Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
Vom Netzwerk:
schnell und wirkungsvoll, bis Johannes das Schwert aus der Hand glitt und durch die Luft flog. Er hob es wieder auf, versuchte einen erneuten Angriff mit seitlichen Schlägen, doch Jacques parierte, ohne dabei irgendeine Spur von Anstrengung zu zeigen. Schließlich ging der selbst zum Angriff über, verwirrte Johannes mit schnellen, unerwarteten Hieben und hatte nach wenigen Augenblicken die Spitze seines Schwertes auf die Brust des Gegners gedrückt und es dann langsam sinken lassen.
«Kein Grund zu verzweifeln», sagte er. «Du stehst erst am Anfang deiner Ausbildung. Deine Reaktionen sind zu langsam. Auch fehlt dir noch die Kraft. Und die Selbstvergessenheit.»
«Die Selbstvergessenheit?», wiederholte Johannes fragend, nachdem er sich wieder aufgerichtet und das Schwert beiseite gelegt hatte.
«Sie ist das, was dich von anderen Kämpfern unterscheiden wird. Es ist nicht schwer, die nötige Kraft und Ausdauer zu entwickeln, auch nicht die Technik des Schwertkampfes. Das wirst du in einigen Monaten gelernt haben. Etwas anderes ist es, eins mit deinem Schwert zu sein. Als Schwertkämpfer musst du dich selbst beherrschen, du musst dein Selbst aber auch vergessen, denn es ist das Schwert, das für dich kämpft.»
Johannes nahm seine Waffe erneut auf und hielt sie so in die Sonne, dass sich das Licht darauf spiegelte.
«Ich bin der, der das Schwert führt», sagte er.
«Du hast Unrecht», antwortete Jacques. «Dein Schwert lässt sich führen oder aber auch nicht führen. Du wirst deinen Gegner nur besiegen können, wenn du die nötige Selbstvergessenheit beweist. Erinnere dich, wie du an der Küste den Fels erklommen hast.»
«Was meint Ihr?»
«Es gab einen Zeitpunkt, da hast nicht du den Fels erklettert, sondern du warst so eins mit dem Fels, dass der Fels es zuließ, dass du ihn erklimmen konntest. Er hat zugelassen, dass du am Leben bleibst. Du solltest ihm dankbar sein.»
Johannes sah seinen Lehrer ungläubig an.
«Deshalb bin ich sicher, dass es dir auch gelingen wird, eine Waffe zugleich mit Selbstbeherrschung und Selbstvergessenheit zu führen. Vielleicht wird es letztlich nicht das Schwert sein, aber du wirst deine Waffe finden. Wir haben Zeit.»
Jacques ging zum Pferd und verstaute die Schwerter am Sattel. Er nahm eine der Wasserflaschen und reichte sie Johannes.
«Seid mir nicht böse», sagte der. «Aber ich verstehe nicht, was Ihr sagt. Die Dinge sind doch klar. Dort ist das Schwert, und hier bin ich.»
«Nun übst du dich schon viele Jahre in der Meditation», sagte Jacques. «Aber es scheint mir, als hättest du wenig über dich gelernt. Für dich sind die Dinge noch immer die Dinge. Das, was du sieht, ist das, was du glaubst.»
«Ist es nicht so? Ist dieses Schwert nicht die Waffe, die ich führe?»
Jacques überlegte kurz. Dann griff er in seinen Umhang und holte ein kleines Gefäß hervor.
«Glaubst du an Wunder, an Magie?», fragte er.
Johannes zuckte mit den Schultern.
«Ich habe nie Wunder erlebt. In vielen Büchern, die ich in Loccum studiert habe, wurden Wunder geschildert, aber ich konnte mir diese Dinge nicht erklären.»
«Und die Wunder Jesu? Meinst du, dass unser Herr nicht über das Wasser gegangen ist?»
«Das würde ich nie behaupten. Aber wir einfachen Menschen werden es wohl nicht können. Es widerspricht allem, was ich gesehen habe.»
«Und wenn Gott dir hilft, ein Wunder zu vollbringen?»
Johannes schwieg.
«In der Meditation übst du, dich ganz leer werden zu lassen, um dich zu öffnen für das, was du nicht beschreiben kannst. Auch das ist Selbstvergessenheit.»
«Was Ihr sagt, ist wahr, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie mir das mit einem Schwert gelingen soll.»
Jacques öffnete die kleine Dose, die er in der Hand hielt.
«Setz dich einmal ganz entspannt auf den Boden.»
Johannes breitete seinen Mantel aus und nahm darauf Platz. Er blickte zum Wald.
«Was immer du gleich erleben wirst, du kannst mir vertrauen», sagte Jacques.
«Was habt Ihr vor?»
«Ich werde dich in einen Traum versetzen. Was immer geschieht, du musst keine Furcht haben. Du wirst zurückkehren. Ich werde neben dir wachen und nicht von deiner Seite gehen.» «Ihr habt mich schon einmal an den Rand des Todes gebracht.»
«Das werde ich nicht tun. Ich werde dich nur träumen lassen.»
«Gut», sagte Johannes, der noch immer etwas zweifelte. «Ihr könnt beginnen.»
«Schau ab jetzt nicht direkt in die Sonne.»
Johannes bemerkte, wie Jacques ihm eine Salbe auf die rechte und linke Schläfe auftrug, gut verrieb

Weitere Kostenlose Bücher