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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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einfach an den Bergen zu unserer Rechten.«
    »Ich habe aber den Eindruck, wir entfernen uns von ihnen. Wir driften nach Norden ab.«
    »Ja, das stimmt. Würden wir weiter geradeaus reiten, kämen wir morgen an eine breite Schlucht. Wir könnten zwar hinabklettern, aber dann müssten wir unsere Tiere zurücklassen und kämen garantiert zu spät zum Pass.«
    »Und du willst die Schlucht umgehen?«
    »Genau. Morgen Nachmittag werden wir durch einen Wald reiten. Wenn wir den durchquert haben, halten wir uns scharf rechts und gelangen nach zwei Tagen zum Breiten Pass. Und jetzt spar dir deinen Atem für den Ritt, der noch vor uns liegt.«
    Kel runzelte die Stirn, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als Thyko zu vertrauen.
     
     
    Stunde um Stunde ritten sie weiter und sprachen kaum miteinander. Als schließlich der Mond am Himmel stand, gelangten sie an einen kleinen Bach.
    »Thyko! Halt dein Tier an. Wir sollten hier besser eine kurze Rast einlegen. Die Echsen brauchen Wasser. Und uns könnte eine kurze Pause auch nicht schaden. Mir tut schon das Gesäß weh.«
    »Warte erst mal, welche Schmerzen du morgen Abend hast«, erwiderte Thyko. Er zügelte sein Reittier und kehrte zu Kel um.
    Die beiden Jungen folgten dem Bach zu einer kleinen Baumgruppe. Dort nahmen sie ihren Reittieren die Sättel ab und bürsteten ihnen die dünne Hornhaut vom Rücken, die sich im Laufe des Tages an den Stellen gebildet hatte, wo der Sattel auf die ledrige Haut drückte. Nachdem sie zwei Pflöcke ins Erdreich getrieben hatten, banden sie die großen Echsen daran fest; die Tiere konnten sich nun in einem kleinen Umkreis frei bewegen und Blätter von den Bäumen fressen, grasen oder am Bach ihren Durst stillen. Thyko und Kel setzten sich unter einen Baum, packten ihren Proviant aus den Satteltaschen und nahmen ein karges Mahl zu sich, das aus trockenem Brot und Käse bestand.
    »Glaubst du, wir kommen rechtzeitig an?«, fragte Kel.
    »Ich bin mir sogar sicher, dass wir’s schaffen«, verkündete Thyko. »Schau: Gestern Mittag sind wir aufgebrochen und machen nun erst die zweite Rast. Wir versuchen jetzt, fünf oder sechs Stunden zu schlafen, und spätestens im Morgengrauen ziehen wir weiter. Wenn wir jeden Tag so wenig schlafen, gelangen wir vielleicht sogar einen halben Tag eher an unser Ziel.«
    »Na, das will ich hoffen.« Kel brach noch ein Stück vom Käse ab und steckte es sich in den Mund. »Wie lange hast du denn bis nach Kor gebraucht, wenn du mit deinem Bruder gereist bist?«
    »Drei Tage und einen halben. Der Breite Pass liegt ein wenig weiter östlich«, erklärte Thyko, während er sich eine dicke Scheibe vom Brotlaib schnitt.
    »Hoffentlich erhält Gendelor die Botschaft rechtzeitig genug«, murmelte Kel.
    »Das hängt ganz von uns ab. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ja. Ich gehe zum Bach und fülle meinen Wasserschlauch«, sagte Kel. »Soll ich deinen auch auffüllen?«
    »Nein, danke. Ich will nicht plötzlich eine Kaulquappe im Mund haben, wenn ich mir morgen in der Hitze einen kräftigen Schluck genehmige.«
    »Soll das heißen, ich würde dir absichtlich Kaulquappen in den Schlauch stecken?«, erboste sich Kel.
    »Kann doch sein. Du musst zugeben, dass du mich eigentlich nicht ausstehen kannst. Und ich mag dich ebenfalls nicht. Das ist schon vom ersten Tag an so, seit wir uns kennen gelernt haben.«
    Kel blickte Thyko finster an. »Es stimmt, ich mag dich nicht besonders. Aber ich habe meine Gründe dafür.«
    »Und die wären?«
    »Die muss ich dir nicht nennen.«
    Thyko sah Kel argwöhnisch an. »Sei froh, dass ich dir nicht mit dem Messer an die Gurgel gehe, mein Freund. Ich führe dich noch zum Breiten Pass, und dann kannst du zusehen, wie du zurückfindest. Von mir aus schließ dich Gendelors Heer an.« Nach diesen Worten erhob sich Thyko und verschwand in der Dunkelheit.
    »Ich hab keine Angst vor dir!«, rief Kel ihm hinterher. »Thyko?… Thyko!«
    Nach einer halben Stunde kehrte Thyko zurück und ließ sich wortlos am Baum neben Kel nieder. Kel hatte sich zugedeckt und die Augen geschlossen, doch Thyko wusste, dass sein Gefährte noch wach war. Schließlich legte er sich ebenfalls hin und wickelte sich in seine Decke. Nur das Zirpen der Grillen und das sanfte Plätschern des Baches war zu hören, das nach und nach beide Jungen in den Schlaf wog.
     
     
    Im Morgengrauen öffnete Thyko die Augen und stellte überrascht fest, dass Kel dicht neben ihm stand und auf ihn herabblickte.
    »Wer ist Kareion?«, fragte

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