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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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merkte, dass er allmählich Verdacht schöpfte, und sah mich Hilfe suchend nach Egil um. Der strich seine Jacke glatt.
    »Also gut, Wachtmeister, wir sind zwar Studenten, aber keine sehr guten«, sagte er. »In Wirklichkeit sind wir sogar absolute Nieten. Besonders der da. Liegt die ganze Zeit mit angezogenen Knien faul in der Sonne, und zwar ausgerechnet dort, wo der Dampf nach Nacktschnecken stinkt.«
    Ich konnte nicht sagen, ob mein Mantel mich zum Weglaufen oder zum Kämpfen drängte. Als Egil keine weiteren schwachsinnigen Bemerkungen einfielen, hörte ich ein Rasseln in seiner Kehle – das gleiche Rasseln wie damals bei Shipley, wenn er durchs Fenster einen Vogel entdeckt hatte. Der Polizist griff an seinen Gürtel, an dem ein kurzes Messer in einer Lederscheide hing.
    In diesem Augenblick tippte jemand dem Polizisten von hinten an die Schulter und er drehte sich um.
    »Entschuldigen Sie, ich glaube, da drüben beim Salzwasserbrunnen ist eine Streiterei im Gange«, meldete der Fremde. »Thrulls attackieren Fel.«
    Der Polizist zog ein Gesicht, als hätte man ihn persönlich beleidigt, und machte sich sofort auf den Weg zur nächsten Straßenecke. Der Fel, der den Polizisten an die Schulter getippt hatte, kam auf uns zu.
    »Willkommen in unserer bedrängten Welt, Toby Walsgrove«, sagte der Fremde. Er trug ein braunes Gewand und war größer als die meisten Fel, die ich bis jetzt gesehen hatte. Sein Gesicht war halb unter der Kapuze verborgen, sodass nur das Funkeln zweier grüner Augen zu sehen war.
    »Großvater!«, rief Egil.
    Der Fremde zog die Kapuze zurück. Ich sah ein runzeliges Gesicht, braun wie gegerbtes Leder, und grüne Augen, die noch erstaunlicher glitzerten als die von Egil. Er hatte einen hellgrauen Bart und das gleiche feine Lächeln wie sein Enkel. Seine Ohren waren leicht zugespitzt.
    »Ich bin Doktor Felman«, sagte er mit sanfter Stimme und nahm meine Hand. »Und ich freue mich ganz außerordentlich, dass du gekommen bist.«
    Egil fiel ihm stürmisch um den Hals und wollte ihm schon die Hand ablecken, aber als sich Doktor Felman laut räusperte, hielt er sich gerade noch zurück.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Doktor Felman und brach eilig auf. Egils Schritte wirkten plötzlich schwungvoller als während der ganzen Reise.
    »Wo warst du bloß, Großvater?«
    »Ich habe Vorbereitungen für Tobys Ankunft getroffen«, sagte der Doktor und sah mich an, als wäre das eine Art geheimer Witz zwischen uns beiden.

8. Kapitel
    D oktor Felmans Haus war alles andere als prächtig. Er wohnte in einem quadratischen Block aus grauen Steinplatten, zwei Stockwerke hoch, mit Fenstern aus hellblauem Glas. Vulkanischer Rauch stieg aus dem Schornstein und schimmernde heiße Lavabrocken zu beiden Seiten der schmalen Haustür dienten als Lampen. Das Gebäude lag im Herzen der Dunklen Seite. Als Egil, der Doktor und ich über den Schieferweg auf das Haus zugingen, nickte Doktor Felman grüßend seiner Nachbarin zu, einer kleinen Vela-Frau, die gerade beide Arme voller Wäsche hatte. Sie grüßte nicht zurück, sondern starrte nur auf Egils wilden Haarschopf.
    Im Haus glühten Lavabrocken im Kamin und Kaffeeduft erfüllte den Raum. Der metallene Kaffeekessel, der zischend auf dem Herd stand, sah aus, als würde er jeden Moment überkochen. Es muss also noch jemand im Haus sein, schloss ich.
    Doktor Felman wirkte unsicher, so als wäre ihm die bescheidene Umgebung neu. Er machte sich an dem Lavafeuer zu schaffen, und als er den Kessel vom Herd nahm, verbrannte er sich die Hand. Es war nicht sehr hell im Raum, da nur drei Kerzen brannten. Der Lavastrom draußen schimmerte sanft rot, Tageslicht aber kam nur von einem fernen Sonnenstrahl, der die andere Seite der Stadt in hellen Glanz tauchte.
    Doktor Felman ertappte mich dabei, wie ich mich in seinem winzigen Zimmer umschaute, und lächelte. Und als hätte er meine Gedanken erraten, sagte er: »Seit Helva Gullkin in Langjoskull die Macht ergriffen hat, haben wir es leider schwer, ich und die anderen Hüter der Künste.«
    »Er weiß nicht, was Hüter der Künste sind, Großvater«, sagte Egil schnell, um zu beweisen, dass er den Anweisungen gefolgt war und mir nichts erklärt hatte. Doktor Felman lächelte verschmitzt und goss sich eine Tasse Kaffee ein.
    »Aha, aber wer Helva Gullkin ist, weiß er?«, fragte er. Egil fluchte leise vor sich hin.
    »Er hat mich ausgetrickst und mir Gullkins Namen sozusagen aus der Nase gezogen«, rechtfertigte sich Egil und

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