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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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Säcke seines Schatzes neben dem Höhleneingang zu stapeln, als ihn ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube traf wie eine Kanonenkugel.
    Er drehte sich um und sah einen jungen Mann hinter einem Felsen hervortreten, in der Hand ein langes, unheilvoll zuckendes Schwert.
    »Beim drei Mal gezackten…«, fluchte er leise, als das Schwert auch schon auf ihn zuschoss und nur eine Handbreit vor seinem Auge Halt machte.
    »Kein Feuer spucken, oder das Schwert durchbohrt Euer Auge«, sagte Jeremy etwas atemlos. Er war die Nacht und den ganzen Morgen hindurch geritten, und immer, wenn er nicht weiter gewusst hatte oder sich ausruhen wollte, war die Schwertschneide an seiner Seite unruhig geworden und hatte mit dem spitzen Ende in eine bestimmte Richtung gezeigt. Jeremy war sich sicher gewesen, dass das Schwert den Weg zur Drachenhöhle kannte. So war er ohne Rast hierhergelangt. Hinter der letzten Wegbiegung war das Schwert plötzlich aus der Scheide gefahren und ihm direkt in die Hand gesprungen. Jeremy, der nun gewarnt war, dass der Drache sich in unmittelbarer Nähe aufhielt, hätte sich lieber ein wenig umgesehen und ausgeruht und in aller Ruhe einen Plan ausgetüftelt, aber Zungenspalter war auf eine direkte Konfrontation aus. Es schien genau zu wissen, was es tat.
    »Ich rühre mich nicht«, versicherte Bruno, Zungenspalter direkt vor der Pupille. »Ahm… kennen wir uns nicht, junger Mann?«
    »Sicher, ich bin der, der Euch die Pasteten gab«, sagte Jeremy und bemühte sich, so zuversichtlich wie möglich zu klingen. »Und jetzt bin ich gekommen, um Euch zu töten.«
    »Hm, hm«, machte Bruno. Etwas anderes fiel ihm auf die Schnelle nicht ein.
    Jeremy verharrte ein paar Sekunden unschlüssig und fürchtete sich vor dem, was Zungenspalter als Nächstes tun würde. Aber so lange sich der Drache nicht rührte, verhielt das Schwert sich ganz still.
    »Die Frage ist, was du für einen Nutzen davon hast, wenn du mich tötest«, sagte Bruno. »Immerhin könntest du ein reicher Mann sein, wenn du mich verschonst. Meine Höhle ist voll unermesslicher Reichtümer… Wenn du mich verschonst, gebe ich dir etwas davon ab.«
    »Wenn ich Euch töte, gehört mir alles«, gab Jeremy zu bedenken.
    »Ähm, hm«, machte Bruno. »Das schon, aber… sonst sehe ich wirklich überhaupt keine Vorteile für dich.«
    »Wenn ich Euch töte, gibt König Feodor mir seine Tochter zur Frau«, sagte Jeremy. »Und ich werde König von Feodonien.«
    »Gut, gut«, murmelte der Drache. »Aber sonst – nein, sonst hast du wirklich keinen Nutzen davon.«
    Jeremy spürte, wie sein Arm erlahmte. Er wusste, dass es töricht war, aber der Drache war ihm aus irgendwelchen Gründen sympathisch.
    »Wenn es nach mir ginge, müsste ich Euch ja auch nicht unbedingt töten«, sagte er. »Ich fürchte nur, dieses Schwert ist ganz scharf darauf. Außerdem wüsste ich keine andere Lösung. Wenn ich Euch ungeschoren lasse, heiratet Melinda diesen Gilesbury, und ich gehe leer aus.«
    Bruno hatte einen Geistesblitz. »Und wenn du König Feodor eine Drachenzunge bringst und behauptest, du habest mich getötet?«
    »Nun, das könnte gehen«, sagte Jeremy, »aber Ihr werdet mich wohl kaum eure Zunge herausschneiden lassen.«
    »Ich nicht«, stimmte Bruno zu. »Aber ich könnte dir eine erstklassige Drachenzunge besorgen. Nicht weit von hier hat ein Drache sein Leben ausgehaucht. Wenn ich hinfliege und…«
    »Ihr fliegt nirgendwo hin«, sagte Jeremy, und Zungenspalter zuckte unternehmungslustig.
    »Gut, dann fliegen wir eben zusammen«, schlug Bruno vor. »Du kannst dem toten Drachen die Zunge herausschneiden und dem König vorlegen, und ich werde von hier verschwinden und niemals wieder in Feodonien auftauchen.«
    »Hm«, meinte Jeremy »Das könnte funktionieren.«
    »Aber sicher doch«, beteuerte Bruno. »Kein Mensch wird den Unterschied zwischen dieser und meiner Zunge erkennen.«
    Vorsichtig ließ Jeremy Zungenspalter sinken. Bruno bewegte sich, so sachte er konnte, in die Höhle zurück. Jeremy folgte ihm. Nach wenigen Schritten sah er die Berge von Schmuck, Goldmünzen und Silber, die Brunophylax im Laufe der Jahre angesammelt hatte. Er pfiff leise durch die Zähne.
    »Ja, ja, es ist nicht übel«, sagte Bruno selbstgefällig. »Harte Arbeit natürlich, aber es hat sich gelohnt. Du kannst dir gerne nehmen, was dir gefällt… bis auf das.«
    Er war Jeremys Blick gefolgt, der auf dem Diamanten von Ozram ruhte, der selbst im trüben Licht der Höhle geheimnisvoll

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