Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
Bek mit lauter Stimme. Die anderen sahen interessiert zu ihm herüber. »Der Truppführer will den unangefochtenen Meister des Schwerts herausfordern!«
Ein Teil der Rekruten stachelte die beiden Freunde mit fröhlichen »Oho«-Rufen an, und Calvyn grinste vergnügt.
»Es wird Zeit, dem Ersten Schwertkämpfer einen Dämpfer zu verpassen, und wenn sich niemand anders dazu herablässt, muss ich das wohl übernehmen«, meinte Calvyn.
Die Umstehenden lachten.
»In einer Stunde dann.«
»Mit Vergnügen!«
»Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du ihn schlagen kannst, oder?«, fragte Jenna, als Calvyn zu seiner Liege stapfte.
»Machst du Witze? Nicht in einer Million Jahren! Bek und ich haben in den vergangenen Wochen oft zusammen gekämpft, aber ich habe ihm nicht einen einzigen Treffer versetzt. Trotzdem habe ich mich verbessert und eine kleine Trainingseinheit vor morgen wird mir nicht schaden.«
»Aha. Ich hatte nur das Gefühl, du hättest ihn ernsthaft herausgefordert.«
»Na ja! Du solltest mich nicht ganz abschreiben. Bek ist nicht unschlagbar, und wenn ich es morgen beim Turnier weit genug schaffe, um auf ihn zu treffen, bekommt er keine Sonderbehandlung. Ich will schließlich gewinnen. Aber ich will realistisch bleiben. Bek ist in den vergangenen fünf Monaten unbesiegt geblieben. An ihn ist bis jetzt keiner herangekommen. Meine Chancen stehen also nicht besonders gut! Bestimmt nicht so gut wie deine beim Bogenschießen.«
»An deiner Stelle würde ich nicht darauf setzen, dass ich gewinne. Tamar hält den Titel des Ersten Bogenschützen genauso fest wie Bek den des Ersten Schwertkämpfers.«
»Du könntest Tamar schlagen, wenn du ihn einfach vergisst und dich darauf konzentrierst, deine Pfeile in die Mitte der Zielscheibe zu schießen. Im gesamten Wettkampf gibt es keinen Schuss, den du nicht beherrschst.«
»Ja, vielleicht, aber so viele meiner Pfeile auch treffen mögen, Tamar hat immer mehr. Dieser Kerl hat ein Herz aus Eis und einen Bogenarm aus Granit. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der eine so ruhige Hand hat.«
Calvyn setzte sich auf sein Bett und knöpfte seinen schlammbedeckten Waffenrock auf. Dann hielt er inne und blickte mit einem freundlichen Lächeln in Jennas ernste braune Augen.
»Deswegen kannst du ihn nicht besiegen, Jenna. Du siehst ihm beim Schießen zu. Tu das nicht. Morgen beim Turnier solltest du jeden Gedanken an Tamar und seine Schießkunst verdrängen. Du kannst sicher sein, dass ich weder an ihn noch an dich denke, wenn ich meine Pfeile loslasse.«
»Wie? Auch nicht ein bisschen?«, fragte Jenna, und ihre Hände glitten zu den obersten Knöpfen ihres Hemds. Sie lächelte verführerisch.
Calvyn schluckte leicht, und seine Wangen glühten dunkelrot.
»Dachte ich mir’s doch«, sagte Jenna.
»Das ist ungerecht! So habe ich das nicht gemeint!«
»Ich weiß. Darum bist du auch so ein guter Freund, Calvyn. Deine Aufrichtigkeit und deine Fürsorge für andere haben dich zu einem ausgezeichneten Truppführer und dem besten Freund gemacht, den jeder von uns sich nur wünschen könnte. Viel Glück morgen. Ich will versuchen, deinen Rat zu befolgen und Tamar nicht beachten. Vielleicht sorgen wir ja beide für eine Überraschung.«
Calvyn grinste.
»Ja, das wär’s doch, oder?«, meinte er verschmitzt.
12
Calvyn war müde. Es war ein guter Morgen gewesen, mit großen Erfolgen für Trupp zwei bei den Wettkämpfen. Und auch das Wetter war ihnen wohlgesinnt. Der Regen, der die Rekruten während der vergangenen Woche geplagt hatte, hatte einem blauem Himmel Platz gemacht. Die Sonne verbesserte die Laune der Rekruten erheblich, vor allem da sie nicht so heiß herabbrannte, als dass es den Höhepunkt der monatelangen Ausbildung unerträglich gemacht hätte.
Alles war perfekt, dachte Calvyn, als er sich in die Schlange für das Mittagessen stellte. Die Reihe war recht lang, und zuerst stand er noch gesittet an, dann aber war er versucht, sich einfach hinzusetzen und abzuwarten, bis der erste Ansturm vorüber wäre. Doch die Rekruten unterhielten sich aufgeregt über die Ereignisse des Tages, und bevor er noch Gelegenheit hatte, aus der Reihe zu treten, wurde Calvyn von ihrer Begeisterung mitgerissen und die Müdigkeit fiel von ihm ab wie ein hingeworfener Mantel.
»Eine ausgezeichnete Leistung, Calvyn! Das war einer der besten Schwertkämpfe, die du hier je gezeigt hast«, schwärmte Bek und klopfte Calvyn anerkennend auf den Rücken, als er in bester Laune auf das Ende
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