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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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Scherz hörte sich müde an, und er war es wohl auch.
    „Ich möchte lieber wissen, mit wem ich zu tun ha be“, sagte Latimer.
    „Das ist ein Fehler.“ Joe bediente einen Schalter zwischen den Regalen hinter sich. Eine nackte Glühbirne leuchtete auf. „Verstehe ich recht, daß Sie etwas trinken wollen?“
    „Ist Staub in Ihrem Bier?“
    Joe dachte über die Frage nach, konnte sich darüber aber nicht klar werden. Der junge Mann schien ihn nicht kränken zu wollen, die Frage klang wirklich interessiert.
    „Nur damit wir beim dritten Grad bleiben“, sagte er. „Macht das einen Unterschied?“
    „Natürlich. Sonst hätte ich nicht gefragt.“
    „Und was für einen Unterschied, wenn ich fragen darf?“
    „Ich mag keinen Staub im Bier.“
    Joe stemmte seine Hände auf die Theke. Er hoffte, daß er so aussah, als ob er Latimers Hals mit Vergnügen gebrochen hätte. „Ich höre hier eine Menge blöde Fragen“, sagte er. „Ich glaube, wenn ich so an alle anderen Bars in Playa 9 denke, dann bin ich sicher derjenige Barkeeper, der sich die meisten blöden Fragen anhören muß.“
    „Sie haben ein nettes Gesicht“, sagte Latimer. „Ich werde es Ihnen sagen. Ich komme aus Los Angeles, und da stellen alle Leute merkwürdige Fragen. Man nennt es ›barockes‹ Denken. Ich bin deshalb so über den Staub in meinem Bier besorgt, weil der Staub ja in mein Inneres gelangt, wenn ich staubiges Bier trinke. Und dann? Was geschieht dann? Darüber mache ich mir Gedanken.“
    Joe schnaubte durch die Nase. „Ich glaube, Sie sollten lieber Whisky trinken. Leiden Sie unter Heuschnupfen?“
    „Whisky wäre prima.“
    Joe schwieg, während er das Glas füllte. Dann muß te er wider Willen plötzlich lachen.
    „Ich werde in die Antiquitätenläden gehen und nach so einem alten Plakat suchen“, sagte er. „Man muß nicht unbedingt verrückt sein, um hier draußen zu arbeiten, aber es erleichtert die Sache, wissen Sie?“
    Latimer lächelte entgegenkommend und nippte an seinem Whisky. „Sie haben wohl einen harten Tag gehabt, wie?“
    „Ich hatte ein hartes JAHR , Mann.“
    „Vielleicht möchten Sie darüber erzählen?“
    „Und Sie würden zuhören? Wer hört denn Barkeepern zu?“
    „Na, ich jedenfalls. Ich bin Ferien-Journalist. Beim California Sun-Herald. Wenn denen gefällt, was ich schreibe, dann drucken sie es und bezahlen mich. Ansonsten bin ich nur ein Collegestudent mit Interessen. Ich habe mir gedacht, ich könnte ein Stimmungsbild über den Ort hier schreiben. Alles, was Sie mir erzäh len, wäre mir eine große Hilfe. Es wäre mir ein Vergnügen, von Ihren Problemen zu hören.“
    Joe kippte sich einen großzügigen Whisky ein. Er hob einen Barhocker über die Theke und brachte sei nen fülligen Körper darauf ins Gleichgewicht.
    „Well“, sagte er. „Verdammt, jetzt weiß ich nicht, wo ich anfangen soll.“
    „Ich habe da von einem gewissen Simeon oder Samuel oder so ähnlich gehört“, soufflierte Latimer.
    „Simeon …“
    „… Haben Sie mit ihm zu tun gehabt?“
    „Sicher. Er war vor einer Stunde noch hier. Neuerdings bildet er sich ein, daß ihm jemand Geld schenken möchte. Er macht sich Sorgen darüber. Mann, wenn mir jemand Geld schenken wollte, würde ich mit offenen Händen herumstehen.“
    „Aber warum sollte ihm jemand Geld schenken wollen?“
    „Er weiß es. Ich nicht. Er wollte wissen, ob ich jemanden kenne, der sich beliebt machen möchte. Ver dammt noch mal, hier sind doch alle dermaßen unsozi al, daß man es kaum glaubt. Wenn sich hier jemand mit Geld beliebt machen wollte – das hätte ich gemerkt.“
    „Ihr Glas ist leer. Nehmen Sie einen auf meine Kosten.“
    „Sie sind ein Gentleman. Aber hören Sie – sind Sie vielleicht …“
    „Ich bestimmt nicht“, sagte Latimer. „Ich bin bloß ein mittelloser Student, der auf einen festen Job hinarbeitet. Dieser Simeon, hat er nicht eine Freundin?“
    „Ja, das ist so eine Sache. Ein süßes Mädchen ist das – sie ist jetzt ein bißchen sauer wegen dieser lauwarmen Liebesgeschichte, aber nicht allzu sehr. Und er küm mert sich überhaupt nicht um sie.“
    „Warum nicht?“
    „Das hat sie mich auch gefragt. Aber wenn sie es nicht weiß, dann weiß ich es erst recht nicht.“
    „Sie kommt also auch manchmal her?“
    „Jeden Tag. Zweimal, dreimal. Ich glaube, dies ist das einzige Lokal, wo sie überhaupt hingeht.“
    Latimer leerte sein Glas. „Danke.“
    „Aber ich habe erst angefangen.“
    „Wir haben noch jede Menge

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