Das Vermaechtnis
Tagen würde Gras über die ganze Sache gewachsen sein.
Schweigend beendeten sie ihr Frühstück, dann stand Marc auf und ging wortlos hinaus. Kurz darauf hörte sie ihn in dem großen Raum am Ende des Flurs mit den Farbeimern klappern.
Missmutig spülte sie das Geschirr ab, und ging anschließend in die Halle, um die Überreste ihres Abendessens wegzuräumen.
Nachdem sie das auch erledigt hatte, stand sie zögernd in der Küche. Am liebsten wäre sie Marc für eine Weile aus dem Weg gegangen, doch ihr war klar, dass das nicht ging, wenn sie rechtzeitig fertig werden wollten, musste sie an die Arbeit gehen.
Mit einem tiefen Atemzug riss sie sich zusammen und ging nach hinten zu Marc. Er schien sie nicht zu bemerken, also griff sie nach Pinsel und Farbe und begann eines der Fenster zu streichen, während sie sich bedrückt fragte, ob sie jetzt die ganze Zeit so schweigend nebeneinander her arbeiten würden.
In diesem Moment stellte Marc das Radio an, und drehte die Lautstärke genau so weit auf, dass es unmöglich sein würde, ein Wort miteinander zu wechseln.
»Damit wäre diese Frage wohl beantwortet«, dachte sie seufzend, und versuchte sich auf den Fensterrahmen zu konzentrieren.
So verging der Tag, sie sprachen nicht miteinander, sahen sich nicht an, richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihre Arbeit. Debbie kochte, aber sie aßen nicht gemeinsam; Marc verzog sich mit seinem Teller in sein Zimmer, und sie blieb alleine in der Küche zurück, am Abend geschah genau das Gleiche.
Frustriert ließ sie sich in ihr Bett fallen, nachdem sie noch die Küche aufgeräumt und das Geschirr abgespült hatte. Marcs Scherze und die gemeinsamen Gespräche fehlten ihr jetzt schon, und sie fragte sich, ob sie dieses Schweigen für fast drei weitere Monate aushalten würde. Ihr war klar, dass sie irgendwann miteinander reden mussten, es gab noch genug Dinge zu regeln und zu besprechen, aber sie bezweifelte, dass sie wieder zu der ausgelassenen Stimmung, die sie bis gestern Abend gehabt hatten, zurückkehren würden.
Auch die nächsten Tage brachten keinerlei Veränderung. Distanziert werkelten sie vor sich hin, und Debbie fragte sich, ob sie ihn mit ihrer Zurückweisung vielleicht doch mehr gekränkt hatte, als sie zunächst geahnt hatte. Ab und zu warf sie ihm einen unauffälligen Blick zu, sah, wie er mit ernstem und unnahbarem Gesicht arbeitete, und am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte mit ihm gesprochen.
Aber sie verwarf diese Gedanken sofort wieder, einerseits hätte sie gar nicht gewusst, was sie sagen sollte, andererseits verhielt er sich vermutlich nur so abweisend, um ihr klar zu machen, dass sich so etwas wie an diesem Abend nicht noch einmal wiederholen würde.
Vermutlich war es das Beste so, sie hatten noch eine Menge Arbeit zu bewältigen, und sie sollte froh darüber sein, dass er nicht die Absicht hatte, noch irgendein Gefühl aufkommen zu lassen.
K apitel 13
Irgendwann hatten sie das Untergeschoss bis auf die Halle fertig, es war später Nachmittag und Marc stand in der Küche am Waschbecken und wusch die Pinsel aus, während Debbie das Abendessen vorbereitete.
»Wir machen morgen oben weiter«, erklärte Marc kurz angebunden, und er verschwand.
Sie hörte ihn kurz in der Halle klappern, dann kam er wieder zurück.
»Es ist nicht mehr genug Farbe übrig. Da kein Geld mehr da ist, müssen wir zur Bank.«
»Na toll«, dachte Debbie genervt.
Draußen stürmte es schon den ganzen Tag, es regnete in Strömen, und das Letzte, wozu sie jetzt Lust hatte, war schweigend neben Marc im Auto zu sitzen.
Doch ihr war klar, dass sie keine Zeit verschenken durften, also nickte sie und ging in ihr Zimmer um sich eine Jacke zu holen.
Wenig später waren sie unterwegs. Sie gingen kurz zur Bank und hoben Geld ab, danach fuhren sie weiter zum Baumarkt. Als sie vor dem Regal mit den Farben standen, stellten sie enttäuscht fest, dass von der Farbe die sie bisher verwendet hatten, nichts mehr da war.
Marc sprach mit einem Verkäufer, der ins Lager eilte, um nachzusehen, ob sich dort noch etwas finden würde.
Abwartend standen sie im Gang, bis der Mann wieder zurückkam, und ihnen mitteilte, dass zwar am Mittag eine neue Lieferung eingetroffen war, aber noch nicht ausgepackt wäre und es eine Weile dauern könnte.
Ohne Debbie zu fragen, entschied Marc, dass sie warten würden.
Sie wusste, dass es ein vernünftiger Entschluss war, sonst hätten sie am nächsten Tag noch einmal hierher fahren müssen und
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