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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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Prinz Adalbert zu Jeremy.
    »Gesetzt ist gesetzt«, sagte Guy von Gilesbury, der nicht gar so leicht gewinnen wollte.
    »Aber meine Mu… aber der Turm ist mehr wert als ein Läufer«, sagte Adalbert. »Also werde ich sicherheitshalber doch…«
    Niemand erfuhr mehr, was er eigentlich hatte sagen wollen, denn in diesem Augenblick landete Brunophylax, genannt Bruno Brandstifter, mitten auf der Festwiese.
    Drachen können leise fliegen wie Fledermäuse, wenn sie erst einmal in der Luft sind, sie können in großen Höhen fliegen, und wenn die Verhältnisse es zulassen, können sie sogar im Aufwind treiben wie Raubvögel. Aber was sie auf keinen Fall können, ist geräuschlos und anmutig landen. Bruno Brandstifter war keine Ausnahme. Er setzte sehr steil zur Landung an und riss im Auslaufen den kleinen Pavillon um, in welchem gekühlte Getränke für die Schachspieler bereitstanden.
    Zwei Bedienstete in blau-goldener Livree gingen mit dem Pavillon, den Kristallgläsern und den Karaffen mit Wein, Kirschsaft und Buttermilch zu Boden, der Vergnügungsmeister konnte sich gerade noch zur Seite werfen.
    »Hoppla«, sagte der Drache und legte eine Tatze auf den Diener, der ihm am nächsten war.
    Mindestens drei Hofdamen fielen in Ohnmacht, und kein Kavalier hatte die Geistesgegenwart, sie aufzufangen. Sie standen alle starr vor Entsetzen da und glotzten den Drachen an.
     
     
    An diesem Morgen war Brunophylax mit einem merkwürdigen Gefühl in der Brust aufgewacht. Nichts, nicht mal das Betrachten seines größten Schatzes, eines mehr als faustgroßen, in allen Farben des Regenbogens schimmernden Diamantens, genannt der Diamant von Ozram, hatte es vertreiben können. Das Gefühl war nagend, irritierend, und es war nach dem Frühstück immer noch da. Eigentlich war es schon seit Monaten da, und Bruno konnte es einfach nicht mehr länger ignorieren.
    »Langeweile«, hatte er wohl hundert Mal selbst diagnostiziert. »Tödliche Langeweile. Kein Wunder! Ich wohne jetzt schon wer weiß wie lange in diesen Bergen und erlebe rein gar nichts.«
    Er hatte beschlossen, ein bisschen zu fliegen, nur eine Runde, vielleicht einen Ausflug hinab ins Tal, wo Hirten mit ihren Schafs- und Ziegenherden weideten. Einmal in der Luft, hatte er entschieden, ein bisschen weiter zu fliegen, das würde seinen alten, eingerosteten Knochen und den überreizten Nerven gut tun. Sicherheitshalber flog er ziemlich hoch, als er die ersten Menschensiedlungen unter sich sah, aber das war eine überflüssige Maßnahme. Die Menschen waren es nicht mehr gewohnt, nach Drachen Ausschau zu halten, sie blickten nur noch in den Himmel, um nach dem Wetter zu sehen, und an diesem klaren, wunderbaren Junitag kam niemand auf die Idee, den Himmel nach einem Gewitter abzusuchen.
    Je weiter er flog, desto besser wurde Brunos Laune. Viel schneller, als er geglaubt hatte, erreichte er die Hauptstadt. Unbemerkt war er eine Weile über der Festwiese gekreist, um sich ein Bild von dem zu machen, was dort vor sich ging.
    »Ich will mich nur ein wenig umschauen«, hatte er sich gesagt. »Dann mache ich mich auf den Heimweg.«
    Obwohl er sehr hoch flog, war es ihm, als dringe der Duft von Gebratenem und Gebackenem in seine Nüstern.
    »Lauter Leckereien«, hatte er zu sich selber gesagt und war weiter im Kreis geflogen. Drachen nehmen den überwiegenden Teil ihrer Nahrung roh zu sich, daher wissen die wenigsten Menschen, dass sie wirkliche Feinschmecker sind, die viel für Gesottenes und Gebratenes übrig haben und begeisterte Liebhaber von Süßigkeiten sind.
    »Gefüllte Fasane, getrüffelte Gänseleber, Herzkirschentorte – auf das Zubereiten von Speisen verstehen sie sich, diese weißhäutigen Zweibeiner, das muss man ihnen lassen.«
    Er war ein bisschen tiefer geflogen, wobei er leise vor sich hinmurmelte: »Wahrscheinlich wimmelt es dort unten nur so von Drachenkämpfern und ihren Schwertern. Es wird Zeit, nach Hause zu fliegen.«
    Aber er war noch ein Stückchen tiefer gesunken, wobei er sorgfältig darauf geachtet hatte, keinen Schatten auf die Menge zu werfen. Jetzt war er schon so tief, dass er mit seinen scharfen Drachenaugen Details erkennen konnte: die goldpolierten Knöpfe auf den Uniformen, die bunten Federn auf den Hüten der Damen. Und…
    »…keine Schwerter«, hatte Brunophylax zu sich selber gesagt. »Weit und breit kein einziges Schwert. Diese Wachen da tragen ihre Säbel nur zur Zierde, wie’s aussieht.« (Die Schwerter, die auf einer Bank neben dem Schachfeld

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