Das Vermächtnis von Erdsee
Viehzüchter etwas dafür geben und dann könnt Ihr mich bezahlen. Das hier ist eine Art Sicherheit, wenn Ihr so wollt. Aber steckt es weg, mein Herr! Es macht mich ganz wirr, es anzuschauen. - Berry«, rief sie, als ein knochiger, hagerer Mann gefolgt von einem kalten Windstoß zur Tür hereinkam, »der Herr wird eine Weile bei uns bleiben, während er die Rinder kuriert - dann geht die Arbeit schneller! Für die Bezahlung hat er eine Sicherheit hinterlegt. So wirst du in der Kaminecke schlafen und er im Zimmer. Das ist mein Bruder Berry, Herr.«
Berry senkte den Kopf und murrte. Seine Augen waren trüb. Es kam Irioth so vor, als ob der Mann vergiftet worden wäre. Als Berry wieder hinausging, trat die Frau näher zu ihm und sagte entschlossen mit leiser Stimme: »Er ist nicht böse, es ist nur das Saufen, aber es ist nicht mehr viel von ihm übrig außer dem Saufen. Es hat den Großteil seines Verstands aufgezehrt und das meiste von dem, was wir besitzen. Deshalb steckt Euer Geld an einen Ort, wo er es nicht sieht, wenn es Euch nichts ausmacht, mein Herr. Er wird nicht danach suchen. Aber wenn es ihm unter die Augen käme, würde er es sich nehmen. Er weiß nicht, was er tut, das ist es.«
»Ja«, sagte Irioth. »Ich verstehe. Ihr seid eine freundliche Frau.« Sie sprach über ihn, darüber, dass er nicht wusste, was er tat. Und dabei verzieh sie ihm. »Eine freundliche Schwester.« Die Worte waren so neu für ihn, Worte, die er nie zuvor gesagt oder gedacht hatte, dass er glaubte, er hätte sie in der Wahren Sprache gesagt, die er nicht sprechen durfte. Aber sie lächelte nur und schüttelte den Kopf.
»So manches Mal würde ich ihm am liebsten seinen blöden Kopf abreißen«, entgegnete sie und kehrte zu ihrer Arbeit zurück.
Er hatte nicht gewusst, wie müde er war, bis er hier angekommen war. Er verbrachte den ganzen Tag dösend am Feuer mit dem grauen Kater, während Gabe ihre Arbeit verrichtete und ein und aus ging. Sie gab ihm mehrmals zu essen, einfache, grobe Kost, doch er aß alles auf, langsam und mit Bedacht. Als der Abend kam, verschwand der Bruder, und sie sagte mit einem Seufzer: »Er wird wieder anschreiben lassen, und man wird ihm neuen Kredit geben, weil wir einen Mieter haben. Nicht dass es Eure Schuld wäre.«
»O doch«, erwiderte Irioth. »Es ist meine Schuld.« Aber sie verzieh; und der graue Kater schmiegte sich dicht an seinen Schenkel und träumte. Die Träume des Katers drangen in seinen Geist, in die tieferen Sphären, wo er mit den Tieren redete, die dunkleren Bezirke. Der Kater tat einen Satz und dann war da Milch und die tiefe, weiche Erregung. Es gab nichts Unrechtes, nur eine große Unschuld. Es war nicht nötig, irgendeinen Namen zu sagen. Da war niemand außer ihr und dem träumenden Kater und dem flackernden Feuer. Auf schwarzen Wegen war er über den toten Berg gekommen, doch hier liefen die Flüsse gemächlich zwischen den Weiden dahin.
Er war verrückt, und sie wusste nicht, was sie dazu trieb, ihn bleiben zu lassen, doch sie fürchtete sich weder vor ihm noch empfand sie Misstrauen ihm gegenüber. Was machte es schon, wenn er verrückt war? Er war freundlich und mochte einst weise gewesen sein, bevor ihm zustieß, was immer ihm zugestoßen war. Und so verrückt war er auch wieder nicht. Stellenweise verrückt, für Augenblicke. Nichts an ihm war ganz, nicht einmal die Verrücktheit. Er konnte sich nicht an den Namen erinnern, den er ihr genannt hatte, und er sagte den Leuten im Dorf, sie sollten ihn Otak nennen. Vermutlich konnte er sich auch an ihren Namen nicht erinnern; er nannte sie immer nur Mistress. Aber vielleicht war das Höflichkeit. Sie nannte ihn mein Herr, aus Höflichkeit und weil weder Gully noch Otak zu ihm zu passen schienen. Ein Otak, hatte sie gehört, war ein kleines Tier mit spitzen Zähnen und ohne Stimme, doch solche Tiere gab es im Hochmoor nicht.
Sie hatte gedacht, seine Behauptung, er sei hierher gekommen, um die Rinderseuche zu heilen, sei eine der Verrücktheiten. Er benahm sich nicht wie die anderen Heiler, die mit Wundertränken und Zaubersprüchen ankamen und mit Heilmitteln für die Tiere. Doch als er sich zwei Tage ausgeruht hatte, fragte er sie nach den Viehzüchtern im Dorf und ging hinaus, immer noch hinkend in Brens alten Schuhen. Es drehte ihr das Herz im Leib um, als sie es sah.
Am Abend kam er zurück, lahmer denn je, weil San ihn natürlich schnurstracks zu den Weiten Feldern hinausgeführt hatte, wo die meisten seiner Rinder
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