Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
emporgeklettert.
Sobald er auf Rang zwanzig stand, hatte Bek das Recht, jeden der fünf Kämpfer herauszufordern, die direkt über ihm standen. Doch vier dieser fünf Männer waren für Bek vollkommen uninteressant. Als Nächstes würde er dem Kämpfer auf Rang fünfzehn begegnen. Bek hatte keine Ahnung, wer das war. Mehr noch – es war ihm egal. Alles, was zählte, war die Rache an Serrius, und je weniger Kämpfe er bis dahin bestreiten musste, desto besser.
Obwohl er Bitranis bei den nachmittäglichen Kämpfen besiegt hatte, bezog Bek zu seiner Überraschung am Abend Tabernars Räume. Bek verstand noch nicht ganz, nach welchem System die Räume an die Kämpfer mit Rang verteilt wurden. Bisher hatte es ihn aber auch nicht sonderlich interessiert. Wenn jemand, der auf Rang fünfundzwanzig bis dreißig stand, von einem Kämpfer ohne Rang besiegt wurde, verlor er seine Platzierung und musste die Unterkunft räumen. Die Räume für die Kämpfer auf Rang dreißig bis sechzehn waren alle von der Ausstattung nahezu identisch, und so war es nicht nötig, dass die Männer bei Rangverschiebungen die Zimmer tauschten. Ab Rang fünfzehn bis sechs gab es großzügigere Räume und ab Rang fünf bis eins wurden die einzelnen Unterkünfte mit jedem Rang luxuriöser.
Das Rangsystem funktionierte wie eine Leiter. Ein Kämpfer konnte einen anderen Kämpfer herausfordern, der bis zu fünf Ränge über ihm stand, und ihm so seinen Platz streitig machen. Wenn der Herausforderer gewann, fiel der Besiegte um einen Rang ab und mit ihm alle dazwischen platzierten Kämpfer – es sei denn, der Besiegte wurde getötet: In diesem Fall stiegen alle Kämpfer unterhalb seiner Position um einen Rang auf. Durch das System der Unterbringung mussten nur die Kämpfer auf den obersten Rängen und die mittig eingestuften
Kämpfer beim Wechsel von Rang fünfzehn zu sechzehn in recht kurzen Abständen die Unterkünfte wechseln.
Ein höfliches Klopfen an der Tür erschien lächerlich, denn gleich darauf rasselten Schlüssel in dem außen angebrachten Schloss. Die Tür öffnete sich, und Hammar, der Waffenmeister, trat ein. Sein Blick war voller Fragen, und seine schnellen Schritte verrieten eine Aufregung, die wiederum Bek rätselhaft fand.
»Was soll ich sagen, Bek? Gut gemacht, drückt es nicht einmal annähernd aus. Den Trick, mit dem du Bitranis entwaffnet hast – könntest du mir den vielleicht verraten? Ich hab nicht genau gesehen, was du getan hast, aber es hat bestens funktioniert.« Hammar musterte Bek eindringlich und versuchte zu ergründen, wie Bek auf seine Bitte reagieren würde.
»Danke, Hammar«, erwiderte Bek mit einem kühlen Lächeln. »Ich zeige dir den Trick gern, denn du hast mir viel beigebracht. Aber jetzt noch nicht. Vielleicht brauche ich ihn bald wieder, und je weniger die anderen über meine kleinen Tricks wissen, desto besser. Gib mir noch ein paar Wochen, und ich zeige dir alle kleinen Tricks, die ich kenne.«
Hammar nickte. »Du willst also ganz nach oben?«
»Wohin sonst?«, gab Bek zurück, und in seiner Stimme lag Verachtung.
»Na schön. Aber es ist mehr als das, nicht wahr? Es ist eine persönliche Sache. Ich sehe das in deinen Augen, und ich war dabei, als du den Schwur geleistet hast. Rache für einen Freund ist kein guter Grund, um sich auf diese Weise töten zu lassen. Du bist hinter Serrius her, das ist klar – so klar, dass die Kämpfer in der Arena über nichts anderes reden. Er hat dir heute zugeschaut, weißt du das?«
»Wer? Serrius?«, fragte Bek überrascht.
»Wer sonst? Er ist nicht dumm, Bek. Ich habe gesehen, wie er deinen zweiten Kampf beobachtet hat, und es würde mich nicht wundern, wenn er bereits durchschaut, wie du Bitranis
entwaffnen konntest. Bestimmt hat er schon eine passende Antwort auf deinen Trick. Wenn du nicht ein Dem-takat bist, wirst du die Begegnung gegen Serrius nicht überleben. Ich beginne ernsthaft zu glauben, was viele andere schon seit drei Jahren sagen: Serrius ist ein Dem-takat . Wenn das stimmt, kannst weder du noch sonst jemand auf der Welt ihn im Zweikampf töten.«
Bek hatte keine Ahnung, wovon Hammar da sprach. Den Ausdruck Dem-takat hatte er noch nie gehört, aber es war ihm auch gleichgültig, was das bedeutete. Bloße Worte konnten ihn nicht von seinem Ziel abbringen. Er war fest entschlossen. Er würde seinen Zweikampf gegen Serrius bekommen oder auf dem Weg dorthin sterben. Und wenn er gegen Serrius kämpfte, würde Bek nicht an den Tod denken. Negative
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