Das Vermaechtnis
Julia entgeistert, als Debbie geendet hatte. »Du hast doch nicht wirklich die Absicht, dich da drei Monate mit einem wildfremden Typen in einem abgegammelten Haus rumzutreiben?
»Jetzt beruhig dich mal wieder, Marc ist mein Cousin, und das ist hier ein verschlafenes Nest, mir passiert hier schon nichts.«
»Und was sagt Steven zu der ganzen Sache?«, wollte Julia wissen.
»Steven.« Debbie schnaufte, »So wie es aussieht, hat Steven nur noch das Geld im Kopf, dem ist es völlig egal, ob ich hier klarkomme oder nicht.«
»Und er hat nichts dagegen, dass du am Ende der Welt mit einem fremden Kerl Tag und Nacht zusammen in einer Bude verbringst?«
»Julia, jetzt hör mal, Springfield ist zwar ein kleines Kaff, aber nicht am Ende der Welt, und Marc ist schließlich mein Cousin«, betonte Debbie noch einmal. »Apropos Marc – Julia, du musst mir einen großen Gefallen tun.«
Kurz erklärte sie der Freundin, was sie mit Marc vereinbart hatte.
»So, und jetzt nimm dir einen Zettel und einen Stift, und ich diktiere dir, was du mir bitte alles einpacken musst.«
»Oh Debbie, wenn das bloß alles gut geht«, murmelte Julia, während sie sich etwas zum Schreiben holte. »Okay, ich bin soweit, schieß los.«
In Gedanken ging Debbie ihre Schränke durch, überlegte was sie brauchen würde, und Julia notierte alles.
»Gut, das war‘s«, seufzte Debbie nach einer knappen halben Stunde, »Ich hoffe ich habe nichts vergessen, falls doch, muss ich mir das eben hier irgendwie besorgen.«
»Und wann wollte dieser Marc vorbei kommen?«, fragte Julia.
Debbie sah auf die Uhr.
»Er ist ungefähr vor einer Stunde hier weggefahren, wenn er gut durchkommt, braucht er knapp drei Stunden, dann wollte er erst zu sich nach Hause und packen. Keine Ahnung, wie lange das dauert und was er sonst noch regeln muss, aber ich denke, er wird spätestens gegen siebzehn Uhr da sein, er will ja auch heute noch zurückfahren – ich hoffe dir passt das mit der Zeit?«
»Ja, ich habe diese Woche Nachtschicht, kann also so bis gegen zwanzig Uhr hier warten, dann muss ich weg«, erklärte Julia.
Debbie war erleichtert, sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, ob Julia überhaupt Zeit hätte, als sie Marc ihren Vorschlag unterbreitet hatte.
»Ach Julia, ich bin so froh, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
»Immer Debbie, das weißt du doch«, bekräftigte die Freundin, »Und wenn ich ehrlich bin, ich kann schon verstehen, warum du bei der ganzen Sache mitmachst, es hört sich doch auch sehr spannend an, und ich glaube, ich wäre auch froh, wenn ich mal hier aus dem Krankenhausmief rauskommen würde.«
»Weißt du was, wenn das alles hier wirklich klappen sollte, dann finanziere ich dir dein Studium, und du kannst dir endlich deinen Traum erfüllen und Ärztin werden«, versprach Debbie.
»Das ist lieb von dir«, sagte Julia gerührt, »ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass alles gut geht, und das nicht nur wegen des Geldes.«
Sie plauderten noch einen Moment, dann verabschiedeten sie sich, und Debbie versprach sich zu melden, sobald es etwas Neues zu berichten gäbe.
Anschließend telefonierte sie noch kurz mit ihrem Chef, der wider Erwarten bereit war, ihr drei Monate unbezahlten Urlaub zu geben, also wäre zumindest ihr Job gesichert, falls das Ganze hier schieflaufen würde.
Debbie steckte ihr Handy ein und ging wieder nach drinnen.
Sie überlegte, dass es wohl am besten wäre, zuerst einmal die unteren Räume zu reinigen, das ganze Haus würde sie an einem Tag sowieso nicht schaffen.
Kurz entschlossen packte sie die Putzmittel zusammen, griff sich Eimer, Lappen und Besen, und ging zum Badezimmer. Sie hatte dort am Morgen zwar schon die Dusche gesäubert, aber der Rest war immer noch schmutzig, und so legte sie los.
Nach und nach arbeitete sie sich den Flur entlang durch die einzelnen Zimmer, kehrte die Böden, wischte auf und putzte die Fenster. Anschließend nahm sie sich den anderen Flur vor, und tatsächlich hatte sie es irgendwann geschafft, das komplette Untergeschoss einschließlich der Halle in einen halbwegs annehmbaren Zustand zu bringen.
Müde sah sie auf die Uhr. Es wurde bereits dunkel, und Marc war noch nicht zurück. Sie begann sich Sorgen zu machen. Hoffentlich hatte alles geklappt, und es würde nicht doch noch irgendwelche Schwierigkeiten geben. Gerne hätte sie ihn angerufen, aber sie hatten beide dummerweise nicht daran gedacht, ihre Handynummern auszutauschen, also blieb ihr nichts anderes übrig, als
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