Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
Vom Netzwerk:
irritiertes Gesicht, als er unsere verständnislosen Mienen sah.
    »Was er sagen will, ist …«, kam Professor Elkkin ihm lachend zu Hilfe, »… dass es mit Magie geschieht.«
    Doktor Felman klopfte gegen seine Pfeife, als sei er ungehalten über diese Einmischung, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ihn an Professor Elkkin eigentlich nichts wirklich ärgern würde. Wahrscheinlich hatten sie eine starke Beziehung zueinander. Professor Elkkin wandte sich an Emma.
    »Nun, Emma? Bist du mit dieser Erklärung zufrieden?«
    Emma blinzelte in den roten Schein des Lavafeuers.
    »Wie kann ich hier mit irgendetwas zufrieden sein, wenn ich gefangen bin?«
    Emma hatte eine Art, einfache Feststellungen so zu äußern, dass sie wie tobende Stürme klangen, wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche. Professor Elkkin griff nach ihrer Hand, um sie zu beruhigen, und Doktor Felman wandte sich an mich.
    »Siehst du das auch so, Toby?«, fragte er, und ich spürte seinen forschenden Blick bis hinter meine Augen dringen. Er schien bereits zu wissen, dass ich nicht so ungern hier war wie Emma, aber ich wollte Emma auch nicht durch ein solches Geständnis verraten.
    Ich wischte mir mit dem Ärmel ein Tröpfchen von der Nase.
    »Geben Sie uns einfach ein paar Erklärungen«, sagte ich.
    Doktor Felman nickte, dann ging er quer durch den Raum zu einer alten Truhe neben der Tür. Ein gewebter Läufer lag darauf. Er öffnete die Truhe mit einem Schlüssel, den er aus seinem Hemd zog, und nahm ein großes Ölgemälde heraus. Es zeigte einen jungen Fel mit ausdrucksvollen Augen und wallendem braunem Lockenhaar, das sich um sein Kinn kräuselte. Doktor Felman hielt das Porträt in den roten Lichtschein des Lavafeuers.
    »Siehst du eine Ähnlichkeit?«, fragte er mit sanfter Stimme.
    »Mit wem?«, fragte ich.
    »Mit dir«, sagte Professor Elkkin lächelnd. »Und mit der reizenden Emma.«
    Emma und ich sahen uns ratlos an. Wir waren einander so unähnlich, dass man sich unmöglich vorstellen konnte, wie irgendjemand uns beiden ähnlich sehen sollte. Als ich wieder auf das Porträt schaute, zuckte der rote Schein der Lava über das Gesicht des edlen Fel. Plötzlich erkannte ich in seinen Augen das gleiche feuchte Glitzern, das ich schon in Emmas Augen gesehen hatte. Da war tatsächlich eine Ähnlichkeit, aber sie war nicht unbedingt körperlich. Es war eine Ähnlichkeit in dem, was sich hinter diesem Gesicht verbarg.
    Emma sah mich forschend an, und ich ahnte, dass sie eine Ähnlichkeit zwischen meinem Gesicht und dem Gesicht auf dem Bild festgestellt hatte. Ich selbst hatte mein Gesicht erst ein paarmal gesehen, und zwar dann, wenn Schwester Mary mir beim Haareschneiden einen Spiegel vorgehalten hatte. Meine Gesichtszüge waren immer schlaff und ausdruckslos gewesen, alles Leben war in meinen Augen. Vielleicht war da tatsächlich ein schwaches Ebenbild dieses Lebensfunkens in den Augen auf dem Porträt. Doktor Felman hielt das Bild noch eine Weile ins Licht, sichtlich erfreut von der Wirkung, die es zeigte.
    »Das, meine lieben Kinder, ist ein Porträt eures Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvaters. Und der Kürze halber fehlen immer noch neun weitere Male ›Ur‹.«
    Die Augen auf dem Bild schienen mir zuzulächeln. Ich spürte eine tiefe Güte darin und etwas, das mich genauso anzog, wie mich Emmas Augen angezogen hatten, als sie mir vorhin ihre Geschichte erzählte.
    »Sie meinen … wir stammen von einem Fel ab?«, fragte ich entgeistert. Professor Elkkin klatschte vor Freude zweimal in die Hände.
    »Und zwar nicht von irgendeinem Fel«, sagte sie.
    »Das hier ist ein Porträt des großen Will Wolfkin«, sagte Doktor Felman. »Er war mehr als zweitausend ruhmreiche Jahre lang der König der Fel.«
    Doktor Felman lehnte das Bild an einen Tisch und wischte vorsichtig den Staub vom Rand.
    »Das Bild zeigt ihn als jungen Mann«, erklärte er. »Es wurde gemalt, kurz bevor er König wurde, natürlich erst hundert Jahre nach dem Tod seines Großonkels, König Bearkin des Zweiten, der eintausendundacht Jahre regiert hat, und zwar als Nachfolger von …«
    Professor Elkkin schob missbilligend das Kinn vor und unterbrach Doktor Felman.
    »Genug«, sagte sie. »Die armen Kinder sind ja nicht zur Geschichtsstunde hier.«
    »In der Tat! Allerdings!«, erwiderte Doktor Felman, und mir fiel zum ersten Mal auf, dass alle beide ziemlich nervös waren und sehr bemüht, uns ihre Geschichte verständlich zu machen. Professor Elkkin stand auf und fing an zu

Weitere Kostenlose Bücher