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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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dem Kapitän helfen.
    »Wir Fel sind nämlich gute Seeleute«, sagte er und machte Anstalten, die Plane zurückzuschlagen. »Ich kann den Kapitän auf windstillen Kurs lotsen.«
    Als er sich umdrehte und gehen wollte, hielt ich ihn am Arm zurück.
    »Sagst du mir wenigstens, was Fel sind?«, fragte ich.
    Egil sah hinaus in den tobenden Sturm, dann warf er mir einen kurzen Blick zu.
    »Mein Großvater hat gesagt, das darf ich nicht.«
    Wieder schwappte eine Welle über das Deck.
    »Aber Egil, ich habe Angst«, sagte ich. »Ich war noch nie im Sturm draußen. Ich war auch noch nie auf einem Boot.«
    Ein plötzlicher Sprühregen klatschte Egil die Haare an den Kopf. Mit nassem Haar sah er dem Kater Shipley noch ähnlicher und das tröstete mich irgendwie. Egil blies sich einen Wassertropfen von der Nase.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Toby. Ein Sturm kann dir nichts anhaben. Fel können auf Stürmen reiten wie Menschen auf Ponys.«
    »Ich bin aber kein Fel, ich bin ein Mensch!«, sagte ich. Das Boot schlingerte heftig und wir wurden beide gegen die Plane geschleudert. Egil ließ mich nicht aus den Augen. Während sich das Boot langsam wieder aufrichtete, sprach er behutsam auf mich ein.
    »Toby, ich darf dir nur so viel verraten: Du bist nicht das, wofür du dich hältst.« Damit kroch er unter der Plane hervor und trat hinaus in den heulenden Sturm.
    Als ich allein war, begann ich Egils leisen Singsang zu summen, mit dem er vorhin den Sturm nachgeahmt hatte. Diese Töne gaben mir ein tröstliches Gefühl. Und in diesem Augenblick sagte ich mir: Selbst wenn das Boot kentern und ich heute Nacht ertrinken sollte – dieses Abenteuer wäre es wert.
    Ich war gelaufen und geklettert, ich war in einem Boot auf dem Meer gefahren und hatte laut und deutlich gesprochen – wenn auch nur für einen Tag und eine Nacht. Das alles war dem untätigen Leben im Rollstuhl schließlich bei Weitem vorzuziehen.

    Kaum hatte ich die Augen geöffnet, fuhr ich wie ein Klappmesser hoch und stieß zum zweiten Mal mit dem Kopf gegen das Fass. Die Sonne schien. Die See war glatt, ruhig und wunderschön, als hätte es den Kampf mit unserem Boot nachts zuvor nie gegeben.
    Ich blinzelte unter der Plane hervor und sah, dass die Mannschaft lachend, rauchend und Tee trinkend vor der Kajüte stand. Außer dem Kapitän waren es drei Mann. Ich spürte ihre Erleichterung darüber, dass der Motor unter ihren Füßen wieder zufrieden tuckerte und sich die See vor dem Bug bereitwillig teilte. Der Kapitän trank seinen Becher aus und schüttete die letzten paar Tropfen über die Reling. Ich hatte das Gefühl, als habe er mich zwar gesehen, sich aber nicht an mich erinnert.
    Von Egil keine Spur.
    Nach etwa einer Stunde fing ich an, mir verschiedene Szenarien auszumalen. Vielleicht war Egil vom Sturm über Bord geschleudert worden. Was dann? Ich dachte daran, mich beim Kapitän zu melden, doch wie sollte ich ihm erklären, warum ich an Bord seines Schiffes war? Um in andere Länder zu reisen, musste man einen Pass haben, hatte Schwester Mary gesagt. Sie war einmal mit jemandem, der dringend ein Wunder brauchte, in Frankreich, in Lourdes, gewesen und hatte damals ein Mordstheater um ihr Passfoto veranstaltet. Sogar die Haare hatte sie sich heimlich machen lassen und war hinterher völlig aufgelöst, weil sie ihre neue Frisur so »pompös« fand – was immer das bedeuten mochte.
    Der Umstand, dass ich keinen Pass hatte, brachte mich auf den Gedanken, der Kapitän würde umgehend nach England zurückkehren müssen. Oder er würde mich vielleicht einfach ins Meer werfen! Ich hatte weder Geld noch einen vernünftigen Grund, auf diesem Boot zu sein. Trotzdem war ich hungrig, besonders als jetzt der Duft nach gebratenem Speck in der Luft hing.
    Ich hörte einen Schrei. Als ich mich umdrehte, sah ich eine große Silbermöwe, die sanft auf dem Bootsrand landete. Wahrscheinlich hatte auch sie sich von dem Duft nach Speck anlocken lassen. Sie klappte die Flügel ein und starrte mit gelb umrandeten Augen über mich hinweg. Dann neigte sie den Kopf, wie um mich zu grüßen. Ich erinnerte mich an die stummen Gespräche mit meinen Schwalben Look und Leave.
    »Hallo, Möwe«, sagte ich, nur um den Klang meiner Stimme zu hören und festzustellen, ob sie immer noch funktionierte. Da stieß die Möwe einen ohrenbetäubenden Schrei aus und gleichzeitig kam ein schwarzes Fellknäuel mit Krallen angeschossen, begleitet von einem wütenden Zischen, das mir sehr vertraut

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