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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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Hände in die Luft, aber ihre Mütter drückten sie hastig nieder.
    »Und wer von euch isst lieber Rentierfleisch?«, fragte Gullkin und beschirmte seine Augen vor der Sonne.
    Unter den Parlamentsanhängern wurde geflüstert und leise debattiert. Ein paar Hände aus den Reihen der Gullkin-Leute hoben sich.
    »Ich stelle diese Fragen nur, um zu beweisen, dass jeder einen anderen Geschmack hat. Ich persönlich ziehe gebratenen Papageientaucher vor. Doch als euer König sage ich, wer lieber Rentierfleisch isst, soll Rentier essen. Und wer Papageientaucher mag, soll Papageientaucher essen.«
    Unerwartet drehte sich Gullkin auf dem Absatz um und zeigte in die Menge der Schweigenden.
    »Damit sind diese Parlamentsanhänger allerdings nicht einverstanden. Sie sagen, man muss darüber abstimmen. Es gewinnt die Nahrung, die die meisten Stimmen bekommt. Wenn also die Mehrheit der Wähler lieber Papageientaucher isst, müssen alle Einwohner Papageientaucher essen. Papageientaucher zum Frühstück, Papageientaucher zum Mittag und Papageientaucher zum Abendessen, egal ob ihr es mögt oder nicht, denn die Mehrheit hat beschlossen, dass ihr es mögt.«
    Von der Seite der Parlamentsanhänger kam ein einzelner Protestruf, aber die einsame Stimme wurde schnell übertönt.
    »Und wer also ist das, der diese Menschenidee der Volksherrschaft hier einführen will?«, fragte Gullkin und schritt über das Podium näher zu der Stelle, wo ich auf dem Karren stand. »Nun, es ist natürlich ein Mensch ! Und mehr noch, diese Menschen, die sich seit Kurzem hier unter uns befinden, haben auch noch andere Pläne. Wisst ihr, was das für Pläne sind?«
    Die Köpfe der Zuhörer folgten Gullkin, bis er neben mir stehen blieb.
    »Sie möchten ein Ende der Großen Separation herbeiführen«, sagte Gullkin schulterzuckend und ging wieder auf und ab.
    »Eine Rückkehr zu den Zeiten von Folter, Fallen und Festnahmen. Ich bitte die Älteren unter euch, die diese Tage noch erlebt haben, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen, um den Jüngeren zu erklären, was die Menschen damals den Fel, die sich weigerten, sie in ihre magischen Künste einzuweihen, angetan haben.«
    Gullkin stemmte die Hände in die Hüften und ließ der Zuschauermenge etwas Zeit. Tatsächlich fingen manche an, im Flüsterton von alten Geschichten zu erzählen. Gullkin nickte bedächtig.
    »Sind das etwa gute Geschichten? Glückliche Erinnerungen an die Zeit, in der wir mit den Menschen zusammenlebten? Nein. Eher nicht, denke ich.«
    Wieder kam er über das Podium auf mich zu.
    »Abertausende von Fel wurden ihrer geheimen Kenntnisse wegen in Fallen gefangen und getötet, so wie Biber ihrer Felle wegen gefangen werden.«
    Das Wahre an Gullkins Worten beeindruckte beide Lager der Menge. Manche der Zuschauer sahen mich jetzt finster an.
    »Und nun kommen die Menschen auch noch hierher zu unserem letzten Zufluchtsort. Genau wie ich es schon immer geahnt habe.«
    Er nickte mit übertriebener Selbstgewissheit.
    »Oh ja, meine Intuition hat mir genau dies prophezeit. Ich habe vorausgesagt, dass die Menschen eines Tages hierherkommen werden, um uns zu Sklaven zu machen. Und genau das ist der Grund, weshalb ich verboten habe, dass meine geschätzten Mitbürger weiterhin in den Fel-Künsten unterrichtet werden. Hat ein Biber kein Fell, gibt es keinen Grund, ihn zu fangen. Versteht sich ein Fel auf keine magischen Künste, gibt es keinen Grund, ihn zu foltern.«
    Die Logik in Gullkins Rede wurde mit vorsichtig geäußerter Zustimmung quittiert. Ich spürte, dass die Menge allmählich auf seine Linie einschwenkte.
    »Nur meine vertrautesten Krieger und ich besitzen die Kenntnisse, auf die es die Menschen abgesehen haben«, sagte Gullkin. »Wir betrachten uns als die Hüter der Fel-Künste, und wenn die Menschen kommen, dann sind wir es, die kämpfen und sterben werden – für euch.«
    Das allgemeine Gemurmel wurde zum wogenden Applaus. Die Möwenkrieger, die zuvor wie Aufseher hinter der Menge gestanden hatten, nahmen nun eine lässige Haltung ein und gaben sich als verantwortungsvolle Beschützer des Volkes. Wieder zeigte Gullkin mit dem Finger auf mich.
    »Die Menschen haben ohne jede Ankündigung zwei Kundschafter unter das Eis geschickt. Dieser Menschenjunge ist einer von ihnen. Volksherrschaft und Folter würden ihm folgen. Und nun frage ich euch, wer möchte ihn hingerichtet sehen und wer will ihm die Freiheit schenken, damit er unsere Welt vernichten kann?«
    Bevor die Menge darüber nachdenken

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