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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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festzurrten. Der Steuermann teilte Johannes mit, dass die Mannschaft diese Nacht an Bord schlafen würde. Er als Mönch könne jedoch auch das kleine Kloster aufsuchen.
    So nahm Johannes das Gepäck und wanderte den schmalen Pfad hinauf zur Kirche. Der Abt war überrascht, Besuch von einem fremden Mönch zu erhalten, begrüßte ihn freundlich, wies ihm als Nachtlager eine einfache Zelle mit Stroh zu und gab ihm zu essen. Am Abend feierte Johannes gemeinsam mit den vier Brüdern des Klosters die Stunde der Komplet. Dann legte er sich schlafen, denn die Fahrt hatte ihn müde gemacht, und seine Stirn fühlte sich kalt an.
    In der Nacht kamen die Dämonen zurück. Sie glühten rotgolden in seinem Kopf und warfen ihm fremde Bilder entgegen. Ließen ihn von einer Mauer herabblicken, auf ein tieforanges Leuchten am Horizont. Dort in der Ferne am Rande des Waldes sah er zwei Männer, zu weit entfernt, um sie genau erkennen zu können. Pilger mussten es sein, denn sie hatten Wanderstöcke und trugen hochkrempige Hüte. Einer von ihnen drehte sich um, erhob seinen Arm und warf einen Vogel in die Luft, dessen schwarzer Umriss schnell näher kam. Weit ausladend waren seine Schwingen und sein Flug so leicht und erhaben, als würde es ihm keine Anstrengung bereiten. Johannes wollte den Bogen ergreifen, doch da war eine Gestalt, die ihn mit ruhiger Hand davon abhielt und sanft auf den Hals küsste. Schwarzes Haar fiel ihm über die Schulter und, unfähig sich zu bewegen, ließ er es geschehen, dass er zärtlich zurückgezogen wurde. «Spring nicht, bleib», flüsterte es in sein Ohr, doch der schwarze Adler flog weiter auf ihn zu, bereit, ihm das Herz aus dem Leib zu reißen.
    Johannes erwachte, als er den ersten Schmerz zu verspüren glaubte. Niemand hatte seinen Schrei gehört. Es war ganz dunkel in der Zelle.
    Am Morgen setzten sie die Reise fort. Zunächst sahen sie kleine Siedlungen und immer wieder Weinberge. In großen Bögen schlängelte sich die Mosel durch das Gebirge, forderte vom Steuermann noch einmal größte Aufmerksamkeit, bis ihr Lauf geradliniger und die Fahrt schneller wurde. Nun sahen sie nicht weit voneinander entfernt mehrere Burgen und eine Klosterkirche. Von den Bootsleuten erfuhr Johannes so manche Geschichte. Eine auf steiler Anhöhe gelegene Festung, die sie in der Ferne erblickten, sollte bereits von den Römern erbaut worden sein und hieß aufgrund ihrer ruhmreichen Geschichte Castra Gloria. Kurze Zeit später sahen sie eine Burg, die von einem grausamen Vogt bewohnt gewesen sein sollte, den man den Schrecken des Mosellandes genannt hatte. Johannes erfuhr, dass die Mosel schon immer umkämpft war. Die Grafen von Sponheim wollten sie ebenso in ihre Gewalt bringen wie die Bischöfe von Trier und Köln. Und so manche Burg wechselte in diesen Fehden mehrmals ihren Besitzer.
    Gegen Nachmittag hatte die Mosel das Gebirge verlassen. Am Ufer sahen sie nun allenfalls kleine Gehöfte, ansonsten Felder, so weit das Auge reichte. Das Boot war sehr schnell geworden, lag aber weiterhin ruhig auf dem Wasser. Die Männer refften das Segel und forderten Johannes auf, sich an den Mast binden zu lassen. Der verstand nicht, wollte dem Befehl nicht Folge leisten und gab erst nach, als der Steuermann ihm erklärte, dass sie bei Confluentes gefährliche Strömungen zu erwarten hätten. Johannes befestigte zunächst sein Gepäck, dann ließ er sich ebenfalls anbinden.
    Vom Mast aus beobachtete er, wie der Fluss schneller und schneller wurde. Vor ihnen tauchte am Horizont eine Stadt auf, Confluentes, wie der Steuermann sagte, doch er machte keine Versuche, die Geschwindigkeit des Bootes zu mindern. Als sie die Stadt erreicht hatten, meinte Johannes, dass das Boot noch weiter beschleunigt würde. Festungstürme, Wassermühlen, Kirchen, Patrizierhäuser zogen geschwind an seinem Auge vorbei. Und dann plötzlich, als sie die Stadtmauer passiert hatten, erblickte er ihr Ziel und verstand, was der Steuermann gemeint hatte. Sie eilten die Mosel abwärts auf einen anderen, größeren Fluss zu, der sie sofort erfasste, als sie in seine Strömung gerieten. Dass Boot wurde zur Seite gerissen, der Steuermann versuchte gegenzuhalten, doch schon drehte sich alles, und Johannes sah vom Mast aus, dass sich Weinfässer aus der Vertauung lösten, hin und her geworfen wurden und beinahe einen der Bootsmänner unter sich begraben hätten, wenn der nicht geistesgegenwärtig zur Seite gesprungen wäre. Nun wurde das Boot rückwärts in nördliche

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