Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
Ausrüstung hinüberbefördert war, streckten die beiden Leitermänner unten ihre Hände nach den rittlings auf der Mauer hockenden Rekruten aus, die ihre Kameraden recht unsanft über das Hindernis zogen und dann selbst hinuntersprangen.
Alle drei Mannschaften hatten keine größeren Schwierigkeiten, die Mauer zu überwinden, aber Calvyns Einfall, die Leitern vorauszuschicken, hatte seinen Leuten einen Vorteil von einigen Sekunden verschafft. Bei Erreichen des vorletzten Hindernisses lieferten sich Trupp zwei und Trupp drei ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wobei Trupp Zwei seinen Vorsprung hielt. Trupp eins hatte bei den vorangegangenen zwei Hindernissen Zeitstrafen hinnehmen müssen
und war nun, falls sich bei den anderen Mannschaften keine Katastrophe ereignete, aus dem Rennen.
Nasser, klebriger Matsch hing den Rekruten schwer an den Stiefeln und jeder Schritt wurde zum Kampf. Wind und Regen ließen eine Meile wie fünf erscheinen, doch die Rekruten hörten nicht auf, gegen den Parcours, die anderen Mannschaften und die Elemente zu kämpfen.
Die beiden letzten Herausforderungen lagen in Sichtweite der Ziellinie, die auf dem Weg zum Haupttor auf die Mannschaften wartete. Das erste Hindernis war ein breiter Bach, das zweite ein großes, knapp über dem Boden gespanntes Netz. Die Regeln waren denkbar einfach. Alle Rekruten sollten mit der Ausrüstung den Fluss überqueren, ohne in Kontakt mit dem Wasser zu kommen, und dann unter dem Netz hindurch über den Boden kriechen, bis die letzten Meter bis zum Ziel beginnen würden.
Trupp zwei und Trupp drei näherten sich dem zehn Fuß breiten Fluss gemeinsam, aber Calvyn schickte erneut seine besten Läufer voraus, um den Weg zu ebnen. Als die anderen eintrafen, war schon eine Leiter als Brücke von Ufer zu Ufer gelegt. Zudem wurden zwei Stricke in Hüfthöhe gehalten, die Rekruten auf beiden Seiten stramm zogen. Die Stricke dienten nicht dazu, die Läufer am Fallen zu hindern, sondern sollten das Selbstvertrauen stärken und Halt bieten, falls jemand das Gleichgewicht verlor, während er die Leiterbrücke überquerte.
Diese Vorbereitungen verschafften Trupp zwei den nötigen Vorteil, um ihren leichten Vorsprung auszubauen. Die Mannschaft überquerte gerade problemlos den Fluss, als das Missgeschick passierte. Auf halben Weg über die Brücke glitt Tondis schlammbedeckter Stiefel von der Sprosse, auf die sie soeben das Gewicht verlagert hatte, und sie fiel kopfüber ins kalte Wasser.
»Zeitstrafe. Trupp zwei wartet zehn Sekunden, bis er das Hindernis verlässt«, rief die zuständige Wettkampfrichterin Derra.
»Hast du dir was getan?«, rief Calvyn besorgt und schaute vom gegenüberliegenden Ufer zu Tondi hinab.
»Alles in Ordnung«, versicherte Tondi, rappelte sich auf und schüttelte das Wasser aus ihren Haaren.
»Schnell zurück und noch mal über die Leiter«, feuerte Calvyn sie an.
Tondi ließ sich nicht zweimal bitten, watete, so schnell sie konnte, durch das hüfttiefe Wasser und kroch am Ufer hoch. Dieses Mal überquerte sie den Fluss ohne Zwischenfall, knapp gefolgt von den Letzten der Mannschaft. Die restliche Ausrüstung wurde herübergeschafft, dann begann die Zeitstrafe.
»Eins … zwei …«
»Tut mir leid, Leute«, entschuldigte sich Tondi und sah mit Entsetzen zu, wie Trupp drei seine fehlerfreie Flussüberquerung vollendete und sich zügig zum letzten Hindernis aufmachte.
»Fünf … sechs …«
Trupp zwei rannte los und lief die Anhöhe hinauf zum letzten Hindernis. Jenna und Calvyn führten an und sprinteten vor den anderen zum Netz. Schon tauchten sie unter dem Rand hindurch. Aber anstatt zum anderen Ende zu kriechen, blieben sie hocken und streckten ihre Rücken so weit wie möglich empor, um das Netz anzuheben und zwischen sich eine Brücke zu bilden. Das nächste Paar glitt zwischen Calvyn und Jenna unter das emporgehobene Netz, robbte bis zur Mitte, machte ebenfalls zu beiden Seiten einen Katzbuckel und bildete so ein weiteres Stück Tunnel für das nächste Paar. Das dritte Paar bewegte sich bis zum anderen Ende des Netzes und tat es den anderen
gleich, sodass ein durchgehender, erhöhter Durchschlupf entstand.
Calvyn blickte zu Trupp drei, der dieselbe Taktik anwandte, und ein Grinsen huschte über sein Gesicht, als er sah, wie sich zwei Rekruten der gegnerischen Partei unter dem Netz mit der Tragbahre abmühten.
»Die stecken wir ein«, flüsterte er Jenna zu.
»Dreimal!«, antwortete sie, und ihre Augen blitzten vor Vergnügen.
Trupp
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