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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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vorbei. Sie hatte Stroh geladen. Unter der Brücke floss ein brodelnder Lavastrom. Was für eine merkwürdige Welt!
    »Hier ist wirklich alles wunderschön«, sagte ich leise zu Egil, und er gab einen grunzenden Laut von sich.
    »Warte noch mit deinem Urteil«, sagte er.
    Wir machten einen Umweg, damit Egil mir die Universität zeigen konnte. Die Gebäude waren milchweiß, aus Bimsstein gebaut, und davor waren zwei Geysirfontänen, die eine blau, die andere rot eingefärbt. Es gab hier ein fensterloses Waffenarsenal und ein von einem hohen Zaun umgebenes Verwaltungsgebäude der Regierung, das von patrouillierenden Wölfen und uniformierten Thrulls bewacht wurde. Ich sah eine Schule, die ziemlich verlassen wirkte, und am Ende einer langen Straße, ein ganzes Stück entfernt vom nächsten Lichtstrahl, eine riesige Festung aus glänzend schwarzem Obsidiangestein.
    »Das Gefängnis«, flüsterte Egil, als wir um die Ecke kamen. »Es ist voll bis auf den letzten Platz.« Er fröstelte und ließ die Schultern hängen.
    In diesem Augenblick galoppierte eine Abteilung Fel-Soldaten heran, alle in schwarzen Uniformen und mit hohen pyramidenförmigen Helmen auf den Köpfen. Ihre Pferde waren weiß und größer als die gewöhnlichen Islandponys. Drei der Pferde bluteten, weil sie von ihren Reitern mit Peitschenhieben traktiert wurden.
    Je weiter wir nach Westen kamen, desto schwächer wurde das Sonnenlicht. Vorher hatte ich gesehen, dass fünfzig oder hundert Meter über unseren Köpfen die Eisdecke in der Sonne nur so funkelte. Doch jetzt, während wir weitergingen, wurde das Eis trüber, die Schneeschicht darauf dichter. Auf dieser Seite der Stadt herrschte ein Halbdunkel, in dem nur die rot glühenden Lavaströme schimmerten. Dieser Lichtschein war orange oder rot, die Stimmung irgendwie gedrückter, und was man sah, wirkte bedrohlich. Trotz des wenigen Lichts konnte ich erkennen, dass die Gebäude baufällige Hütten waren und dass der Rauch, der aus den Mauerritzen quoll, dichter war als auf der anderen Seite der Stadt.
    Hier waren die Thrulls in der Überzahl, und die wenigen Fel, die doch hier wohnten, gehörten dem kleineren Typ an, den Vela. Durch meinen Mantel lief eine Art Wellenbewegung, es war, als spannten sich Muskeln in seinem Innern und machten sich zu einem Kampf bereit.
    »Das ist die Dunkle Seite, nehme ich an«, sagte ich.
    »Für Fledermäuse und Ratten ist es der Himmel.«
    Auf einmal ragte eine grüne Uniform mit goldenen Epauletten vor uns auf. Ein Polizist war aus einer dunklen Ecke getreten und hatte sich uns in den Weg gestellt.
    »Wohin wollt ihr?«, fragte er.
    »Wir sind Studenten«, sagte Egil wie aus der Pistole geschossen und zupfte mit seinen dünnen Fingern in seiner Mähne, dass sie noch wilder abstand. »Wir kommen aus der Vorlesung.«
    »Und warum seid ihr auf der Dunklen Seite unterwegs?«
    »Ich arbeite für Helva Gullkins Armenprojekt«, sagte Egil. »Als freiwilliger Helfer bei der Lebensmittelversorgung. Ich jage Mäuse, renne ihnen hinterher, bis ich sie zwischen den Zähnen hab. Nichts wie rennen und rennen und rennen, dann zupacken, umdrehen und reinbeißen in die weiße Stelle in ihrem Fell, die ist nämlich zarter.«
    Der Polizist sah ihn verständnislos an. Vor Aufregung war Egil in sein Katzendasein zurückgefallen! Bitte halt den Mund, Egil, wenn du so nervös bist, dachte ich. Aber dann richtete der Polizist seine Aufmerksamkeit auf mich. Ich setzte schnell ein Lächeln auf, denn wahrscheinlich war mein Mund das Einzige, was man zwischen Mütze und Pelzkragen überhaupt sehen konnte.
    »Und du? Was studierst du?«, sagte der Polizist zu mir.
    »Worum geht es hier eigentlich, Wachtmeister?«, fragte Egil jetzt.
    »Wir sind auf der Suche nach Menschen«, sagte der Polizist und mühte sich, in meine aufgerissenen Augen hinter dem Pelzrand zu spähen. »Wir haben erfahren, dass zwei von dieser Sorte unter dem Eis sind.« Er zog mir den Pelz von den Augen weg. »Ich hab dich was gefragt.«
    »Geschichte, ich studiere Geschichte«, sagte ich, keine Ahnung, warum. Vielleicht, weil Egil vorher erklärt hatte, dass Geschichte nicht schaden könne.
    Der Polizist wippte eine Weile auf den Füßen, dann grinste er.
    »Dann nenne mir die letzten drei Könige von Langjoskull.«
    Irgendwo in der Nähe brach ein Geysir aus, und obwohl sich die Fontäne über die Schultern des Polizisten ergoss, zuckte er nicht einmal mit der Wimper. Egil wagte kaum zu atmen.
    »Nun?«, sagte der Polizist. Ich

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