Das verplante Paradies
im Searles Lake vor dem Wasser schützen sollten, das den See jetzt immer wieder überschwemmte, benutzten sie als Abzugskanäle.
Von Zeit zu Zeit überquerte das alte Auto eine Brücke, unter der sich einer der trägen, ungenießbaren Bäche seinen Weg zurück zum Meer suchte.
Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte es diese Bäche und Brücken noch nicht gegeben. Damals hatte es nur staubige Gräben und Senken in der glühenden Straße gegeben.
Zak nahm das Tempo etwas herunter, als sie etwas unterhalb von Santa Cruz auf die Monterey Bay stießen. Es schien, als ob er die Veränderungen selbst habe sehen wollen, aber dennoch saß er in sich selbst versunken und starrte nur immer auf das graue Band der Straße, das sich unter ihm aufrollte.
Henny sagte: „Wollen wir hier einen kippen?“
Zak sagte nichts.
Die Straße schraubte sich wieder in die Berge hinauf.
Henny langte nach der Thermosflasche mit Wasser und konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf Zak. Es gab nur wenig, was er nicht über ihn wußte.
Sie hatten Ballantyne zusammen durchlaufen, gewissermaßen als Gegensätze, die sich anziehen. Und jetzt waren sie immer noch dort. Aus den Absolventen waren Dozenten geworden.
Gegen Ende der sechziger Jahre hatten sie eine Zeit lang befürchtet, daß der Wehrdienst – beziehungsweise ihre Weigerung, ihn abzuleisten – sie trennen könnte. Aber als sie eingezogen werden sollten (wegen der Eskalation in Vietnam gab es keine Zurückstellungen für Hochschüler mehr), hatte sich die amerikanische Position in Vietnam geändert.
Während die „Friedenstauben“ für eine endlose Verlängerung des Friedenstheaters bei den Verhandlungen in Paris sorgten, erklärte der südvietnamesische Präsident immer erneut, daß er weiterkämpfen wolle, gleichgültig, ob die Amerikaner ihn unterstützten oder nicht.
Die Reaktion der Nordvietnamesen war absehbar. Als die Amerikaner vorschlugen, den Präsidenten durch eine Figur zu ersetzen, die eine bessere Garantie für einen dauerhaften Frieden bieten würde, fragte Hanoi, wer außer dem Militär denn in Südvietnam überhaupt genug Autorität besitze, und fügte hinzu: „Wir gedenken uns nicht auf irgendeine Regelung einzulassen, die nicht von Dauer sein kann.“
Es ist offensichtlich geworden, erklärten die Nordvietnamesen, daß die amerikanischen Imperialisten nicht für Südvietnam sprechen könnten und daß ihre Versuche, die südvietnamesischen Usurpatoren auf ihre (die amerikanische) Politik festzulegen, nur bestätigten, daß es sinnlos sei, unter diesen Umständen zu verhandeln.
Die Amerikaner zogen zwar daraufhin ihre Bodentruppen aus Vietnam zurück, beließen aber Spezialeinheiten und vor allem massive Luftwaffenkommandos in Südostasien. Durch Terrorangriffe auf Nordvietnam versuchten sie, den Widerstandswillen des Volkes zu brechen. Zeitweise fielen täglich Hunderte von Zivilisten ihren Bombergeschwadern zum Opfer. Der Kriegszustand und auch die Spannung in den USA selbst blieben auch nach dem Waffenstillstandsabkommen in vollem Maße erhalten. Die Wehrpflicht wurde nicht aufgehoben.
Henny und Zak konnten also immer noch eingezogen werden. Vielleicht wäre es sogar besser für sie gewesen.
So wie die Dinge lagen, genügte es, daß sie verbal ihre Einstellung darlegten, um zurückgestellt zu werden. Keine Waffen, kein Töten. Das Prinzip hörte sich großartig an, aber auf rätselhafte Weise entstand daraus auch ein unausgesprochener Verdacht zwischen ihnen, genauer gesagt, zwischen Henny und Zak. Henny frag te sich, ob das Gewissen unter solch bequemen Umständen nicht vielleicht eine Winzigkeit zu leicht zu befriedigen war.
Zak war muskulös, blond und athletisch. Ein harter Bursche, beinahe. Die Aussicht auf Ruhm hätte ihn beeindrucken können. Henny war dunkel, nervös, Ästhet und überhaupt nicht mutig. Deshalb bedurfte er einer Versicherung, selbst heute noch, fünf Jahre danach.
Sie waren beide Anfang dreißig. Sie hatten bis ge stern noch Klausuren korrigiert. Mit Erstaunen hatten sie Latimers Brief gelesen, der sie eingeladen hatte, den „Mann auf der Schaukel“ zu besuchen.
In Paso Robles parkte Zak den Wagen, und sie gin gen in eine klapprige „Cantina“, die der Aufmerksamkeit der Landschaftsgestalter entgangen zu sein schien.
Zak bestellte Tequila, und als Henny ihn erstaunt von der Seite anschaute, blinzelte er. Das war der Zweck: Die Spannung zu brechen. Henny lachte gelöst. Er war erleichtert.
Sie nahmen die Flasche zu
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