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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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Walthers Arm, den er um ihre Schultern gelegt hatte. Sie hatte kaum geschlafen, weil Freyja zwischen ihr und Walther so unruhig gewesen war. »Ich weiß jetzt schon, wer Kylion ganz schrecklich vermissen wird«, sagte sie lächelnd zu Margareta und Eccard, die beide dabei waren aufzusitzen.
    »Vielleicht solltest du Freyja eine Zeit lang zu uns auf die Riepenburg schicken. Dort, in der Abgeschiedenheit, kann sie reiten so viel sie will. Margareta und eure Eltern würden sich sicher freuen«, schlug Eccard vor.
    »O ja, was für eine wundervolle Idee«, stimmte Margareta begeistert zu.
    »Wenn du mir versprichst, dass sie bei euch nicht nur reitet, sondern auch ein wenig Benehmen lernt, dann überlege ich es mir vielleicht«, gab Runa lachend zurück.
    »Auch als Dame ist es von Vorteil, reiten zu können, Schwester. Wenn ich an unsere Heimreise denken, graut es mir jetzt schon.«
    Eccard warf einen belustigten Blick zu seiner Frau, die wie die anderen Edeldamen seitlich auf ihrem bequemen Zelter saß. Selbst ein Pferdewagen war fast weniger behaglich.
    Mittlerweile schien das Tageslicht hell. Der morgendliche Nebel hatte sich verzogen und gab den Blick auf die Stadt und das Wasser dahinter frei. Das Wetter würde gut werden heute. Sonnig und mild.
    »Wir müssen jetzt aufbrechen. Vor uns liegen zwei Tagesritte, wenn alles gut läuft.«
    Plötzlich ertönte eine laute Stimme hinter ihnen. »Hattet Ihr etwa vor, uns ohne einen letzten Gruß zu verlassen, Ritter Eccard?« Es war die Stimme der Gräfin, die hoch erhobenen Hauptes aus der Burg schritt und auf die Freunde zuhielt.
    Eccard senkte kurz seinen Kopf und sagte: »Niemals, Gräfin, aber wir haben Eure Gastfreundschaft schon viel zu lange in Anspruch genommen. Es wird Zeit zu gehen. Habt Dank für alles.«
    »Schön, dass Ihr nach Kiel gekommen seid. So schnell wird sich diese Gelegenheit sicher nicht mehr ergeben. Die Zeit des Turniers ist keine Zeit der Staatsführung. Es tat gut, dieser Tage einmal alle Zwistigkeiten ruhen zu lassen.«
    »Ebenso habe ich es empfunden, Gräfin. Man könnte es bedauerlich nennen, dass diese Tage voller Freundschaft und Einigkeit nun ein Ende gefunden haben und ein jeder nun wieder zurückkehren muss, zu seinen Pflichten und seiner Herrschaft.«
    »Was in unserem Falle die entgegengesetzte Seite ist«, sprach Margarete von Dänemark aus, was allen schwer auf dem Herzen lag. Eccard gehörte zum Gefolge Gerhards II., und um die Freundschaft der beiden Grafen war es nicht weit her. Schließlich schwelte seit einigen Monaten ein Streit zwischen den Fürsten, der noch immer nicht zu einem Ende gekommen war. Johann II., der durch einen ungeschickten Narren von Gerhards Hof ein Auge verloren hatte, bezichtigte seinen Vetter nach wie vor, diesen Narren mit Absicht auf ihn angesetzt zu haben. Gerhard II. stritt dies bis heute ab und drohte stattdessen immer wieder mit einer Fehde. Selbst der Hamburger Rat ließ seit Wochen nichts unversucht, zwischen den Grafen zu schlichten, bislang jedoch ohne Erfolg.
    Dann machte die Fürstin einen Schritt auf Kylion zu und blickte Eccard dabei unvermindert auffordernd in die Augen. Es war wahrlich der Blick einer Herrscherin. »Es gibt Dinge, die unterliegen der gottgewollten Ordnung, und es gibt Dinge, die sich ändern lassen, Ritter Eccard. Ihr wisst, was ich damit meine. Denkt darüber nach.«
    Der Angesprochene wusste kurzzeitig nicht, wie er sich verhalten sollte. Er hatte natürlich sofort verstanden, was die Gräfin damit meinte. Bevor er angemessen reagieren konnte, betrat Graf Johann II. die Runde, und Margarete von Dänemark trat einen Schritt zurück, als ob es den kurzen Moment der Heimlichkeit gar nicht gegeben hätte.
    »Euer Gefolge scheint bereit zu sein. Dann ist jetzt wohl die Zeit des Abschieds gekommen.«
    »So ist es, Graf. Habt Dank für all Eure Freundlichkeit.«
    »Habt Dank, dass Ihr unsere Gäste wart. Eine gute und sichere Reise für Euch. Vielleicht sieht man sich eines Tages wieder; in aller Freundschaft.«
    »Das wäre auch mein Wunsch«, ließ Eccard glaubhaft verlauten. Daraufhin wendeten er und Margareta ihre Pferde. Das Gefolge setzte sich lärmend in Bewegung und hielt auf das Burgtor zu.
    Runa wischte sich eine Träne von der Wange, als sie ihre Schwester fortreiten sah. Mit mühsam kontrollierter Stimme rief sie noch: »Sag unseren Eltern einen lieben Gruß, kleine Schwester!«
    Margareta wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment schoss ein Reiter genau vor ihr

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