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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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nicht lange, bat den Mann, alles Nötige zu regeln, und gab ihm einen Brief, mit der Bitte, ihn in Bremen an Martin auszuhändigen. Zwei Stunden später, nach einem gemeinsamen Mahl mit dem Schiffseigner, befand sich der junge Mönch wieder auf einem Schiff, das in mäßiger Geschwindigkeit auf der Reve flussabwärts fuhr.
    Die Reise auf der neuen Kogge gestaltete sich ähnlich, wie Johannes es bereits auf der Fahrt nach Brügge erlebt hatte. Da das Schiff nicht Getreide beförderte, sondern Tuch, schienen sich die Ratten fernzuhalten.
    Viele der Mitreisenden sprachen fränkisch. Das gab Johannes die Gelegenheit, sich in diese Sprache einzuhören. Zunächst verständigte er sich mit Zeichen, dann gelang es ihm nach und nach die Bedeutung vieler Worte zu verstehen und sie nachzusprechen. So wurde es auf der Fahrt nicht langweilig. War das Leben an Deck tagsüber oft interessant, wurde es nachts unter Deck oft unerträglich. Der Eigner des Schiffes hatte jedem Mitreisenden ein Tongefäß gegeben, das er in der Nacht gebrauchen sollte, wenn es dringend nötig wäre, um es später über die Reling auszuleeren. Aufgrund der Enge und Dunkelheit unter Deck kam es allzu oft vor, dass irgendein Tölpel auf dem Weg nach oben mehrere dieser Gefäße umwarf. Bald stank es dort nach Urin und Erbrochenem. Viele Reisende zogen es deshalb vor, auf Deck zu schlafen. Doch das machte die Situation an Bord nicht besser. Wer des Nachts den Weg zu den Latrinen am Bug suchte, lief nun Gefahr, auf einen der Schlafenden zu treten oder über ihn zu stolpern. Einige Mutige hangelten sich deshalb an der Außenwand des Schiffes von Tau zu Tau. Richtig schwierig wurde es, als schlechtes Wetter aufkam. Wer die Latrinen aufsuchte, musste damit rechnen, von Kopf bis Fuß durchnässt zurückzukehren. Einige zogen deshalb schon vorher ihre Kleider aus und gingen nackt zum Bug. Wieder andere, die sich schämten, nackt zu gehen, hockten sich an irgendeine Stelle. Aus Wut über dieses Vorgehen kam es am vierten Tag der Reise zu einer handfesten Schlägerei. Einen Tag später war das Trinkwasser verdorben, und im Proviant, der in Brügge eingelagert worden waren, fanden sich Maden. Der nun ersatzweise ausgeteilte Schiffszwieback roch verdächtig nach Rattenurin. Johannes wünschte sich sehnsüchtig das Ende dieser Fahrt herbei, auch weil an Bord gestohlen wurde und er Sorge um die wenigen Dinge hatte, die er mit sich führte. Für die weitere Reise waren sie unverzichtbar.
    Am siebten Tag erreichte das Schiff die Höhe von Fécamp. Die See war unruhig, aber der Navigator beschloss dennoch, Johannes an Land zu bringen. Wild schaukelte das Beiboot hin und her, als es zu Wasser gelassen wurde. Augenblicke später ruderten es vier Seemänner auf die Küste zu, während Johannes sich so gut wie möglich an einem schmalen Mast festhielt. Salzwasser klatschte ihm ins Gesicht und lief ins Boot. Verzweifelt versuchte er, seinen Mantel trocken zu halten, in den er all seine Habe eingerollt hatte. Als eine größere Welle das Boot fast umwarf, fiel der Wanderstab über Bord.
    Endlich schabte der Rumpf auf sandigem Grund. Zwei der Männer halfen Johannes, das Boot zu verlassen, und reichten ihm den Mantel und die Wasserflaschen. Nach einigen Schritten hatte er trockenen Boden unter den Füßen. Erschöpft und glücklich zugleich ließ er sich fallen, blieb auf dem Rücken liegen, spürte die Wärme der Sonnenstrahlen und atmete klare Luft, um wieder zu Kräften zu kommen. Erst eine ganze Weile später richtete er sich auf und blickt um sich.
    Hier, wo er an Land gegangen war, gab es ganz offensichtlich keinerlei Siedlung. Auch schien es keine Möglichkeit zu geben, den Strand zu verlassen. Schon von der Kogge aus hatte Johannes bemerkt, dass unweit vom Wasser Felswände emporragten, die etwa zweimal so hoch zu sein schienen wie die Klosterkirche von Loccum. Diese Felswände hatte Johannes nun vor sich. Ratlos sah er hinauf. Zu seiner Überraschung erblickte er oben am Rand des Felsmassivs einen Reiter, der sein Pferd kaum einen Schritt vom Abgrund entfernt gezügelt hatte. Doch nicht allein dies verwunderte ihn. Dieser Reiter hoch über ihm trug einen weißen Umhang, auf dem deutlich das rote Tatzenkreuz zu erkennen war. Als nächstes erkannte Johannes das Schwert, das der Reiter am Gürtel trug. Mit einer schnellen Bewegung zog er es heraus und ließ es in der Sonne erstrahlen.
    Johannes blickte gebannt zu dem Reiter hoch oben auf der Felsformation. Der war vom

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