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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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streckte mir die Zunge heraus.
    »Ich weiß nur, dass Helva Gullkin mich töten will«, sagte ich bestimmt. »Und wenn hier jemand wen ausgetrickst hat, dann warst das du !«
    Doktor Felman sah uns an wie zwei kleine Kinder, die darum stritten, wer recht hatte, und wir schwiegen beide. Er trank einen Schluck Kaffee.
    »Kaffee ist zurzeit eines meiner wenigen Vergnügen. Ich bringe mir immer welchen aus der Welt der Menschen mit, wenn ich hinaufgehe. Möchtest du eine Tasse, Toby?«
    »Nein, aber ich möchte gern eine Erklärung, warum Sie mich hierhergebracht haben«, antwortete ich entschieden und sah kurz zu Egil hin. »Bis jetzt sind mir nur Rätsel aufgegeben worden.«
    »Ich habe seine Fragen abgewehrt wie ein Schwertkämpfer«, sagte Egil stolz. »Stoß – Parade, Stoß – Parade …«
    Doktor Felman wandte sich mir zu, und ich spürte, wie sich der Blick aus seinen ungewöhnlichen Augen in die meinen bohrte. Es war, als würden zwei Hände sanft meinen Schädel von innen streicheln.
    »Gefällt dir dein Schwert, Toby?«
    Plötzlich fiel mir auf, dass mein Schwert in der Sicherheit des Zimmers wieder auf Messergröße geschrumpft war.
    »In dieses Schwert habe ich meine Macht gelegt«, fuhr Doktor Felman fort. »Wenn du in Gefahr bist und dieses Schwert ziehst, wird es dir helfen zu tun, was getan werden muss. Aber meine Macht reicht nur für eine bestimmte Zeit. Es ist wie mit den Autos der Menschen, denen nach einer gewissen Anzahl von Kilometern das Benzin ausgeht. Du musst das Schwert bald mit deinem eigenen Kraftstoff füllen.«
    Egil leckte seine Finger. Wahrscheinlich brachte der Geschmack nach Salz eine Erinnerung zurück.
    »Ich sag dir, Großvater, es war ganz schön schwer … ich meine, ich hatte wirklich mächtig zu tun, dass sich Toby nicht sofort in ein dickes, fettes Walross verwandelt hat, als er das Meerwasser spürte.«
    Doktor Felman sah mich prüfend an und schien beeindruckt.
    »Genau genommen hängt das natürlich damit zusammen, dass die Kleidung, die wir Toby gegeben haben, mit Jerlamar-Kraft getränkt war«, sagte er. »Dass sie so stark wirken konnte, zeigt, wie sehr Toby darauf reagiert.«
    Es gefiel mir nicht, wie sie über mich redeten – als wäre ich eine Art Versuchskaninchen –, und mir gefiel es auch nicht, dass ich nicht verstand, wovon sie überhaupt sprachen.
    »Jerlamar – für mich hört sich das an wie ein Kuchen«, sagte ich laut und absichtlich unhöflich. »Wie irgendwas Komisches, das ihr hier esst.«
    Egil zog die Backen ein vor Schreck über meine Respektlosigkeit. Doktor Felman dagegen warf nur einen Blick zur Decke.
    »Ich verstehe gut, Toby, dass du eine Erklärung forderst, aber wir haben nicht die Zeit, dieselbe Erklärung zweimal abzugeben.«
    »Zweimal? Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine damit, dass es noch jemanden gibt, der haargenau in der gleichen Lage ist wie du und der genauso begierig darauf ist zu erfahren, warum man ihn hierhergebracht hat. Deshalb werden wir mit unserer Erklärung warten, bis ihr beide hier im Zimmer seid.«
    Erst jetzt hörte ich in dem Raum über uns Schritte. Schon immer konnte ich mir ein Bild von Menschen machen, wenn ich nur ihre Schritte hörte, darin war ich Meister. Der Jemand über uns musste eine leichte, zierliche Person sein … ein Kind vielleicht. Doktor Felman und Egil blickten zur Decke.
    »Weiß die Polizei, dass sie beide hier sind?«, fragte Egil. Doktor Felman nickte. Als die Schritte innehielten, meinte ich, jemanden weinen zu hören. Es war ganz sicher ein Kind.
    Ich stemmte mich aus dem Lehnstuhl und stand auf.
    »Wer ist das?«
    »Das, Toby, ist deine Schwester«, sagte Doktor Felman. Mir blieb der Mund offen stehen.
    »Nicht im Wortsinn der Menschen, aber in dem der Fel. Ich fürchte, sie ist ziemlich verstört. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn du, bevor wir miteinander reden, hinaufgehst und sie begrüßt.«

    In einer Mischung aus Angst und Neugier stieg ich die Treppe hinauf. Mein Mantel hing jetzt dünn und schlaff an meinem Körper. Doktor Felman ging mit einer flackernden Kerze voran. Oben angekommen klopfte er an eine Tür.
    »Emma? Hier ist der Junge, von dem wir dir erzählt haben.«
    »Gehen Sie weg! Oder Sie kriegen wieder eins auf die Nase!«, kam die Stimme eines Mädchens. Sie sprach mit einem fremden Akzent. Doktor Felman tastete schnell nach seiner Nasenspitze, wobei er sich offensichtlich an einen Schlag erinnerte, den er vor Kurzem eingesteckt hatte.
    »Bitte, Emma, er will

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