Das verplante Paradies
Hat es überhaupt einen Sinn, solche Erörterungen anzustellen, wenn wir davon ausgehen, daß keiner von uns beiden der Mann ist, den sie als einzigen je lieben wird?“ Diesmal war es Zak, der einen vorsichtigeren Kurs einschlug. Die Umkehrung störte ihn. „Das stimmt doch, oder?“
„Vielleicht. Aber im Verlauf unserer Bekanntschaft hat sie sicher auch begriffen, daß es besser ist, das Zweitbeste zu nehmen, wenn man das Beste nicht kriegen kann. Mit anderen Worten: Da Simeon unerreichbar ist, wird sie wohl bereit sein, sich mit uns zufriedenzugeben. Vielleicht sogar mit beiden. Ich weiß nicht, wie du darüber denkst, aber für mich wäre das nicht akzeptabel.“
Zak nickte.
„Wir müssen uns also entscheiden. Und da wir dazu nicht in der Lage sind, müssen wir uns eben an Simeon wenden. Allen Leuten, die jemals auf dem Kliff bei ihm waren, dürfte wohl klar sein, daß er sich nicht besonders für sie interessiert. Sein Urteil ist also sicher ziemlich objektiv. Stimmts?“
„Na ja.“ So wie es Henny darstellte, schien es das einzig Vernünftige zu sein, Simeon um Rat zu fragen. Vernünftig? Verdammt noch mal, die ganze Sache ist nicht gerade vernünftig, dachte Zak. Die ganzen Ferien sind eine verrückte Kiste, die völlig auf dem Kopf steht. Er gab dem weißgekleideten Kellner, der in einer Ecke des Strandcafés Stellung bezogen hatte, ein Zeichen und bestellte eine weitere Karaffe mit eisgekühltem Rose.
„Wenn wir schon sonst zu nichts kommen, zu einigem Alkohol kommen wir hier allemal“, sagte er.
„Das kommt daher, weil wir so durstig sind“, sagte Henny.
Aber der Scherz kam bei Zak nicht ah. Der überleg te jetzt, warum sie so durstig waren.
Selbst die toten Fische, die in unregelmäßigen Abständen am Strand gelegen hatten, hatten das Gefühl einer vorsichtigen Freude bei Julie nicht vermindert.
Als sie bei ihrer allmorgendlichen Wanderung am Strand entlang, die eher einer Patrouille als einem Spaziergang glich, den ersten Fisch gefunden hatte, war sie stehengeblieben, um ihn anzuschauen. Seine Schuppen waren von einem dünnen Überzug getrübt, der am Finger haften blieb, als sie ihn berührte.
Hastig wischte sie sich am Kleid die Finger ab. Selbst bei dieser kurzen Berührung hatte sie festgestellt, daß der dünne Film von einer kristallinen Substanz herrühren mußte. Als sie an ihrem Finger schnupperte, bemerkte sie eine Spur von Salzgeruch.
Obwohl sie die übrigen Kadaver nur kurz prüfte, erkannte sie doch auf allen den gleichen weißen Film. Außerdem bemerkte sie, daß die halbherzigen Bewegungen des Wassers eine deutliche, wellenförmige Linie in der ganzen Bucht zurückgelassen hatte, die ebenfalls aus einer weißen Ablagerung bestand.
Sie wünschte, sie könnte sicher sein, daß es bei früheren Spaziergängen noch keine Anzeichen dieser Ablagerung gegeben hatte, aber sie wußte, daß sie sie möglicherweise nicht bemerkt hatte, weil sie sich immer ganz auf das Verhalten des Meeres bei ihren Berichten für Simeon konzentriert hatte.
Warum hatte sie heute mehr gesehen?
Weil du glücklich bist, sagte eine winzige kleine Stimme. Du bist scharfsichtig, weil zwei Männer wie Henny und Zak dich bewundern. Du würdest es bemerken, wenn ein Stern fehlte oder ein Sandkorn an der falschen Stelle wäre.
Unsinn.
So ist es nicht. Nachdem du die kleinen Zeichen deiner Sinnesorgane so lange ignoriert hast, stellst du jetzt lediglich fest, daß deine Sinne immer noch funktionieren, daß sie frisch getrimmt und aufgeladen sind und nur darauf warten, in Betrieb genommen zu werden. Es ist eine Offenbarung.
Vielen Dank, Henny und Zak, für die Offenbarung.
Sie brachte Neuigkeiten mit, als sie zu Simeon kam. Und sie kam mit leichten Schritten.
„Da waren tote Fische am Strand“, sagte sie. Simeon saß nicht auf der Schaukel, sondern drehte sich auf dem Karussell. Mit dem linken Fuß stieß er sich vom sonnenwarmen Rasen ab. Es war noch zu früh für sein Publikum, und er benutzte die Gelegenheit, um steif im Park herumzuwandern.
Er ging nur am Morgen spazieren, solange die anderen noch schliefen. Dann lief er sich die Steife aus den Gliedern und brachte den Blutkreislauf in den Beinen wieder in Gang. Nur bei Julie glaubte er sicher zu sein, daß sie seine Abwesenheit von der Schaukel nicht ausnutzte.
Simeon stoppte das Karussell. „Tote Fische? Wieso?“
„Am Strand waren weiße Linien, wo das Meer gewesen war. Es schien Salz zu sein.“
„Salz.“ Simeon versuchte sich den
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