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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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auch nach der immer gleichen Ordnung vollzog, war etwas, das so nicht ein zweites Mal geschehen würde. Dennoch konnte man jeden Schuss eines Meisters als vollkommen und schön bezeichnen. Johannes beschloss, künftig weniger in den Büchern zu suchen und stattdessen die Dinge eigenständig zu betrachten und zu erkunden.
    So nahm er sich vor, von nun an jede Gelegenheiten zu nutzen, das Scriptorium zu verlassen, um die Natur zu beobachten, in aller Ruhe die Kathedrale zu erforschen oder einfach in die Stadt hinauszugehen, um das Leben der Menschen näher kennenzulernen.
    Tatsächlich gab es vieles, was außerhalb des Ordenshauses besorgt werden musste. Es war Johannes schon seit einiger Zeit aufgefallen, dass seine Schuhe nur noch notdürftig zusammenhielten. Dies kam ihm nun sehr gelegen.
    So machte er sich nach dem Stundengebet der Terz auf den Weg zum Markt. Als er auf die Gasse hinaustrat, traf ihn das grelle Licht der Sonne. Es gab keinen Schatten, denn der Weg führte geradewegs Richtung Westen. Erst als er den Markt erreichte, konnte Johannes Schutz suchen. Bislang hatte er keine Veranlassung gehabt, länger an diesem Ort zu verweilen. Das sollte heute anders sein.
    Der Marktplatz war von zweistöckigen Steinhäusern gesäumt, die offenbar wohlhabenden Händlern und Handwerken gehörten. Auf dem Platz hatte man Stände aufgebaut, die mit Zeltdächern vor Sonne und Regen geschützt wurden. Die Menschen, die zum Handeln oder einfach nur zum Schauen hierher gekommen waren, drängten sich von Stand zu Stand vorwärts. Johannes meinte, noch nie so viele Menschen auf so engem Raum gesehen zu haben. Mitunter blieb es nicht aus, dass der eine den anderen anrempelte, doch schien das niemanden ernstlich zu stören. Johannes erlebte, dass es gar nicht so einfach war, vor einem der Stände Halt zu machen, denn wer nicht hartnäckig blieb, wurde unweigerlich von der Menge weitergeschoben. Auch auf Mönche nahm man dabei keinerlei Rücksicht.
    Johannes erkannte bald, dass die Handwerker nicht nur auf dem Marktplatz zu finden waren, sondern auch in den unmittelbar angrenzenden Gassen. In eine solche wurde er abgedrängt und fand dort mehrere Werkstätten, die unterschiedlichste Töpfe, Teller und Krüge anboten. Hier wurde Johannes von einem der Händler angesprochen, dem die Aufmerksamkeit des jungen Templers nicht entgangen war, dem aber auch bald klar wurde, dass er an diesem Kunden nichts verdienen konnte. Hinzu kam, dass sich Johannes mit der ihm fremden Sprache immer noch schwer tat. Er lobte die Vielfalt und Güte der Töpferwaren und war ein guter Zuhörer, als der Händler über das Geschäft, den Markt und die täglichen Sorgen erzählte. Nebenbei erfuhr er, dass sich auch die Zunft der Schuhmacher in einer der Seitengassen befand. Er verabschiedete sich höflich und begab sich wieder zum Markt.
    Nach einigem Gedränge und manchem Umweg fand er die Gasse der Schuhmacher. Doch war er sich nun ganz unschlüssig, was zu tun sei, denn unter den vielen Handwerkern dieser Zunft kannte er niemanden. Zwar hatte er Alanus gefragt, aber auch der war um Rat verlegen, hatte nicht einmal gewusst, wo man Schuster finden könnte. Rechts und links der Gasse bemerkte Johannes kleine, einfache Lehmhäuser mit Fenstern, die als Verkaufstresen genutzt wurden. Hier sah er neue Schuhe, aber auch ältere, die wohl noch repariert werden mussten. Die Schuster hatten ihre Werkstätten offenbar im Innern der Häuser, denn von dort war immer wieder Hämmern zu hören.
    Etwas ließ Johannes zur Seite blicken. Er bemerkte eine junge Frau, die ihn aufmerksam beobachtete. Das hatte sie wohl schon eine Weile getan, denn sie lächelte ihn auf eine Weise an, wie es Kinder tun, die bei etwas Unerlaubtem entdeckt werden. Johannes blieb gar nichts übrig, als ebenfalls zu lächeln, denn er fühlte sich in seiner Unbeholfenheit erkannt. Die junge Frau, die ihn über die Brüstung ihres Ladens gelehnt beobachtete, mochte etwa in seinem Alter sein. Sie trug ein dunkelrotes Kleid, hatte ihr schwarzes Haar kunstvoll in einem Tuch zusammengebunden, aus dem einzelne Strähnen und Locken herabfielen. Fast war es ihm, als wäre sie ihm schon einmal begegnet. Johannes erinnerte sich an das Bildnis der Maria Magdalena, das er im Dom zu Minden gesehen hatte.
    «Was sucht Ihr hier, junger Mönch?», fragte die Frau.
    Johannes bemerkte ihre hellblauen, äußerst lebendigen Augen und ihre ebenmäßigen Gesichtszüge. Sie hatte nicht die geringste Scheu, ihn von oben

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