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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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erzählen.
    »Will Wolfkin war der erste König der Fel, der nach der Großen Separation an die Macht kam«, sagte sie und sah Emma und mich an.
    »Sie sind Menschen«, flüsterte Doktor Felman. »Sie können nicht wissen, was die Große Separation ist.«
    Professor Elkkin überlegte einen Augenblick.
    »Ach ja, Sie haben recht. Ich vergesse oft, wie wenig die Menschen von früher wissen …«
    »Vielleicht ist eine Geschichtsstunde ja keine so schlechte Idee?«, murmelte Doktor Felman.
    »Möglich«, stimmte Professor Elkkin zu.
    Da zog Emma einen der Stifte aus ihrem Haar und zerbrach ihn.
    »So! Das war mein Geduldsfaden«, sagte sie. »Er ist gerissen!« Sie warf die Bleistifthälften in das Lavafeuer und sie gingen in Flammen auf. »Kommen Sie jetzt bitte auf den Punkt!«
    Erstaunt sah Doktor Felman Emma an.
    »Welche Ähnlichkeit mit dem großen König! Im Temperament wie im Aussehen«, sagte er.
    Professor Elkkin nahm einen geschwärzten Kessel mit goldenem Griff von einem Regal.
    »Hören Sie, Doktor Felman, ich mache uns jetzt allen einen schönen Tee, und Sie erklären den guten Kindern inzwischen, wer sie in Wirklichkeit sind.«

    »Die Fel bewohnten die Erde, lange bevor es Menschen gab«, sagte Doktor Felman, während der Kessel auf den Lavasteinen zu summen anfing.
    »In unseren Chroniken ist überliefert, dass die Menschen von Süden her kamen. Inzwischen leben wir Fel an einem Ort, an dem uns die Menschen nicht stören können. Hier unter dem Eis von Island.«
    Doktor Felman bot uns beiden einen Zug aus seiner Pfeife an, aber Emma und ich lehnten ab. Der süßliche Tabakgeruch erinnerte mich an Schwester Marys Duft, sonntags nach der Kirche.
    »Heutzutage kennen uns die Menschen nur noch aus Legenden und Märchen. Aber vor vielen, vielen Jahrhunderten pflegten Menschen und Fel miteinander Handel zu treiben. Und an Mittsommer und Mittwinter haben sie sogar Feste zusammen gefeiert. Ab und zu kam es auch vor, dass sie sich ineinander verliebten, und dabei konnte es dann … nun, es konnte dann natürlich …«
    Professor Elkkin kicherte, während sie den Kessel ein wenig zur Seite schob.
    »Sie sind gewiss alt genug, um zu wissen, wie Babys entstehen«, sagte sie. Doktor Felman machte ein verlegenes Gesicht und versteckte sich hinter einer dicken Wolke Pfeifenqualm.
    »Derlei Beziehungen zwischen Menschen und Fel waren keineswegs üblich, aber es kam eben vor«, sagte er. »Normalerweise blieben sie folgenlos, aber gelegentlich, und zwar wenn der Mann ein Fel war und die Frau ein Mensch, wurden Kinder geboren. Es gibt daher einige unter den heute lebenden Menschen, die noch aus dieser Zeit Spuren von Fel-Blut in sich haben.«
    Mir lagen schon jetzt viele Fragen auf der Zunge, und je länger Doktor Felman sprach, desto höher türmte sich der Fragenberg – wie Schnee vor einem Schneepflug. Aber Doktor Felman war jetzt so richtig in Fahrt, und ich getraute mich nicht, ihn zu unterbrechen. Professor Elkkin goss heißes Wasser aus dem Kessel in die Teekanne, und Emma stellte vier Tassen vor das Feuer, ohne jedoch den Blick von Doktor Felman zu wenden. Emma schien ein sehr praktischer Mensch zu sein.
    »Die Fel lebten damals gern tief in den Wäldern, an steinigen Stellen und in Höhlen. Wir waren gute Wahrsager und Bergarbeiter, und wir hatten ein besonderes Gespür, Gold zu finden. Wir waren auch gute Kräuterkenner und konnten viele Krankheiten heilen, gegen die die Ärzte der Menschen machtlos waren. Die Menschen andererseits hatten ein besonderes Geschick, Werkzeuge herzustellen, die die Fel brauchten. Auf diese Weise halfen sich Menschen und Fel gegenseitig. Doch nach vielen Jahren friedlichen Zusammenlebens begann die Große Separation .«
    Ich blickte über Doktor Felmans Schulter auf das Porträt von Will Wolfkin. In dem unsteten Licht konnte man sich leicht alles Mögliche vorstellen, aber ich war sicher, dass dieses Gesicht mich jetzt aufforderte, gut zuzuhören.
    »Die Menschen entschieden sich dafür, sich ganz ihren … Erfindungen zu verschreiben. Wir Fel dagegen beschäftigten uns mehr mit unseren Künsten, man könnte sie auch ›Magie‹ nennen. Aber irgendwann im Lauf der Zeit kam es zu einem Ungleichgewicht. Die Menschen gierten immer mehr nach unseren geheimen Kenntnissen. Besonders nach unserem Umgang mit Heilkräutern und nach unserer Fähigkeit, uns zu verwandeln.«
    Professor Elkkin goss Tee ein, und als Doktor Felman von »verwandeln« sprach, verschüttete sie ein bisschen. Sie sah

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