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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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lassen, und Mel hat vorgeschlagen, dass wir eine eigene Band aufmachen sollten, aber diesmal richtig. Aus Gründen der Geheimhaltung, Super Illu musste ja auch nicht alles mitkriegen, haben wir uns dann für eine gewisse Zeit getrennt.
    Ich hatte den Auftrag, mich in die Percussion einzuarbeiten, und Mel hat gemeint, dass ich für unseren ersten Titel etwas ganz Besonderes entwickeln sollte. Wir haben’s Trommeln in der Tiefe genannt, und genauso sollte es klingen. Es hat mich fast tausend Jahre gekostet, den richtigen Platz ausfindig zu machen, aber dann hatte ich ihn: Ganz tief in der Erde, da ist die Akustik einfach geil, weil man alles immer gerade so bauen kann, wie man’s will. Und noch etwas hat dafür gesprochen, dass ich mich so weit zurückziehe: Mel hatte aus erster Hand erfahren, dass Super Illus Prinzen auch noch eine Zuhörerschar mit einzubauen planten. Da es bisher keine gegeben hatte – die Idee war gar nicht mal so übel, fand ich… Unbeteiligte, die zuhören und Beifall klatschen müssen –, mussten sie welche erschaffen, und natürlich haben sie sich die Zuhörer nicht ins eigene Haus geholt, sondern dort abgeladen, wo wir auch schon waren. Hat eigentlich jemand eine Ahnung, was es bedeutet, wenn man bei den Proben dauernd die Zuhörer am Hals hat? Rückzug schien mir damals das Beste, schließlich wollten wir die Zuhörer nicht umbringen, sollten sie doch eines Tages auch mal uns zuhören und dann entscheiden, was ihnen besser gefällt: Volksmusik oder Rock’n Roll.
    Es war eine regelrechte Sträflingsarbeit, das Tonstudio einzurichten. Tief drunten musste es liegen, und weil ich nicht sicher war, ob auch wirklich nichts nach oben dringt – was ist denn das für’n Knalleffekt, den jeder schon Jahrhunderte vor der Premiere kennt? –, habe ich alle Zugänge abgedichtet, mit Millionen Tonnen Gold und so’m Zeug, das man gut bearbeiten kann, und das Studio mit einer Extraschicht Mithril abgedichtet. Das Zeug ist eigentlich geheim, aber weil’s praktisch alles abhält, ist es der optimale Dämmstoff. Jetzt, im Nachhinein, war’s eine beschissene Idee, aber das konnte ich schließlich nicht wissen. Ich hab’s ein paar tausend Jahre später auf die harte Tour erfahren müssen.
    Ich war so beschäftigt mit Ausprobieren, Umbauen, Komponieren und Üben, dass ich die Zeit völlig vergessen habe, bis Mel mir eines Tages ein paar Zuhörer schickte und meinte, dass ich daraus vielleicht ein paar geschickte Trommler machen könnte. Die Idee hatte was: Eine richtige Percussion-Gruppe. Und es waren eigentlich keine üblen Burschen, ein bisschen hässlich vielleicht und nicht besonders geschickt, aber sie hatten den Beat im Blut, und wenn ich mir anschaue, wer in den letzten vierzig, fünfzig Jahren alles Erfolg im Showbiz gehabt hat, dann waren die Jungs damals eigentlich sogar vergleichsweise hübsch. Zuerst habe ich ihnen beigebracht, wie man richtig zuschlägt. Ein paar haben’s nie richtig verstanden, aber nach ein paar Generationen gab es schon richtig gute Drummer. Der Rest, na ja, sagen wir’s so: Sie konnten immer noch gut draufschlagen, aber von Rhythmus keine Spur.
    Und dann sind die Nachbarn eingezogen. – Noch zwei Bier, bitte!
     
    [cut]
     
    ER: Nachbarn können nervig sein, das habe ich erfahren müssen, auf die harte Tour. Ich saß gerade an der Partitur zu Trommeln in der Tiefe, da hab ich sie gehört. ›Pling‹ – ›Plang‹ – ›Kling‹ – ›Klang‹, so ging’s dauernd. Immer und immer wieder, völlig arhythmisch und von allen möglichen Stellen zugleich. Offenbar schützt das Mithril nur von innen nach außen, aber nicht umgekehrt. Dass sowas mal notwendig werden könnte, daran habe ich nie auch nur im Traum gedacht, ich meine: Wenn man die ganze Oberfläche zur Verfügung hat, wer zieht denn dann in den Keller? Ich habe sofort nachgeschaut, wer so blöd war, und festgestellt, dass die Zuhörer sich mittlerweile nicht nur an der Oberfläche breit gemacht hatten, sondern jetzt auch unterirdisch zu wohnen anfingen. Sie nannten sich khazad, aber meinetwegen hätten sie sich auch Kotzbrocken nennen können, das war passender gewesen.
    Schön, dachte ich, ignoriere sie. Das Problem wird sich von selbst lösen. Sie werden abziehen, wenn sie merken, dass die Wände hier nur voll Weichmetall sind, und am Dämmschutz werden sie sich dafür die Zähne ausbeißen. – O Mann, was war ich für ein Trottel.
    Denn das Problem hat sich nicht gelöst. Im Gegenteil: Nachdem die

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