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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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schwach.«
    »Dann denk lieber nicht darüber nach«, sagte er. »Hier, ich habe was zum Anziehen für dich …« Er tauchte mit dem Kopf in den Sack. »Es wird dich erstens wärmen und zweitens vom Grübeln abhalten.«
    Egil zog einen dicken Pelzmantel aus dem Sack und eine Hose aus glattem pelzartigem Material, das glänzte, als wäre es in Tierfett getränkt worden. Mantel und Hose schienen mir viel zu groß zu sein, aber ehe ich etwas sagen konnte, sprach Egil schon weiter.
    »Es sind magische Kleider«, sagte er. »Sie ändern ihre Größe, je nachdem, wer sie trägt.«
    Vor dem Mond zog eine Wolke vorbei. Egil neigte seinen Kopf ein wenig, wie Katzen es tun, wenn sie etwas interessiert.
    »Was hast du gegen das Wort ›magisch‹?«, sagte er.
    Egil hatte meine Gedanken gelesen. Wenn er von magischen Kleidungsstücken oder magischem Was-weiß-ich-für-Dingen redete, beschlich mich sofort die Vorstellung, es könnte wieder nur ein Traum sein – und ich wollte nicht, dass es ein Traum war. Es sollte Wirklichkeit sein, denn wenn ich auch erst vor einer knappen Stunde meinem Rollstuhl entkommen war, so wollte ich schon jetzt mehr als alles andere auf der Welt laufen, rennen und die kalte Luft in der Nase spüren.
    Egil sprach leise.
    »Wenn dir das Wort ›magisch‹ nicht gefällt«, sagte er, »werde ich das richtige Wort dafür benutzen. Es sind Fel- Kleidungsstücke. Und es war Fel- Kraft, mit der ich dich zum Gehen und Sprechen gebracht habe. Fühlst du dich mit diesem anderen Wort nun wohler?«
    »Nein, weil ich nicht weiß, was Fel sein soll.«
    Egil musterte mich eine Weile und dabei schwankte sein Blick zwischen Mitleid und leichter Belustigung.
    »Großvater ist sehr streng«, sagte er. »Ich musste ihm versprechen, dass ich dir nichts von den wichtigen Dingen erkläre, bevor wir in Island sind.«
    »Aber Island ist doch … meilenweit entfernt«, sagte ich schließlich, obwohl ich gar nicht sicher war, wo Island lag. Ich hatte nur eine leise Ahnung, dass es irgendwo ganz oben auf dem Globus war. Egil hörte nicht hin. Er hatte im Schein des Mondes eine Fledermaus entdeckt und folgte mit ruckartigen Kopfbewegungen ihrem Flug.
    »Hast du gewusst, dass Fledermäuse nicht viel besser schmecken als Ledersandalen?«, sagte er.
    Er warf einen raschen Blick hinauf zum Mond, dann drückte er mir den Pelzmantel in die Hände.
    »Wenn wir in Island sind, kannst du Großvater fragen, was du willst«, sagte er. »Aber jetzt … sieh mal, der Mond ist fast untergegangen. Bitte zieh die Sachen an und dann lass uns aufbrechen.«
    Ich schaute zurück auf die gewundene Straße, die am Kloster vorbeiführte. Sie glich einem silbernen Fluss aus Mondlicht, wenn man sich all den Müll und die geparkten Autos wegdachte. In meinem Rollstuhl war ich oft auf dieser Straße gewesen, hinter mir Schwester Mary, die mich geschoben und dabei ihre Liedchen gesungen hatte, um mir Fröhlichkeit vorzugaukeln. Wie hatte ich mich danach gesehnt, wenigstens ein einziges Mal aus meinem Rollstuhl springen und unbeschwert rennen zu können.
    Jetzt war es Wirklichkeit geworden! Wenn ich jetzt nach Vernunft und Logik fragte, würde das vielleicht nur zu vernünftigen logischen Ereignissen führen, und das, so dachte ich, war das Letzte, was ich gebrauchen konnte.
    Ich zog die Hose über meinen Schlafanzug und es war, wie Egil gesagt hatte: Sie schrumpfte auf meine Größe zusammen. Auch der Mantel schien sich zusammenzuziehen, als ich meine Arme hineinsteckte und die feucht-wohlige Wärme von Tierfell spürte. Ich beugte den Arm, und da bewegte sich das Fell so komisch, dass ich fast das Gefühl hatte, der Mantel sei lebendig.
    »Du siehst aus wie ein großes, intelligentes Nagetier«, sagte Egil. Dann griff er zu meinem Erstaunen in seine Tasche und brachte einen Schlüsselbund zum Vorschein. Es waren normale Autoschlüssel. Er drehte sich um und ging rasch auf einen uralten rostigen Zweisitzer zu, der mit der Kühlerhaube tief in einer Weißdornhecke neben uns stand. Egils grüne Augen funkelten, als er mir winkte.
    »Mit diesem Wagen bin ich vor sieben Jahren hierhergekommen, bevor ich mich in eine Katze verwandelt habe«, sagte er. »Aber ich bin sicher, er springt sofort an.«
    Ich zögerte. Es gab so viele Fragen, aber ausgerechnet die dümmste fiel mir zuerst ein.
    »Bist du überhaupt alt genug zum Fahren?«, fragte ich.
    »Ach so, warte mal«, sagte er und legte nachdenklich einen Finger an das Grübchen in seinem Kinn. »An meinem

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