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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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schloß als Vorbild seine Augen. Dann öffnete er sie wieder und stellte fest, daß zahlreiche Mitglieder der Gruppe seinem Wunsch gefolgt waren.
    Nur Charlie Haldane, der am Rande des Halbkreises lauerte, den sie unbewußt gebildet hatten, schien fest entschlossen, den Mann auf der Schaukel im Auge zu behalten.
    „Mr. Haldane“, sagte Simeon. „Sie sind natürlich ausgenommen. Ihre Augen sind sowieso geschlossen. Sonst müßte ich nicht Ihren Job übernehmen und diese netten Leute unterhalten.“
    Die Augen begannen sich wieder zu öffnen.
    „Ruhig“, schmeichelte Simeon. „Nur die Ruhe. Laßt eure Augäpfel ruhen. Senkt den Blick nach innen. Denkt euch, daß ihr von draußen in diese rauchbraunen, grünen, purpurfarbenen Fenster hineinschaut. Was seht ihr?“
    Er ließ die Frage wirken. Nicht zu lange freilich. Nur gerade lange genug, damit sie Atem holen und den Blick fixieren konnten.
    „Nun, wie sieht die Landschaft aus?“ fragte er. „Wie gehts denn so im Cerebellum? Sind die kleinen Gedankenbäche noch da?“
    Er bemerkte, daß er seine Worte nach einer Melodie geformt hatte, die ihm irgendwie bekannt war. Finian’s Rainbow. Vielen Dank, Schaukel. Er summte noch ein paar weitere Takte.
    „Wir langweilen uns nicht mehr, weil wir neugierig sind. Neugier ist die eine unsterbliche Leidenschaft. Wir wollen wissen, was sein wird. Wir wollen wissen, was wir nicht wissen. Mein Thema ist die Erziehung der Seele. Ich bin kein Professor, mein Vokabular wiederholt sich, wie sich der Herzschlag wiederholt. Denkt nach darüber. Mein Thenia ist die Erziehung der Seele.
    Nun will ich euch sagen, was sein wird. In einem Wort: Wahrheit. Das unterschriebene Geständnis des Unterbewußtseins. Wir halten Haussuchung in den inneren Schlupfwinkeln und finden, was wir seit Jahrhunderten unter intellektueller Scheiße und traditioneller Gemeinheit begraben haben. Wir gelangen zur Aussage des Zeugen, indem wir die Last der Beweise entfernen. Bemerkt ihr, wie leicht die Metaphern der blumigen Rede zuströmen? Bemerkt auch den Rhythmus …“
    Wieder legte Simeon eine Pause ein, während er die Schaukel allmählich wieder in Bewegung setzte. Er schloß die Augen, fand auf der Innenseite der Stirn seine Worte und las sie laut ab.
    „Wir müssen der Zwiebel gemeinsam die Häute abnehmen und sehen, was in ihrem Inneren ist. Wenn wir eine Schicht entfernt haben, löst sich vielleicht schon die nächste. Ab und zu werden uns wohl die Augen ein wenig tränen, wenn die ätzende Schärfe der Enthüllungen sie trifft, aber die Tränen sind auch das Mittel der Reinigung.
    Wir müssen eine Aufgabe finden. Wir müssen ge tränkt werden mit dem Bewußtsein einer Aufgabe. Oh ne alles dergleichen, lauert die Langeweile.
    Vor nicht allzulanger Zeit hat ein Bekannter von mir mit dem einzigen originellen Wort, das er je gefunden hat, das jetzige Meer eine ‚seelenlose Soße’ genannt. Seine Aufgabe, die freilich niemals drängte und oft vergessen und verloren wurde, bestand darin, dem Meer wieder etwas von seinem verlorenen Charakter zurückzugeben.
    Die Aktion ließ den nötigen Nachdruck vermissen, weil die Motive, trotz der einen treffenden Bemerkung, nur aus zweiter Hand waren. Allzuvieles bei diesem Manne stammte aus zweiter Hand. Seine Absichten waren erstklassig, aber leider waren seine Gedanken nicht klar genug, um diese Absichten auch zu erken nen. Da er nicht mehr hier ist und seinen Kreuzzug selbst nicht mehr führen kann, sollten wir das für ihn tun. Seid ihr einverstanden?“
    Was sollte dieses Gerede? Noch während er sich reden hörte, versuchte Simeon, seine eigenen Motive zu ergründen. Warum gab er diesen Leuten Aufgaben für die Ferien? Wie konnte er auf den Gedanken kommen, sie würden auch nur daran denken …?
    Die Gegenwart der Wurfgeschosse. Das war der Grund. Wurfgeschosse und die Notwendigkeit, sie in ihrer Ausgangsstellung zu halten oder zumindest abzuwehren.
    „Öffnet die Augen“, befahl er. „Seht hinunter auf diese Sirupsee! Seid ihr jemals auf Sirupwellen gerit ten? Wollt ihr ewig Strandklöße bleiben?“
    In geschlossener Formation rückten die Studenten an den Abbruch des Kliff s vor und starrten auf das glanzlose Wasser.
    „Ein Ozean ohne Bewegung“, rief Simeon in ihrem Rücken, „ist wie eine Ameise ohne Herz.“
    Er schaukelte hoch hinauf, damit sie Zeit hatten, das Fehlen von Geräuschen, die festgenagelten Wellen, das ganze klebrig-warme, schreckliche Meer in sich aufzunehmen.
    „Ein Meer ohne

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