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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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Einhalt. »Wir sollten nicht so großes Aufhebens davon machen«, sagte er.
    »Ihr müsst Berryfields Zauberschwert gestohlen haben«, rief Melinda mit geröteten Wangen aus. »Ich weiß, dass er den Drachen töten wollte, aber ihr habt ihm das Schwert verweigert, um den Ruhm selber zu ernten!«
    Ein Raunen ging durch die Menge, aber Guy erlaubte sich ein überlegenes Lächeln.
    »Man braucht kein Zauberschwert, meine verehrte Prinzessin, um einen Drachen zu töten. Man braucht nur Mut und Muskeln. Ich habe Berryfield sein jämmerliches Schwert ausgehändigt, das könnt Ihr mir glauben, und ich habe es seither nicht mehr angerührt.«
    »Flink wie ein Wiesel, stark wie ein Löwe, leichtfüßig wie ein Reh«, riefen seine Männer wieder.
    »Ich glaube Euch kein Wort«, rief Melinda. »Wo ist er denn, wenn Eure Worte wahr sind?«
    »Oh, Ihr sorgt Euch um den guten Ohneland! Ich fürchte, ihm ist schon ziemlich bald der Mut abhanden gekommen. Er ist am Fuß der Berge hängen geblieben«, sagte Guy bekümmert. »Meine Leute und ich trafen auf ihn, wie er sich dort Mut antrank, um weiter zu reiten. Er war so betrunken, dass er nur noch gelallt hat. Auf dem Rückweg, nachdem ich gegen den Drachen gekämpft und gewonnen hatte, fanden wir ihn an der gleichen Stelle, seinen Rausch ausschlafend. Er war nicht wachzukriegen, deshalb haben wir ihn liegen lassen.«
    Wieder ging ein Raunen durch die Menge.
    »Niemals«, flüsterte Melinda. In diesem Augenblick fiel ein riesiger Schatten über den Burghof. Eine Sekunde später landete Brunophylax mit ausgebreiteten Schwingen im Kies. (Er riss dabei ein winziges Klohäuschen um, sowie die Wäscheleinen mit frisch gewaschenen Leinentischdecken und Unterwäsche.) Wie beim ersten Mal löste sein Anblick Schreckensstarre und Fluchtreflexe aus. Aber diesmal reagierte Bruno auf die davonstiebenden Bogenschützen, indem er ihnen eine gewaltige Feuerwolke hinterherschickte und sie damit zu Fall brachte.
    »Niemand rührt sich!«, donnerte er. »Ich bin gekommen, um den Mann zu bestrafen, der meines Bruders Zunge nahm!« Eine kleine, weiße Flamme schoss ganz nah an Guys linkem Ohr vorbei. »Du… warst es!«
    »D-d-d-as war dein B-b-bruder?«, stotterte Guy, dem jede Farbe aus dem Gesicht gewichen war.
    Der König stellte sich mutig an seine Seite. »Guy hat ihn im Zweikampf besiegt, Drache, und er wird auch dich besiegen«, sagte er.
    »Im Zweikampf besiegt?« Bruno lachte ein dröhnendes Drachenlachen. »Mein armer Bruder hat bereits seit einer Woche tot vor seiner Höhle gelegen!«
    Durch die Menge ging ein erneutes Raunen. Der Drache quetschte sich eine dicke Träne ab, die über seine Wangen rollte und mit einem lauten Zischen im Kies landete.
    »Ich wollte ihn gerade für die Beerdigungszeremonie schmücken, wie es bei uns üblich ist, und habe die Täler nach Blumen abgesucht. Als ich zurückkam, den Arm voller Enzian, da hatte jemand meinem armen Bruder…« – hier fing Bruno erneut an zu brüllen – »…die Zunge herausgeschnitten, an seinem Schweif herumgemetzelt und seine Augen ausgestochen!«
    Bei jedem Wort schossen kleine Flammen haarscharf an Guys Kopf vorbei.
    Guy glitt der goldene Ball aus der Hand.
    »Aaaah«, machte Bruno, als würde der Anblick ihm den allerletzten Nerv rauben.
    »Das war ich nicht«, beteuerte Guy aufschluchzend. »Das war Ohneland.«
    »Gilesbury«, sagte der König schockiert, aber Guy hörte ihn gar nicht: »Ich war’s nicht! Ich war’s nicht! Oder, Männer? Ihr könnt doch bezeugen, dass ich’s nicht war?«
    Seine Männer, ohnehin vor Schreck gelähmt, stammelten nur wirr durcheinander. »Flink wie ein Löwe, stark wie ein Reh, leichtfüßig wie ein Wiesel«, stotterten sie.
    »Er war mein einziger Bruder«, sagte der Drache grollend und hob eine Tatze.
    Jetzt fing Guy an zu quieken wie ein Ferkel: »Nein! Verschont mich! Ich bring Euch zu Ohneland, ich weiß, wo er ist… Er war’s, der den Leichnam Eures Bruders geschändet hat.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte eine laute Stimme, und Jeremy Ohneland bahnte sich seinen Weg durch die verängstigte Menschenmenge. Er war ganz in Weiß gekleidet (den wenigsten Menschen fiel in dieser Situation auf, dass sein Umhang aus einer Leinentischdecke bestand und sein Beinkleid wie eine Unterhose aussah, ja, tatsächlich behaupteten sie hinterher, er sei äußerst elegant gekleidet gewesen, in blendend weiße Seide gehüllt), und in seiner Hand funkelte ein langes Schwert.
    »Ohneland«, rief Guy und

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