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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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wollte dich ja noch fragen, welche anderen Formeln du an das Schwert geknüpft hast. Ich wundere mich sowieso, wie dir das gelingen konnte, denn Eisen ist normalerweise absolut unempfänglich für Magie. Wenn in Legenden und Sagen die Rede von Zauberschwertern ist, entstammt das meist der Fantasie der Minnesänger, die den Heldengeschichten damit mehr Farbe verleihen wollen.«
    Calvyn lächelte, als er an die große, massige Gestalt Gerrans denken musste, dem Meisterschmied auf der Burg Keevan. Gerran war überzeugt gewesen, dass sie nur edles Material verschwenden würden, wenn er das Schwert nach Calvyns Anweisungen schmiedete. Er hatte Calvyn für verrückt erklärt, weil er versuchen wollte, Silber mit Eisen zu verbinden. Selbst ein unerfahrener Schmied wüsste doch, dass das nicht funktionieren konnte.
    »Meister Akhdar, um die Wahrheit zu sagen, habe ich die Formeln nicht an das Eisen gebunden, denn mir war bewusst, dass das vollkommen unmöglich wäre. Also habe ich improvisiert«, gab Calvyn zu. Sein Gesicht rötete sich leicht, denn er musste daran denken, was ihm die Adepten über die Entwicklung neuer magischer Formeln erzählt hatten und wie viele Nachforschungen und gründliche Überlegungen angestellt wurden, bevor etwas Neues versucht wurde. Wenn dem Meister nun klar wurde, wie wenig Gedanken er sich über diese Sache gemacht hatte, würde Calvyn sofort wieder in neuen Schwierigkeiten stecken.
    »Improvisiert? Wie genau hast du das angestellt?«, fragte Akhdar, und seine Stimme klang eher neugierig.
    Calvyn erklärte ihm, was er damals getan hatte: Wie er dem Schmied vorgegaukelt hatte, es sei ein ganz besonderes Silber, welche Eigenschaften er dem Schwert verleihen wollte und auf welch mysteriöse Weise sich die Runen auf der Schwertklinge gezeigt hatten.

    »Beindruckend!«, rief Akhdar aus, als Calvyn geendet hatte. »Du hast Silber und Eisen mit einer Verteilungsformel verbunden, die ihre Kraft aus dem flüssigen Element Wasser zieht. Die Flammenformel entspringt dem Element Feuer, der Leichtigkeitsspruch dem Element Luft und die Anbindungsformel dem Element Erde. Alle vier Elemente kommen in der ein oder anderen Form zum Tragen. Deine Eingebung ist faszinierend, Calvyn. Ich glaube, du hast eine Wirkung erzielt, die kraftvoller ist, als du dir je vorgestellt hast. Und das mithilfe des Instinkts. Interessant. Wirklich höchst interessant.«
    Der alte Magier kratzte sich den Bart und betrachtete das an der Wand lehnende Schwert.
    »Calvyn, hör mir zu. Es ist wichtig. Weiß irgendeiner unserer Adepten von diesem Schwert?«
    Calvyn schüttelte den Kopf.
    »Gut. Ich möchte, dass das auch so bleibt. Sprich nur mit den anderen Meistern darüber, aber auch dann nur im Geheimen und wenn niemand mithören kann. Je weniger Menschen von diesem Schwert wissen, desto besser.«
    Akhdar überflog seine Buchreihen. Offenbar suchte er nach etwas. Dann griff er mit einem zufriedenen Ächzen nach einer kurzen Stehleiter und schob sie vorsichtig an das übervolle Regal.
    »Hier. Füge das deiner Leseliste hinzu. Du wirst es wohl eher früher als später lesen wollen. Wenn du damit durch bist, bring es mir zurück.«
    Akhdar zog ein altes Buch heraus, blies den Staub herunter und reichte es Calvyn. Calvyn hatte an der Tür bereits auf einen schnellen Abgang gelauert, nun nahm er das Buch beinahe ehrfürchtig entgegen, denn es schien sehr alt zu sein. Calvyn zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass dieses Buch garantiert nicht auf der allgemeinen Lektüreliste der Schüler zu finden war.

    »Danke, Meister. Ich werde es lesen, sobald ich kann«, murmelte er erfreut. Dann verließ er das Zimmer und schloss leise die Tür.
    Erwartungsvoll blickte er hinab auf das Buch, das Akhdar ihm gegeben hatte, und las den Titel: Die Orakel des Drehboor – Seher aus Shantillia, wobei er schon mit den Buchstaben auf dem Einband zu kämpfen hatte. Ein seltsames Buch, grübelte Calvyn. Es gehörte nicht zu der Art von Literatur, die den Adepten normalerweise empfohlen wurde, so viel war klar. Aber Akhdar lieh ihm das Buch bestimmt nicht ohne Grund. Er beschloss, es rasch in sein Zimmer zu bringen und dann zu Meister Jabal zurückzukehren. Calvyn hatte das unbestimmte Gefühl, die anderen Meister würden nicht gutheißen, dass Akhdar ihm dieses Buch anvertraut hatte. Also sollte es auch keiner von ihnen erfahren.
    Einige Minuten später hatte er das Buch unter seinen Kleidern in der Kommode versteckt. Kein besonders sicheres

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