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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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ernst. »Wir sind erst wenige Minuten im Wald, und wenn wir wieder herausfinden wollten, würden wir das auch ohne eure Hilfe schaffen.«
    Ein breites Lächeln stahl sich auf das Gesicht des kleinen Trolls. »Oho, ein Naseweis! Was sagt man dazu? Na, ja, dann wollen wir mal zur Sache kommen. Wenn ihr nicht aus dem Wald herauswollt, dann wollt ihr sicher tiefer in ihn eindringen oder ihn sogar durchqueren. Leider kostet das Geld. Heutzutage kostet alles Geld. Also seid so freundlich und gebt uns eine Kleinigkeit. Hmmm, sagen wir, alles, was ihr bei euch habt. Und schon seid ihr uns los.«
    »Also seid ihr Wegelagerer«, stellte Kel fest.
    »Reiseberater«, beharrte der Troll. »Nun? Wird’s bald? Ihr seid nicht die einzigen Reisenden im Wald, die wir betreuen müssen.«
    »Wir haben kein Geld bei uns«, beteuerte Kel.
    »Na, dann komm, Dernas«, sagte der Riese. »Schlagen wir uns wieder in die Büsche und warten auf die Nächsten.« Ohne die Antwort seines kleinen Kumpanen abzuwarten, verschwand der riesige Troll krachend und knackend im Unterholz.
    Dernas sah ihm fassungslos und mit offenem Mund nach, dann richtete er den Blick wieder auf die beiden Jungen. »Entschuldigt mich kurz«, sagte er und hechtete seinem Kumpanen hinterher. Noch ehe Thyko und Kel zu reagieren vermochten, kam der kleine Troll wieder aus dem Unterholz gestapft und zerrte seinen riesigen Freund am Arm hinter sich her. »Du bist wohl wahnsinnig! Wie kann man nur so blauäugig sein! Nur, weil jemand behauptet, kein Geld bei sich zu haben, heißt das noch lange nicht, dass er auch die Wahrheit sagt.
    Außerdem habe ich dir schon hundert Mal gesagt, dass du meinen Namen nicht nennen sollst, wenn wir mit unserer Kundschaft sprechen.«
    »Aber sie haben doch kein Geld bei sich«, verteidigte sich der Riese. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, verstand er die Aufregung seines Gefährten nicht im Geringsten.
    »Entschuldigt meinen Freund bitte«, sagte Dernas. »Er ist noch neu im Geschäft.« Der kleine Troll atmete tief durch und stellte sich dann breitbeinig hin. »Also, fahren wir fort. Ich fasse unsere Geschäftsbedingungen noch mal kurz für euch zusammen: Wir hätten gerne euer gesamtes Geld, sonst kommt ihr nicht mit dem Leben davon. So. Das war’s. Jetzt gebt uns eure Geldbeutel, damit wir die Angelegenheit endlich hinter uns bringen.«
    »Aber ich habe doch schon gesagt, wir haben nichts dabei«, versicherte Kel erneut.
    »SIEHST DU?«, brüllte der Riese und versetzte seinem kleinen Freund einen so kräftigen Stoß, dass er Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. »Und jetzt komm, Dernas! Wir legen uns besser wieder auf die Lauer.« Der große Troll drehte sich um und marschierte wieder ins Unterholz zurück.
    Das Gesicht seines rundlichen Freundes lief dunkel an. »Komm gefälligst zurück! Wie sollen wir denn jemals Schätze sammeln, wenn du dich immer so benimmst? Die beiden sind doch offenbar auf dem Weg in die Menschenstadt Manreb. Und wer in die Stadt reist, hat immer eine Menge Geld bei sich! Komm sofort da raus, und hilf mir, es ihnen abzunehmen!«
    Kel lächelte den kleinen Troll an. »Wenn ihr so dringend Geld benötigt, nehmt das hier.« Er streifte sich einen Ring vom Finger und warf ihn dem rundlichen Troll zu, der ihn geschickt auffing. »Er ist zwar nicht viel wert, aber etwas Kostbareres besitzen wir nicht.«
    Völlig sprachlos blickte der kleine Troll die beiden Jungen an, die ihren Echsen die Zügel gaben und seelenruhig an ihm vorbeiritten. Eine Weile sah er ihnen nach, dann schlug er sich fluchend zu seinem Freund in die Büsche.
    »Das war nicht nötig, den beiden einen Ring zu geben«, tadelte Thyko seinen Gefährten. »Du hast doch auch bemerkt, dass die beiden harmlose Trottel sind. Wir können von Glück sagen, keinen gefährlicheren Trollen begegnet zu sein. Die hätten uns womöglich noch zum Mittagessen verspeist.«
    »Für Trolle waren die beiden schon ungewöhnlich klug, finde ich. Aber keine Angst, der Ring ist wirklich nicht viel wert«, erwiderte Kel. »Ich habe ihn von einem alten bärtigen Mann bekommen, dem ich geholfen habe, sein Pferd einzufangen. Er sagte mir zwar, der Ring habe in vergangenen Tagen große Macht besessen, aber gewiss hat er damit ein wenig übertrieben. Wie dem auch sei, ich hielt es für angebracht, die Trolle zu entlohnen.«
    »Entlohnen?« Thyko blickte seinen Gefährten ungläubig an.
    »Ja. Dass wir ihnen begegnet sind, ist doch recht nützlich.«
    »Nützlich?«,

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