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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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trinken.
    Er stieß die Tür ein wenig zu heftig auf, setzte sich auf einen Hocker an der Theke und fiel theatralisch in sich zusammen.
    „Bier“, sagte er. „Groß und kalt.“
    „Anderes haben wir sowieso nicht“, entgegnete Joe. „Wollen Sie ein Glas oder einen Eimer?“
    Zak entspannte sich. Seine erste Regung, den Barkeeper mit seiner Stimmung vertraut zu machen, war verflogen. Er freute sich über den trockenen Humor des Mannes. „Halten Sie den Eimer in Reserve“, sagte er. „Womöglich sind Ihre Gläser nicht groß genug.“
    Als das Bier kam, nahm er einen langen Zug. Dann warf er einen Blick auf seine Umgebung. Erst da sah er Julie, die ihn amüsiert beobachtete. Die Spannung kehrte zurück.
    Er nahm sein Glas zu ihrem Tisch hinüber und setz te sich ihr gegenüber. „Warum sind Sie weggerannt?“
    „Weil ich wollte, daß Sie mir nachlaufen.“
    „Ist das nicht ein wenig hurenhaft?“
    „Nicht im geringsten. Nur weiblich. Sie müssen es einer Frau verzeihen, wenn sie herausfinden möchte, ob ein Mann sie verfolgt.“
    „Sie haben Glück gehabt“, sagte Zak. „Hier habe ich die Jagd beendet.“ Er gab sich Mühe, ärgerlich zu klingen.
    Julie beobachtete ihn kühl. „Und ich habe hier gewartet. Das war kein Glück, nennen Sie es lieber Berechnung.“
    Zak nippte an seinem Bier und blickte dann auf ihr Glas. „Schon wieder Apfelsaft?“
    „Ja. Wollen Sie es auch versuchen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich habe nichts dagegen, Ihren Vorrat zu ergänzen, aber ich selbst bleibe lieber bei Hopfen und Malz.“
    „Das ist gut. Gesund. Sie sehen aus wie ein Biertrinker. Ich glaube kaum, daß Sie jemals mit abgespreiztem kleinem Finger einen Schnaps trinken.“
    „Beim Schnaps freß ich die Flaschen gleich mit“, sagte Zak. „Ich glaube es fast.“
    „Deshalb klingt es auch nach zerbrochenem Glas, wenn ich lache.“
    Als Julie lachte, klang es mehr nach indischen Tempelglocken. Zak verzog das Gesicht, als er merkte, wie schnell sich ihm dieser Vergleich aufgedrängt hatte. Julie zog eine Augenbraue hoch.
    „Nur ein Gedanke“, sagte er.
    „Was für einer?“
    „Tempelglocken.“
    „Merkwürdig.“
    „Temple ist der Mädchenname meiner Mutter.“
    Zak versank für einen Augenblick in Schweigen und dachte über den bisherigen Verlauf der Unterhaltung nach. Bis jetzt hatte es wenig Originelles darin gegeben. Es waren der herbe Humor und die trotzigen Antworten eines Mannes gewesen, der eine Frau zu beeindrucken versuchte. Er hatte das Gefühl, etwas mehr sagen zu müssen …
    „Es tut mir leid“, sagte er. Vielleicht war es gut, einen gewissen Tiefgang des Charakters erkennen zu lassen. Eine Frau hätte vielleicht etwas Bein gezeigt. Ein Mann würde eher sein Haar zurückschieben, um seine hohe Stirn zu zeigen.
    „Was tut Ihnen leid?“
    „Ich habe gerade über unsere Unterhaltung nachgedacht. Sie klingt wie eine alte Platte. Ich meine, Sie müssen doch diese Dinge alle schon tausendmal gesagt und getan haben. Ich jedenfalls schon. Lassen Sie uns etwas anderes sagen.“
    Er glaubte einen winzigen Schatten des Schmerzes in Julies Augen zu sehen, aber er war nicht sicher. „Ich wollte Sie nicht beleidigen“, fügte er hastig hinzu.
    Sie lächelte. „Über Beleidigungen bin ich hinaus.“ Aber selbst das wirkte noch wie ein überlegter Schachzug, um Lebenserfahrung zu dokumentieren.
    „Wirklich?“
    „Nein.“ Sie ließ den Kopf hängen und spielte geistesabwesend mit ihrem Glas.
    „Dann habe ich Sie also doch verletzt.“
    „Nein. Nur … nun ja … vielleicht sind mir einfach die Dinge, die Ihnen wie Klischees vorkommen, noch nicht so vertraut. Ich habe noch nicht so viele Unterhaltungen dieser Art geführt.“
    „Ich halte diese Dinge nicht für Klischees. Aber wenn man die meiste Zeit seines Lebens damit zubringt, anderen die Würde und Schönheit literarischer Ausdrucksformen darzulegen, dann entwickelt man eine gewisse Verachtung für Redensarten. Klingt das – überheblich?“
    „Ein wenig hochtrabend. Nicht gerade überragend. Nur gerade außerhalb der eigenen Reichweite.“ Julie sprach zuletzt so leise, daß Zak sich vorbeugen mußte, um sie zu verstehen. Immer noch hatte sie nicht hochgeschaut. Sie erschien zerbrechlich und hilflos. Zak stand auf und ging um den Tisch herum. Dann legte er seinen Arm um ihre Schulter.
     
    Zak und Henny lächelten jetzt seltener über einen gemeinsamen Scherz. Sie waren nur gelegentlich zusammen, und bei diesen Gelegenheiten ertrugen

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