gut. Bevor Ihr ihm also den Kopf abschlagt, wüsste ich gern, ob er wichtige Kunde mit sich trägt.«
    Eccard hielt inne.
    Die Gräfin richtete das Wort an den Boten, der sichtlich zitterte. »Warum bist du hier? Was bringst du für Neuigkeiten?«
    Mittlerweile war auch der Graf hinzugekommen. »Nun sprich endlich, Bursche!«
    Der Bote holte mit fahrigen Bewegungen ein Pergament hervor. Kurz erwog er, es vorzulesen, wie er es eigentlich immer tat, aber der Schreck saß ihm noch in den Gliedern. Darum übergab er das Schreiben einfach dem Grafen und sagte: »Der Rat hat kürzlich eine Entscheidung über das Schicksal des ehemaligen Ratsmanns Johannes vom Berge gefällt. Er wird gerädert. Am Tage des Martinifestes.«
    Johann II. nahm das Schriftstück zur Hand und fragte: »Wer schickt uns diese Nachricht?«
    »Euer Bruder, der Dompropst Albrecht von Schauenburg, Herr.«
    Erst jetzt überflog er die Zeilen. Es war ihm nicht anzusehen, was er dachte, doch eines stand fest: Die Nachricht über Johannes vom Berges Hinrichtung schockierte die Grafen mit Sicherheit kein bisschen mehr, als dass sie Runa, Walther und Margareta aufwühlte, die alle unter dem furchtbaren Ratsherrn hatten leiden müssen. Endlich würde er sterben und mit ihm hoffentlich all die schlimmen Erinnerungen.
    Margareta hatte sich in der Zwischenzeit mit Hilfe von Runa wieder aufgerappelt, doch war sie noch immer sehr blass. Alles in ihr weigerte sich, sich wieder auf ihr Pferd zu setzten.
    Eccard ging zu ihr und ergriff ihre Hände. Dabei schaute er sie zweifelnd an. »Geht es dir wirklich gut?«
    Sie nickte.
    »Ich muss sofort zu Graf Gerhard nach Plön. Es ist meine Pflicht, ihm von dieser Nachricht zu berichten.«
    Margareta nickte erneut.
    Mit diesen Worten rief er allen Anwesenden wieder ins Gedächtnis, was sie nur zu gern verdrängten. Er war ein Gefolgsmann des Plöner Herrschers.
    »Lass sie hier bei mir, Eccard«, warf Runa ein. »So kann sie nicht reisen.«
    Der Ritter blickte seine Schwägerin an. Dann schaute er zum Grafenpaar. Er hatte ihre Gastfreundlichkeit schon sehr beansprucht, doch auch er sah keinen anderen Weg. »Gräfin …«
    Diese fiel ihm ins Wort: »Sprecht nicht weiter, Ritter. Euer Weib ist mir willkommen. Wir werden alle zusammen nach Hamburg zum Kunzenhof reisen – in einem Pferdewagen.« Die letzten Worte sagte sie mit einem Zwinkern im Augenwinkel.
    »Ihr seid zu gütig, Herrin. Ich danke Euch sehr.«
    »Nun geht. Gerhard II. erwartet Euch sicher schon.«
    Nach diesen Worten schwang Eccard sich auf Kylion und gab seinem Gefolge den Befehl, allein zur Riepenburg zurückzukehren.
    Graf Johann II. streckte ihm das Schreiben seines geistlichen Bruders entgegen und sagte: »Nehmt das hier als Beweis mit, und geht mit Gott. Möget Ihr sicher in Plön ankommen.«
    Eccard steckte sich das Pergament unter den Mantel, nickte respektvoll in Richtung der Gräfin und warf noch einen letzten Blick auf Runa und Margareta, die einander im Arm hielten. Dann wendete er Kylion und galoppierte mit donnernden Hufen davon.
    Ritter Eccard war zunächst von Kiel zum Sitz seines Grafen Gerhard dem Blinden nach Plön geritten. Hier hatte er seinem Herrn,

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