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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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auf dem Hügel deutlich erkennen, sobald sie die Lichtung erreicht hatten. Wenn sie daraus hervorkämen, würde er nur wenig Zeit haben. Zu wenig, um so viele Männer auszuschalten. Doch es half nichts, darüber nachzudenken. Auch das Gefühl, das vom Magen her in ihm aufstieg, konnte jetzt nur ablenken. Johannes sammelte noch einmal all seine Gedanken und Empfindungen, bündelte sie und löste sie auf, bis nur noch die reine Aufmerksamkeit übrig geblieben war.
Zunächst geschah nichts, doch dann vernahm er das Knacken von Ästen, mal von vorn, mal von rechts, mal von links. Sie kamen näher. Das leise Rasseln der Kettenhemden ließ sich nicht verbergen. Johannes blieb aufmerksam, sein Herz schlug ruhig, sein Atem strömte gleichmäßig und unhörbar.
Ein schwacher Wind bewegte die Blätter. Vereinzelt waren Vögel zu hören. Etwas entfernt wieherten die Pferde.
Dann der Pfiff. Von drei Seiten stürzten sie aus dem Dickicht und rannten auf ihn zu. Johannes war erneut aufgesprungen, und wie von selbst leitete sein Körper die Bewegungen ein. Das Spannen und Loslassen der Sehne geschah in völliger Zeitlosigkeit. Kaum vernahm er, wie der erste Pfeil ein Kettenhemd durchbohrte. Schon griff er den nächsten und ließ ihn los, dorthin, wo er den Gegner in der Dunkelheit nur vermuten konnte und dennoch wusste. Etwas streifte ihn am Bein und flog weiter. Zugleich vernahm er, dass auch der zweite Pfeil sein Ziel gefunden hatte. Noch einmal spannte er den Bogen, hörte, wie das Geschoss nur wenige Schritte entfernt den Gegner fast durchschlug, der nun auf ihn zu taumelte, ihn zur Seite stieß und zu Boden warf.
Dann war es still.
Johannes hielt den Bogen noch immer in der Hand und war nicht fähig, sich zu bewegen. Zu schnell war alles geschehen. Und erst allmählich kam die Unruhe in ihm auf. Er befreite sich von dem toten Körper, der halb auf ihm lag, erhob sich, fiel dann wieder auf die Knie, blieb schließlich im Gras liegen, blickte zum Himmel hinauf und hörte sein Herz rasen.
    Am Morgen erwachte er dadurch, dass die Sonne herabschien und ihm warm wurde. Nur langsam erhob er sich, öffnete zögernd die Augen und bemerkte zu seiner Verwunderung, dass er auf der Lichtung ganz allein war. Das Schwert und der Bogen lagen neben ihm. Und die Pfeile. Doch sie waren unbenutzt. Nicht einer fehlte.
    In der Ferne hörte Johannes das Wiehern des Pferdes. Wenig später fand er es dort, wo er es am Abend zurückgelassen hatte.
    Er befestigte Waffen und Proviant am Sattel, schwang sich auf und ließ das Pferd vorsichtig antraben, denn er war sich nicht sicher, ob er das träumte.
    Johannes hatte sich und dem Pferd kaum Pause gegönnt. Am frühen Abend spürte er, dass die Kräfte ihn verließen. Seine Stirn war heiß. Nur mühsam konnte er sich aufrecht halten. Und als er unweit des Weges einen Hof entdeckte, lenkte er das Pferd dorthin. Er bemerkte nicht mehr, wie er den Halt verlor und zu Boden stürzte.
    Zwei Knechte fanden ihn so und trugen ihn ins Haus. Dort legten sie ihn auf Stroh, rollten seinen Körper in eine schwere Decke ein und kühlten seine Stirn mit klarem Wasser.
    In der Nacht erwachte er, unsicher darüber, wo er sich befand. Und er hörte, wie der Wind sanft durch die Bäume strich und die Blätter bewegte. Dieses Geräusch beruhigte ihn. Doch bald darauf vernahm er das Knacken von Ästen. Er wollte sich aufrichten, aber es fehlte ihm die Kraft. Weiter horchte er in die Nacht. Schritte waren auf dem Gras zu hören, so leise, dass nur ein geübtes Ohr sie wahrnehmen konnte. Mal hielten sie inne, mal schienen sie vorsichtig näher zu kommen. Es gelang Johannes, neben sich zu greifen, doch jemand musste ihm den Bogen und die Pfeile genommen haben.
    Plötzlich sprang etwas über ihn hinweg, und zugleich wurde es strahlend hell. Er sah Pfeile durch die Luft fliegen. Aufgeregtes Geschrei war zu hören. Menschen schienen durcheinander zu laufen, aber er selbst lag noch immer unbeweglich. Jemand stolperte, fiel zu Boden. Endlich gelang es ihm, den Kopf zur Seite zu wenden, und so sah er Men schen, die in alle Richtungen flüchteten, um den herabfallenden Pfeilen zu entgehen. Doch dann verließen ihn die Sinne. Es wurde dunkel und still.
    Noch einmal in der Nacht meinte er zu erwachen. «Du musst zu dir kommen», hörte er eine Stimme. «Du hast lange geschlafen, junger Mönch.» Wieder wollte Johannes die Augen öffnen, doch zugleich fürchtete er sich. Wenn es hell werden würde, könnten auch die Feinde wiederkommen.

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