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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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funkelte.
    »Was ist das?«, fragte Jeremy beeindruckt.
    »Der Diamant von Ozram«, antwortete der Drache voller Stolz. »Der größte Diamant, der jemals gefunden wurde. Seit zweihundertdreißig Jahren in meinem Besitz.«
    »Er ist wunderschön«, sagte Jeremy und streckte seine Hand nach ihm aus.
    »Finger weg«, rief Bruno scharf. Zungenspalter schoss nach vorne und verharrte diesmal nur einen Fingerbreit vor seinem Auge in der Luft.
    »Ahm, ich meinte, Vorsicht«, fügte der Drache lahm hinzu. »Ich habe ihn frisch poliert…«
    Jeremy nahm Zungenspalter wieder an seine Seite und lachte. »Keine Angst, Ihr könnt Euren Diamanten behalten. Ich sehe ja, wie Ihr an ihm hängt. Ich nehme mir von diesen Edelsteinen hier, wenn Ihr nichts dagegen habt.« Er zeigte auf einen Haufen walnussgroßer Smaragde, Saphire und Rubine, von denen vermutlich ein einziger ausreichte, um Burg Berryfield zu sanieren.
    »Bedien dich nur«, sagte Brunophylax mit einem schiefen Lächeln. Jeremy stopfte sich die Taschen mit den wertvollen Steinen so voll, wie er konnte. Auf dem Rückweg nach Feodonien würde er in irgendeinem Marktflecken anhalten und sich von Kopf bis Fuß neu einkleiden, dazu ein neues Pferd und ein Geschenk für Melinda.
     
     
    Bruno sah, wie ein glückliches Lächeln über Jeremys Züge ging und war wider Willen gerührt. Wegen der paar Steinchen so dankbar zu sein…
    »Ich müsste hier noch irgendwo diesen Ring haben, der seinen Träger unsichtbar macht«, sagte er gedankenverloren. »Ich kann damit nichts anfangen, er passt nicht mal über eine Kralle von mir, aber ein Mensch…« Er verstummte und biss sich auf die Zunge. Ja, war er denn von allen guten Geistern verlassen? Wenn dieser Kerl sich den Ring schnappte, dann konnte er jederzeit ungesehen heranspazieren, mit seinem hinterhältigen Schwert in der Hand, und ihn meucheln und berauben!
    Aber Jeremy hatte nur mit einem Ohr zugehört.
    »Was es nicht alles gibt«, sagte er und spähte zum Höhleneingang hinüber. »Es ist schon Mittag. Wir sollten uns zu deinem toten Drachen aufmachen, damit ich mich noch im Hellen auf den Rückweg machen kann.«
    »Ja, es wird höchste Zeit«, stimmte Bruno erleichtert zu und eilte dem Ausgang entgegen. Jeremy und Zungenspalter folgten.
    Es war kein angenehmer Flug für Bruno – die Spitze von Zungenspalter saß die ganze Zeit über genau an der empfindlichsten Stelle in seinem Nacken –, aber auch Jeremy genoss es nicht, zwischen den Rückenzacken des Drachen zu sitzen und tief unter sich die Berge in der flirrenden Mittagssonne zu bewundern. Er war sehr froh, als sie vor der Höhle des totes Drachen landeten und er von Brunophylax’ Rücken klettern konnte. Zusammen traten sie in das Dämmerlicht der Behausung und stießen schon nach wenigen Schritten auf den riesigen Leib des Dahingeschiedenen.
    »Ist er auch wirklich tot?«, fragte Jeremy, aber die Frage war überflüssig. Hätte nur noch ein Funken Leben in dem Drachen gesteckt, hätte Zungenspalter sich nicht so brav verhalten.
    »Was nimmt man denn so als Trophäe, wenn man einen Drachen getötet hat?«, wollte Jeremy wissen, und Bruno schnaubte: »Was weiß ich! Die Zähne natürlich, auch die allerletzte Schweifzacke wird gern genommen, die Zunge, die Augen – grenzenlos geschmacklos, wenn man mich fragt.«
    »Dann sollte ich vielleicht von jedem etwas nehmen«, meinte Jeremy und machte sich daran, die Schweifzacke abzusägen. Ein dicker Schwall schwarzes Drachenblut schoss aus der Wunde und beschmutzte sein Wams.
    Bruno wandte sich angewidert ab. »Sag Bescheid, wenn du fertig bist, das kann man ja nicht mit ansehen!«
    Auch Jeremy hätte sich am liebsten abgewandt, aber nun hatte er die Sache einmal begonnen und musste sie auch zu Ende führen. Es war harte Arbeit, den toten Drachen zu zerstückeln, denn Zungenspalter half kein bisschen mit. Seine Kräfte beschränkten sich darauf, lebendige Drachen zu durchbohren, und Jeremy musste die ganze Arbeit alleine machen. Es dauerte Stunden, die Dämmerung brach schon herein. Jeremy, der seit zwei Tagen kaum geschlafen hatte und vor Müdigkeit kaum noch stehen konnte, hielt nur der Gedanke daran aufrecht, wie er mit den Drachentrophäen vor König Feodor treten und um Melindas Hand anhalten würde.
    Nun wird Drachenblut von jeher große Bedeutung zugemessen, und man sagt ihm allerlei Wirkungen nach, von der Eigenschaft, denjenigen, der darin badet, unverwundbar zu machen bis hin zu dem Märchen, denjenigen, der davon

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