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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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Freude außer sich sein.«
    »Sie – ist – keine – Bohnenstange«, stieß Jeremy zwischen wütend zusammengepressten Lippen hervor. »Und sie wird dich nicht heiraten.«
    »Was denn, Ohneland? Glaubst du etwa, König Feodor gibt sie dir? Dem Sohn eines Trunkenboldes ohne Besitz?« Guy erlaubte sich ein überhebliches Lachen.
    Jeremy musste sich sehr beherrschen, nicht wieder vom Pferd zu steigen und Guy zu verprügeln. Der Schwertgriff an seiner Seite schmiegte sich warm in seine Hand, als ob er ihn trösten wollte.
    »Wenn ich den Drachen für ihn töte, wird König Feodor mir alles geben, was ich will«, sagte Jeremy hoffnungsvoll, gab seinem Pferd die Sporen und ritt davon, ohne Guy noch einen einzigen Blick zu gönnen.
    »Und wenn die Flüsse aufwärts fließen, tanzen meine Schweine Menuett«, schrie ihm Guy nach. »Idiot«, fügte er hinzu, als Jeremy hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden war. Dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn dieser Ohneland nun wirklich den Drachen tötete und mit seiner Heldentat vor König Feodor trat?
    Guy wandte sich zu seinen Männern um. »Morgen früh reiten wir ihm nach. Ich möchte sicher gehen, dass der Drache ihn mit Haut und Haaren frisst.«
     
     
    Brunophylax war nach seinem Auftritt auf der Festwiese auf direktem Weg in seine Höhle zurückgeflogen, und den ganzen Weg über hatte er Selbstgespräche geführt. Obwohl er sich immer wieder sagte, die Hauptsache sei, mit heiler Haut davon gekommen zu sein, machte er sich Vorwürfe, dass er sich überhaupt zu diesem Ausflug hatte hinreißen lassen.
    Zu Hause angekommen, rollte er sich zusammen und schlief vier Tage und Nächte durch, verfolgt von wilden Träumen von Herzkirschentorten, die sich in scharfe Schwerter verwandelten, und Rebhühnern, die mit Drachenzähnen geschmückt waren.
    Als er aufwachte, war er sehr froh, in seiner gemütlichen Höhle zu sein. Der Anblick seines blinkenden Schatzes, allen voran der Diamant von Ozram, stimmte ihn heiter.
    »Hauptsache, ich bin heil wieder zu Hause«, sagte er sich. »Obwohl – hätte ich nur einen Moment der Schwäche gezeigt, wäre der Kerl über mich hergefallen. Vermutlich hingen meine Zähne jetzt schon an seinem Wams… widerlich! Das nächste Mal, wenn mich so ein Leichtsinn überfällt, bleibe ich zu Hause.
    Die Pastete war allerdings köstlich«, fuhr er fort, während er ein schlecht abgehangenes Schaf von letzter Woche zum Frühstück verspeiste. »Und dieses entsetzliche, nagende Gefühl in meiner Brust ist auch verschwunden. Man könnte doch sagen, es hat sich gelohnt.«
    Später, als er sich vor seiner Höhle in die Sonne legte, ertappte er sich allerdings dabei, wie er sich mehrmals umsah und seine Nüstern witternd aufblähte.
    »Sie könnten natürlich jetzt auf die Idee kommen, mir ihrerseits einen Besuch abzustatten. Mit ihren Zauberschwertern«, sagte er. »Schließlich wissen sie, wo ich wohne.«
    Wehmütig sah er zum Eingang seiner Höhle hinüber. »Vierhundert Jahre wohne ich nun hier, vierhundert Jahre Arbeit stecken in dieser Behausung. An einen Umzug zu denken macht mich ganz fertig!«
    Als er noch eine Weile darüber nachgedacht hatte, kam er jedoch zu dem Schluss, dass ein Umzug eine notwendige Vorsichtsmaßnahme war, wenn er sich jemals wieder entspannt in der Sonne rekeln wollte. Vor einigen Wochen war gar nicht so weit von hier (für Drachenverhältnisse) ein Artgenosse an Altersschwäche verstorben. Bruno hatte davon gehört und dem alten Drachen einen letzten Besuch abgestattet, in der Hoffnung, noch einen Teil seines Schatzes zu ergattern, der nun unbewacht in der Höhle liegen musste. Aber er war zu spät gekommen.
    Ein anderer Drache hatte den Schatz schon an sich genommen, und den Rest hatten sich die Zwerge und anderes Gelichter, das sich in dieser Gegend herumtrieb, unter den Nagel gerissen. Die Höhle des toten Drachen war eine schöne, geräumige Heimstatt gewesen, mit modrigen, feuchten Ecken, in denen Pilze gediehen, und hohen dunklen Verliesen, wo Fledermäuse von der Decke hingen. Brunophylax musste zugeben, dass die Höhle seiner eigenen an Behaglichkeit fast ebenbürtig war.
    Vielleicht sollte er einen Umzug dorthin in Erwägung ziehen. Allerdings würde es eine Zeit lang dauern, seine Schätze zusammenzupacken. Er würde sicher einige Male hin- und herfliegen müssen. Bruno stöhnte bei dem Gedanken daran, aber es half nichts, je eher er damit anfangen würde, desto besser. Er war gerade dabei, die ersten

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