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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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Strand vorzustellen. „War auf den Fischen auch Salz?“
    „Ja eine dünne Schicht. Hat das etwas zu bedeuten?“
    „Ich weiß noch nicht. Ich muß erst – darüber nachdenken. Hast du etwas zu essen mitgebracht?“
    Julie gab ihm eine Tüte aus Frischzel, die Brötchen und süßen Schinken enthielt. Er nahm sie wortlos, zerriß sie in seiner Ungeduld und biß sogleich ein riesiges Stück aus einem Brötchen heraus.
    Ich müßte mich bewegen, dachte er. Aber ich habe Hunger. Die Bewegung muß warten. „Erzähl mir noch etwas.“
    „Sonst habe ich nichts bemerkt.“
    „In welchem Zustand befand sich das Meer? Hast du Fische im Wasser treiben sehen? Was für Fische waren es? Solche, die aus dieser Gegend hier stammten? Haben sie mit dem wärmeren Wasser zu tun?“
    „Ich weiß doch nicht. Ich weiß nicht.“ Julie wurde ärgerlich über diesen Schwall von Fragen. Sie hatte etwas gesehen, und sie hatte Bericht erstattet. Sie hatte ihm etwas zu essen gebracht, und er hatte es ohne Dank genommen. Und jetzt wollte er noch mehr. Wenn sie die Antworten nicht wußte, erwartete er, daß sie sich erkundigte. Er erwartete das einfach. „Simeon, du bist ein dummes Schwein.“
    Er ließ sich nicht stören. „Kaffee, bitte“, sagte er.
    Sie schleuderte die Flasche hinüber.
    Er fing sie geschickt, öffnete sie und füllte den Deckel mit Kaffee. Er trank und spuckte das Getrunkene sofort wieder aus. „Wo zum Teufel hast du denn dieses Zeug her? Das schmeckt wie – willst du mich vielleicht vergiften?“
    Julie beobachtete sein Mißgeschick ohne Rührung. Sie hatte nicht gewußt, daß der Kaffee ungenießbar war. Sollte er trotzdem denken, was er wollte.
    „Jedenfalls“, sagte sie.
    „Was jedenfalls? Siehst du nicht, daß ich –“, noch einmal spuckte er aus.
    „Ich wollte dir von meinen beiden Freunden erzählen.“
    „Dazu ist sicher später noch Zeit.“ Er würgte trocken.
    „Ganz im Gegenteil. Ich glaube, jetzt ist gerade die richtige Zeit. Sie wollen, daß ich mit ihnen fortgehe.“
    Simeon gab die Hoffnung auf Mitgefühl von ihrer Seite auf. Er wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. „Warum sitzt du dann noch hier herum und hörst mir zu, wie ich dich anbrülle?“
    „Ich weiß nicht. Aber es wird wohl nicht mehr lange dauern. Allerdings müssen sie erst noch etwas erledigen. Sie sind zu zweit, und da ich nur mit einem von ihnen weggehen kann, müssen sie sich etwas ausdenken, um zu einer Entscheidung zu kommen.“
    Wenn das ein Trick war, dann war er ziemlich durchsichtig. Die Löcher hätten Julie auffallen müssen. Simeon begann, sich Sorgen zu machen.
    „Was sind das für Leute?“ fragte er scharf. „Kenne ich sie?“
    Julie lachte. „Es sind die ‚Neuankömmlinge’ – weißt du, mit großem ‚N’ –, aber ich habe das Gefühl, deine Botschaft langweilt sie bereits ein wenig.“
    „Deine anscheinend nicht. Sie sehen eine Lady in Not, und schon kommen sie vor Sonnenaufgang herangaloppiert. Ein ritterliches Paar, oder?“
    „Du weißt gar nicht, wie recht du hast. Aber du wirst es schon noch merken.“
    Sie war verschwunden, noch ehe er sich steigern konnte. Übelkeit brannte in seinem Inneren, als er sie zum Weg hinübergehen sah.
    Er nahm seinen Platz auf der Schaukel ein und brachte sie sachte zum Schwingen. Seine Gedanken blieben verwirrt und hölzern. Da waren die Fische am Strand. Da war immer noch dieser verdammte Scheck in seiner Tasche. Und nun diese zwei Typen. Da waren die Fische am Strand. Er versuchte sich auf den Anblick zu konzentrieren, aber Julies Gesicht kam immer wieder dazwischen.
    Die Sonne verursachte ihm Kopfschmerzen. Er drehte sich um, wobei er sich fragte, ob die Sonne im Genick wesentlich erträglicher sei als in den Augen, und wenn ja, wie lange.
    Er suchte ein Ende seiner Schmerzen, aber er fand keines.
    Wir müssen alle sterben, dachte er. Wie bereitet man sich also vor auf den Tod? Der Tod muß zunächst einmal verstanden werden, und dazu braucht man Glauben.
    Er beobachtete das Kommen und Gehen seines Schattens auf dem grau-gelben Rasen. Mal sah man ihn und mal war er verschwunden.
    Er hatte versucht, das Leben zu nehmen, wie es gerade kam, indem er sich an jede Stunde hielt und jede Sekunde von sich schleuderte. Es hatte ihm nur tiefere Bitterkeit gebracht. Aus seiner Verneinung war eine Art von Christentum geworden.
    Er hielt die Schaukel an und erhob sich. Bewußt die Schritte messend, entfernte er sich von ihr. Er spürte eine Kraft und Freiheit in

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