Das Vermaechtnis des Will Wolfkin
er … leck … ohne Frage … leck … der klügste … leck … Fel in … leck … ganz Langjoskull.«
»Unsinn!«, dröhnte Earl Hawkin, ohne den Kopf zu drehen. »Doktor Felman ist viel klüger. Vor allem viel praktischer.«
Endlich blieb er stehen, drehte sich zu uns um und winkte uns näher heran. Earl Hawkin hatte irgendwie die Wärme eines Holzfeuers an sich, man wollte instinktiv in seiner Nähe sein. Als wir neben ihm standen, schob er mit dem Fuß den Schnee beiseite und legte eine Falltür frei, ähnlich der, die ich auf dem Gletscherdach unter dem Schnee gesehen hatte. Mit einem goldenen Haken hob Earl Hawkin die Tür an, und als sie offen stand, sahen wir eine kleine Holztreppe, die in einen halbdunklen, nur von Kerzen erhellten Raum führte.
»Kommt mit in mein Studierzimmer«, sagte Earl Hawkin, griff nach Emmas Hand und half ihr durch die Öffnung im Schnee.
Der Abstieg war einfacher und kürzer als der Abstieg vom Dach des Gletschers nach Langjoskull, aber ich sah, dass Earl Hawkin manches davon nachgestellt hatte, zum Beispiel den Treppenabsatz und die Leuchter mit Walrosstran. Vielleicht hatte er hier das Tor nach Langjoskull als Miniaturausgabe gestalten wollen. Während wir die Treppe hinabstiegen, tat er das Schnee-Experiment als eine nette Kleinigkeit ab, die er eines Tages hoffentlich den Menschen als Geschenk der Fel präsentieren könne …
Grinsend drehte er sich zu uns um.
»Wenn die Große Separation endlich vorüber ist.«
Der »Schnee«, erklärte er, bestehe in Wirklichkeit aus einem Pilz, der in der tiefen Vulkanspalte unter Langjoskull wächst. »Es handelt sich dabei um eine primitive Form von Leben. Ich habe den Pilz gereinigt, sodass er Schnee gleicht. Wie ich gehört habe, lieben die Menschen Dinge, die keinen bestimmten Zweck erfüllen. Musik zum Beispiel. Nun, auch Fel lieben Musik. So verschieden sind wir gar nicht.«
Das Studierzimmer war rund und erinnerte an eine Höhle; im Kamin glühte ein warmes Lavafeuer. Es gab einen großen Schreibtisch aus Eichenholz und Walknochen, und über dem Kamin hing ein Porträt des Mannes, den ich inzwischen als König Will Wolfkin kannte. Hier in Earl Hawkins warmem Arbeitsraum mit seinem flackernden Lichtschein empfand ich die Ähnlichkeit zwischen dem König und mir noch stärker.
»Sie lassen mir an der Universität freie Hand für meine Experimente«, lachte Earl Hawkin, »weil ich von königlichem Geblüt bin und außerdem verwandt mit Helva Gullkin.« Kaum fiel dieser Name, stellte sich mein Pelzkragen auf, und ich sah, dass sich auch Emmas Tuch schützend um ihre Schultern schlang.
»Gullkin glaubt, dass ich auf seiner Seite stehe. Aber in Wahrheit habe ich mich schon vor zwei Jahren den Blue Volcanoes angeschlossen.«
Egil neigte den Kopf. »Das war ein großer Tag für unsere Sache«, sagte er, und Earl Hawkin brummte, da sei er gar nicht so sicher.
»Ich konnte schließlich nicht tatenlos zusehen, wie dieser ungehobelte Rüpel unsere Zivilisation und unsere Magie zerstört, auch wenn er mein Vetter ist. Und wie alle, die auf unserer Seite sind, möchte ich endlich gemeinsam mit den Menschen die großen Probleme in Angriff nehmen, vor denen wir alle stehen. Deshalb, Kinder, habe ich eure Ankunft mit großer Vorfreude erwartet.«
Ich hatte das Gefühl, als läge ein schweres Gewicht auf meinen Schultern. Earl Hawkin beobachtete mit Interesse meinen abwehrbereiten Pelz und Emmas Tuch, das sich immer mehr versteifte.
»Mit praktischen Dingen habe ich mich noch nie abgegeben, weil sich meine praktische Begabung in engen Grenzen hält«, sagte Earl Hawkin und nahm eine große Silberschale von ihrem Platz, die umgekehrt auf dem Schreibtisch stand. »Mein Interesse gilt Elementarteilchen und physikalischen Kräften. Energien. Umlaufbahnen. Der Raum zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem. Gullkin hat mich allerdings dazu gebracht, dass ich jetzt mein ganzes Interesse dem Kampf gegen Tyrannei widme und der anschließenden Suche nach Frieden mit der Menschheit.«
Zu meiner Überraschung stand unter der umgedrehten Silberschale ein kleiner Kocher, dessen blaue Flamme einen goldenen Topf mit Wasser erwärmte. Eine Dampfwolke quoll heraus, als Earl Hawkin den Deckel anhob und sich vorbeugte, um den Inhalt zu begutachten.
»Ein einziger Topf mit kochendem Wasser enthält sämtliche Geheimnisse des Universums«, sagte er, das Gesicht von Dampf umnebelt. »Aber dass sich damit auch Tee zubereiten lässt, muss ich mir manchmal erst
Weitere Kostenlose Bücher