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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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abzulaufen. Immer wieder blieben sie stehen, strichen einem der Tiere über die Blesse oder klopften ihm den Hals. So verbrachten sie eine ganze Weile und tauschten sich über Neuigkeiten aus.
    Als sie die Box einer weißen Stute erreichten, grinste der Junge plötzlich auf diese eine bestimmte Weise, die Albert verriet, dass er mehr wusste, als er zugab. »Du verheimlichst mir doch etwas. Nun erzähl schon, was weißt du?«
    »Sie ist trächtig.«
    »Wirklich? Nun ja, das wäre nicht das erste Mal. Aber ob sie es behält, ist die Frage.«
    »Dieses Mal wird alles gutgehen. Es ist ein kleiner Hengst, den sie in sich trägt.«
    »Das sind gute Nachrichten«, gab Albert dem Jungen zu verstehen. »Ritter Eccard wird hocherfreut sein, vor allem, weil die beiden Stuten ganz hinten ja auch bald ihre Fohlen bekommen. Ein echter Kindersegen hier im Stall«, scherzte Albert.
    »Sie sind nicht die einzigen. Auch diese Graue hier ist tragend. Allerdings darf sie nicht mehr geritten werden, sonst verliert sie es.«
    »Das ist der Zelter meiner Tochter«, entgegnete Albert erstaunt.
    »Ja, ich weiß. Es war nicht geplant, dass die Stute trächtig wird. Erinnert Ihr Euch noch daran, als Kylion vor einigen Wochen durch den Zaun gebrochen war? Da ist es wohl passiert.«
    »Hmm, was für ein ärgerlicher Zwischenfall. Das erklärt natürlich, warum es sich auf dem Burghof in Kiel so eigenartig verhalten und meine Tochter abgeworfen hat.«
    »Die Dame Margareta ist gefallen?«
    »Ja, doch dem Kind ist zum Glück nichts passiert.«
    »Die Dame Margareta ist guter Hoffnung?«
    Albert schaute verwirrt zu Jons. Natürlich, er wusste ja nichts davon. Mit einer Handbewegung wiegelte er ab und widmete sich wieder dem Fohlen des Zelters. »Mit einem solchen Pferd können wir nichts anfangen. Für die Frauen wird es nicht ruhig genug sein, und als Reithengst für die Ritter – sofern es denn überhaupt ein Hengst wird – ist es ebenso unbrauchbar.«
    Jons bekam augenblicklich einen bekümmerten Gesichtsausdruck. »Ihr werdet es doch nicht töten lassen, oder?« Er hatte schon geahnt, dass der Truchsess nicht begeistert von diesen Neuigkeiten sein würde, weswegen er sogar schon erwogen hatte, nichts von der Trächtigkeit des Zelters der Rittersgemahlin zu erzählen. Doch dann wäre die Stute womöglich weiter geritten worden und hätte das Fohlen mit Sicherheit verloren. Schon der reiterlose Weg gestern von Hamburg zur Burg hatte das Tier geschwächt.
    »Nun, ich muss darüber nachdenken. Die Gräfin braucht ein Reitpferd, dieses Fohlen allerdings braucht niemand.«
    »Ich kann es brauchen! Meine Alyss ist nicht mehr die Jüngste, und wenn ich mit vierzehn vom Pagen zum Knappen werde, ist es alt genug, um geritten zu werden. Bitte, Herr, ich werde meinen Vater anschreiben und ihn fragen, ob er für das Pferd aufkommen wird …«
    Albert hob die Hand und gebot dem Jungen somit Einhalt. Wenn es um seine geliebten Pferde ging, konnte Jons kämpfen wie ein Löwe. Albert wusste das bereits, und in solchen Momenten half nur eines – Strenge! »Still jetzt! Ich habe gesagt, dass ich darüber nachdenken werde. Ritter Eccard verlässt heute schon wieder die Burg und reitet nach Plön, und ich werde ihn nicht vor seiner Abreise damit belästigen. Wenn er zurück ist, soll er die Entscheidung treffen.«
    Jons ließ den Kopf hängen. »Ich verstehe, Herr.«
    Der Anblick des enttäuschten Jungen berührte Albert wie immer, obwohl er versuchte, sich dagegen zu wehren. Er hatte dieses Kind so sehr ins Herz geschlossen, dass er auch jetzt wieder seine eigenen Vorsätze, streng zu sein, verwarf und sagte: »Aber ich werde beim Ritter ein gutes Wort für dein Pferdchen einlegen.«
    Ruckartig hob Jons den Kopf, und das Geplapper begann von neuem. »Danke, Herr, ich danke Euch vielmals. Das ist mehr, als ich erwarten kann. Ihr werdet es nicht bereuen, dass …«
    »Jons!«
    Sofort presste der Junge die Lippen zusammen und schwieg.
    »Kein Wort mehr darüber, bis ich mit dem Ritter gesprochen habe.«
    Der Junge nickte stumm.
    »Gut. Nun zum heutigen Tag. Ich möchte, dass du Kylion sattelst, damit Ritter Eccard bald aufbrechen kann. Die nächsten Tage verbringst du außerdem bitte mehr Zeit mit dem Training des Rapphengstes – sofern der Schnee es zulässt. Wenn Ritter Eccard wieder aus Plön heimkehrt, wird er vielleicht ein Pferd zum Wechseln brauchen. Kylion benötigt neue Beschläge, und danach ist er gern ein bis zwei Tage fühlig.«
    »Wird erledigt,

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