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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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Pferd gestiegen, hatte Schwert und Bogen abgelegt und sich rückwärts kriechend zum Abhang bewegt. Mit großer Umsicht begann er den Abstieg, setzte prüfend Fuß um Fuß, Hand um Hand, fand Halt, suchte gezielt Unebenheiten und kleine Vorsprünge im Fels, um etwas tiefer neuen Halt zu finden, und bewegte sich auf diese Weise in solch gleichförmiger Schnelligkeit abwärts, dass Johannes meinte, alle Griffe, alles Vorantasten wären Teil einer einzigen, lang andauernden Bewegung. Bereits nach einigen Minuten hatte der Mann eine Höhe erreicht, die es ihm erlaubte zu springen. Es mochten noch immer zehn Armlängen sein, doch der Mann fing den Sturz mit einer Abrollbewegung auf, die ihn zum Liegen brachte. Dann erhob er sich und ging auf Johannes zu. Sein Umhang hatte bei all dem keinen Schaden genommen. Nicht einmal Schmutz war auf dem weißen Stoff zu sehen. Erst jetzt im Näherkommen erkannte Johannes, wer dieser Mann war, der ihn nun mit seinen hellen graublauen Augen musterte.
    «Du bist erwachsen geworden, Johannes von Loccum», sagte er. «Ich freue mich, dich wiederzusehen.»
Johannes war zu verblüfft von dem, was er gerade eben beobachtet hatte.
«Woher wusstet Ihr …?», stotterte er.
«Der Orden des Tempels erhält seine Nachrichten notfalls durch den Wind», antwortete der Mann ruhig. «Wir wussten, dass man dich an der Küste um Fécamp aussetzen würde. Ich folge deiner Kogge seit einigen Stunden. Was hast du auf deiner Reise erlebt?»
Johannes war noch immer so verblüfft, dass er zunächst keine Worte fand. Es gelang ihm nur, in aller Kürze von den Erfahrungen der letzten Tage zu erzählen. Der Mann schmunzelte, während er dem Bericht aufmerksam folgte.
«Da hast du einiges erlebt», sagte er kurz. «Komm, wir müssen gehen.»
Er drehte sich um und schritt auf die Felsformation zu. Johannes blickte ihm ungläubig nach.
«Was habt Ihr vor?», rief er dem Mann nach.
Der blieb stehen, drehte sich um und winkte Johannes zu sich.
«Gib mir dein Schwert, den Hut und die Trinkflaschen. Wenn du magst, kannst du mir auch den Mantel geben. Vielleicht ist er dir beim Klettern hinderlich.»
Johannes ging auf den Mann zu.
«Ich soll da hinaufklettern?»
«Es wird dir nichts anderes übrigbleiben.»
Der junge Mönch blickte zu dem Felsvorsprung hoch über ihnen, dorthin, wo das Pferd wartete.
«Ich kann das nicht.»
«Gib mir dein Schwert und alles, was dich beim Klettern hindert.»
Ungläubig gab er dem Mann Hut, Trinkflasche und Mantel. Der befestigte alles am Gürtel.
Dann zog Johannes sein Schwert aus dem Umhang. Während der Reise hatte er es immer verborgen gehalten, um nicht aufzufallen. Nun zögerte er, hielt es dem Mann dann aber doch mit der Griffseite entgegen. Der nahm es an sich, steckte es ebenfalls durch den Gürtel, drehte sich um, ging zum Absatz der Felsformation und begann den Aufstieg.
Erneut setzte er Hände und Füße geschwind mit großer Sicherheit. Johannes blickte ihm gebannt nach, so lange, bis der Mann den Gipfel erreichte und wenig später die Gegenstände, die Johannes ihm anvertraut hatte, am Sattel des Pferdes befestigte und sich an den Abhang setzte, wohl um auf Johannes zu warten.
Der bereute, nicht rechtzeitig widersprochen zu haben. Aber alles war in kürzester Zeit und mit absoluter Selbstverständlichkeit geschehen.
Johannes stand nun unmittelbar am Fels und blickte hinauf. Gradlinig zog sich die Wand in eine Höhe, bei deren Anblick dem jungen Mönch schon jetzt die Angst in die Adern schoss. Er zögerte, überlegte. Da oben saß jener Mann, der ihn vor Jahren mitgenommen und den Zisterziensern übergeben hatte. Es gab keinen Zweifel, dass dieser Mann nun von ihm erwartete, diesen Fels zu erklettern. Johannes war durch die halbe Welt gereist, um hierher zu gelangen. Keinesfalls konnte er hier am Strand bleiben und auf ein Wunder hoffen. Auch wenn der Fels so hoch war wie zwei Kirchtürme.
Er schluckte. Dann bewegte etwas in ihm seine Hand, führte sie an die Felswand. Die zweite Hand griff zu, zog den Körper nach, als der erste Fuß Halt gefunden hatte. Nun war die Aufmerksamkeit einzig und allein darauf gerichtet, Halt zu finden und immer aufs Neue Halt zu finden. Johannes suchte konzentriert Stein um Stein, Absatz um Absatz, und zu seiner Verwunderung gelang es ihm tatsächlich, Zug um Zug aufzusteigen, nicht so schnell wie der Reiter, der oben auf ihn wartete, aber doch gleichmäßig und geradezu sicher.
Erst nach einigen Minuten bemerkte er die Belastung, spürte die

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