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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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sorgte für gefährliche Strudel. Mehrmals behinderten Pfeiler längst verfallener Brücken die Fahrt. Hin und wieder konnte Johannes Fischer bei ihrer Arbeit beobachten.
Am späten Nachmittag schien es, als würde ihr Ziel bald näher kommen. Zunächst konnte man von fern Kirchturmspitzen erkennen, und bald bemerkte Johannes Wehrtürme und Dächer höherer Gebäude.
«Das ist Bremen», sagte Martin. «Nun dauert es nicht mehr lange.»
Diese Nachricht nahm Johannes dankbar auf, denn er würde den Kahn verlassen und sich endlich wieder frei bewegen können.
Etwas später waren auf der rechten Weserseite die Ausläufer der Stadtmauer zu erkennen. Wie in Minden war sie von breiten Wassergräben umzogen und durch Wehrtürme verstärkt. Während sich der Kahn näherte, sah Johannes immer deutlicher, welche Ausmaße diese Stadt hatte. Allein sieben Kirchen konnte er auf den ersten Blick erkennen. Die Zahl der Häuser überstieg die der Stadt Minden deutlich. Selbst auf der linken, ungeschützten Seite der Weser befand sich eine Siedlung. Eine Brücke über den Fluss verband sie mit dem Kern der Stadt. Entlang des Ufers lagen Lastkähne, die an Holzpfählen und Flechtwerk gesichert waren.
«Wir nähern uns der Schlagde», rief Martin. «Schaut dort!»
Martin zeigte flussabwärts zur unteren Hälfte des Hafens. Johannes erblickte dort ähnlich wie in Minden einen großen freien Platz unmittelbar am Ufer der Weser. Hier hatte eine große Zahl von Lastkähnen angelegt. Hunderte von Menschen waren eifrig damit beschäftigt, Leinensäcke von Bord zu holen und auf Fuhrwerke zu verladen. Andere Arbeiter brachten neue Ladung heran. Doch viel mehr als das beeindruckten Johannes drei große Schiffe, jedes wohl so lang wie acht Weserkähne und so hoch, dass ihre Aufbauten die Stadtmauer überragten. Sie besaßen mehrere kräftige Segelmasten.
«So etwas habe ich noch nie gesehen», sagte Johannes erstaunt.
«Das wundert mich nicht», antwortete Martin. «Diese Schiffe sind zu groß, um flussaufwärts zu fahren. Sie sind für die hohe See gebaut und können große Lasten über das Meer tragen.»
Johannes sagte nichts, so gebannt war er von dem Eindruck. Übermenschlich ragten diese Schiffe aus dem Wasser, machtvoll wie Leviathan, der Meeresdrache, der den Urkampf der Schöpfung bestritten hatte. Und doch wirkten sie auch gezähmt und befriedet, denn die Strömung des Flusses bewegte sie kaum. Ja, solche Schiffe konnten das Meer bezwingen, da war Johannes sicher.
«Wartet es ab», sagte Martin, der bemerkt hatte, wie sehr der junge Mönch von diesem Anblick in Bann gezogen wurde. «Eines dieser Schiffe wird Euch ans Ziel bringen.»
    Martin hatte dem jungen Mönch erklärt, dass es einen Tag dauern würde, um die nötigen Papiere zu erhalten. Deshalb sollte er in der Klosterkirche im Schnoor nach einem Quartier fragen. Johannes warf sich den Mantel über, versteckte das Schwert darunter, hängte sich die beiden Wasserflaschen und die Tasche um, setzte den Hut auf, ergriff seinen Wanderstab und folgte der erstbesten Gasse, um das Kloster zu suchen. Mehrfach musste er nachfragen, bis er das Schnoorviertel erreicht und die Kirche gefunden hatte. Auf dem Weg dorthin begegneten ihm, wie schon zwei Tage zuvor in Minden, viele Menschen, die rastlos unterwegs waren und Johannes kaum wahrnahmen, weil für sie der Anblick eines fremden Reisenden wohl nicht ungewöhnlich war.
    Im Johanniskloster wurde er freundlich aufgenommen und erhielt eine Schlafstätte in einem einfachen Lehmhaus gegenüber der Kirche zugewiesen, das als Spital genutzt wurde. Man erlaubte ihm, gemeinsam mit den Franziskanermönchen die Stundengebete zu besuchen und den Mahlzeiten beizuwohnen. Der Abt des Klosters stellte keine Ansprüche an seinen Gast. Johannes musste sich also nicht an den täglich anfallenden Arbeiten beteiligen. So nutzte er die Zeit und besuchte den Markt, wo er viele Steinhäuser und nur gelegentlich Fachwerk erblickte. Inmitten des lauten, geschäftigen Treibens überfiel ihn eine unerklärliche innere Unruhe. So begab er sich auf jenen Weg, den er bereits am Nachmittag gegangen war, und nach einiger Zeit erreichte er das Ufer der Weser. An einem Steg, der etwas abseits gelegen war und nicht von Lastkähnen genutzt wurde, setzte er sich und blickte auf das dahinströmende Wasser, in dem sich Licht in vielfältiger Weise spiegelte. Dort ließ er seinen Gedanken freien Lauf, bis jene innere Stille einkehrte, die er in den Stunden der Kontemplation in

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