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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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dich wieder mal wie eine Katze.«
    Er hörte zu lecken auf.
    Nach einer Weile traten wir auf die Hauptstraße hinaus, und ich sah, wie die Menge sich teilte: Ein Fel in dunkelgrüner Uniform raste in einem von sechs schnappenden Wölfen gezogenen tiefschwarzen Wagen durch die Straße.
    »Polizei«, raunte Egil. Mein Mantel legte sich schützend um meinen Hals, um mich zu beruhigen. Egil schlug den Kragen hoch und ging weiter. »Wenn sie dir in die Augen sehen, dann … musst du zur Seite schauen und gähnen … einfach zur Seite schauen und gähnen.«
    Der Polizeiwagen fuhr vorbei und wir tauchten in der Menge unter. Es fiel mir schwer, nicht stehen zu bleiben und alles genau zu beobachten. Manche der Fel sahen menschenähnlich aus, andere waren kleiner und dichter behaart. Egil sagte, das seien die Vela , ein den Fel verwandter Stamm. Doch offenbar schauten die Fel auf diese Vela herab. Dann gab es noch eine dritte Gruppe, das waren Gestalten mit knochigen Stirnen und Kinnen wie Ziegelsteine, die schwerfällig durch die Menge stapften und dabei schwere Lasten auf den Schultern beförderten. Sie waren knapp einen halben Meter größer als die meisten Fel und hatten Hände wie Schaufeln.
    Als Egil sah, wie unverhohlen ich einen dieser klobigen Kerle anstarrte, zischte er: »Willst du ein gebrochenes Rückgrat riskieren?«
    »Was sind das für Typen?«
    »Das sind Thrulls «, sagte er.
    »Sind sie auch so was wie die Fel?«
    Egil überlegte einen Augenblick.
    »Großvater wird sicher nichts dagegen haben, wenn ich es dir erkläre«, sagte er flüsternd. »Es geht um Geschichte, und Geschichtswissen kann nicht schaden.«
    Er wartete, bis ein besonders großer Thrull vorbeikam.
    »Die Thrulls sind eine andere Rasse, aber auch sie sind verwandt mit den Fel. Sie leben schon immer unter dem Eis, die Fel dagegen erst seit kurzer Zeit. Höchstens dreitausend Jahre oder so. Die Thrulls haben keine magischen Kräfte, dafür sind sie stark und eignen sich gut als Krieger. Am Anfang, als wir Fel nach Langjoskull kamen, lebten sie als Brüder und Schwestern mit uns zusammen. Aber seit Helva Gullkin an der Macht ist – unrechtmäßigerweise –, werden sie gezwungen, als Sklaven zu arbeiten.«
    Ich duckte mich in einen Hauseingang, weil ein anderer großer Thrull, der gerade vorbeikam, mich fast niedertrampelte. Auf der Schulter trug er einen goldenen Eimer mit heißem rot glühendem Vulkangestein. Der Eimer drückte gegen seine Wange, aber die Hitze schien ihn nicht zu stören. Ich sah, dass er goldene Ketten um die Fußgelenke trug und dass seine Knöchel bluteten.
    Der ständige Sprühregen von den Geysiren verlieh der Luft eine angenehme Frische, obwohl gleichzeitig unter unseren Füßen die Erde aufriss wie ein übervoller Sack, aus dem Lava quoll. Der ständige Wasserschleier bewirkte, dass an den unwahrscheinlichsten Stellen büschelweise Gras wuchs, sogar auf Dachvorsprüngen und zwischen den Verbindungsstellen der Regenrinnen. Mit all dem sprießenden Grün glich die ganze Stadt einem lebenden Organismus, der im Rhythmus der gleichmäßig ausbrechenden Geysire ein- und ausatmete.
    »Und verwandeln sich hier alle in Katzen oder Vögel, wenn sie Lust dazu haben?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte Egil traurig. »Jetzt nicht mehr.«
    Seine Miene verdüsterte sich. Er streckte die Arme zur Seite wie ein Seiltänzer und balancierte zügig über die verkrustete Kante eines Lavastroms, obwohl auf dem Gehweg jede Menge Platz war. Ich hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
    »Was meinst du mit ›jetzt nicht mehr‹?«, fragte ich.
    »Denkst du, ich merke nicht, Toby, dass du mir schon wieder Antworten aus der Nase ziehen willst?«, sagte Egil, immer noch die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt. »Aber wir sind jetzt fast bei Großvater, also kannst du die paar Minuten auch noch warten.«
    Plötzlich raste wieder eine Polizistengruppe vorbei, in entgegengesetzter Richtung zur vorherigen, und diesmal waren es Wölfinnen, die den Wagen zogen. Als er über einen Lavabrocken rumpelte, fiel ein Körper hinten von der flachen Ladefläche und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem harten Boden. Ich konnte nicht erkennen, ob die arme Kreatur tot oder lebendig war, denn Egil hatte mir die Hand über die Augen gelegt, damit ich nicht immer hinschaute.
    »Wir tun jetzt mal, als hätten wir nichts gesehen«, sagte er.
    Dann überquerten wir eine goldene Brücke. Eine Kutsche aus purem Gold, mit Rubinen und Smaragden besetzt, ratterte an uns

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