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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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seinen Beinen, die ihm beinahe fremd vorkam. Dann erkannte er sie als etwas, das er gleich am Anfang dieses endlosen Sommers vergessen hatte.
    Ich denke, also bin ich. Ich brauche keine hölzernen Krücken für meinen Kopf. Ich kann denken, auch wenn ich auf meinen Füßen stehe. Ich habe dich nicht nötig, Schaukel!
    Er wandte sich zu dem Spielzeug um. Immer noch pendelte die Schaukel vom Schwung seines Abgangs. „Wer braucht dich denn?“
    Die Schaukel gab keine Antwort.
    Wieder wandte er sich der Abbruchkante zu. Er ging so nahe heran, wie er es wagte. Bis der Strand ihm entgegenzukommen schien.
    Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?
    Aber so einfach war es nicht. Das Recht zu sterben, muß man sich verdienen. Man muß – er stolperte und brachte sich mit einem raschen Schritt in Sicherheit.
    Im Park beobachteten ihn zwei Männer. Sie waren von außerhalb des natürlichen Halbkreises gekommen, den seine Zuhörer stets bildeten.
    Sie waren sehr nahe an den beiden Schaukeln.
    „Achtung!“ schrie Simeon. „Versuchen Sie nichts, womit Sie nicht fertig werden. Achten Sie auf Verletzte.“
    Beide blieben stehen, erstaunt über den plötzlichen Ausbruch. Simeon eroberte seinen Platz und stieß sich so heftig ab, daß die beiden Besucher sich zurückziehen mußten, um nicht von seinen Füßen getroffen zu werden. Wie schön, dich wieder zu sehen, sagte die Schaukel.
    Etwas angeschlagen vermochte Simeon trotzdem noch zu denken. Ja, dachte er, aber fast hätte ich es geschafft, nicht? Du mußt zugeben –
    Er blickte auf die Männer herab und erkannte sie im selben Augenblick.
    Es waren die Neuankömmlinge.
    „Wir haben ein Problem“, sagte der Blonde.
    „Wegen dieses Mädchens“, sagte der andere.
    „Welches Mädchen?“ Simeon stellte sich dumm. Er wollte sehen, ob sie die Frechheit besaßen, Julie beim Namen zu nennen.
    „Irgendein Mädchen“, sagte Henny. „Die Personalien spielen dabei keine Rolle.“
    Nein, wahrscheinlich kaum, dachte Simeon. Laut sagte er: „Warum seid ihr gekommen?“
    „Die Leute halten Sie für den Propheten hier in der Gegend“, sagte Zak. „Wir dachten, Sie könnten eine Lösung herbeizaubern.“
    Henny verlagerte sein Gewicht vom einen Fuß auf den anderen. „Was er damit sagen will –“
    „Ich weiß, was er sagen will“, sagte Simeon. „Es ist nur schade, daß er so merkwürdige Formulierungen dazu benutzt.“
    „Ich stehe nicht auf Predigten.“ Dieses Mal war Zaks Ablehnung kaum noch verhüllt. Henny war überrascht über die Feindseligkeit seines Freundes. Er vermutete aber, daß Zak dabei an die Schmerzen dachte, die der Mann auf der Schaukel Julie zugefügt hatte. Trotzdem – wenn er den Namen des Mädchens nicht nennen und sie damit weiteren Demütigungen aussetzen wollte – mußte er sich zusammennehmen.
    „Ich sehe schon, Sie sind ein Mann der Tat“, sagte Simeon. „Das einzige, was ich nicht ganz verstehe, ist lediglich, warum ein Mann der Tat ausgerechnet bei einem Prediger Rat holen möchte.“
    „Es war seine Idee.“ Zak wies auf Henny.
    „Natürlich.“
    „Das Problem besteht darin“, sagte Henny eilig, „daß wir beide mit diesem Mädchen befreundet sind und jetzt nach einer Methode suchen, um darüber zu entscheiden, wer sich weiter mit ihr beschäftigt und wer auf alle Rechte verzichten muß.“
    „Das ist kein neues Problem – es ist wohl ungefähr genauso alt wie das intelligente Leben überhaupt.“
    „Geben Sie uns bitte nur die Antwort“, sagte Zak. „An einer historischen Abhandlung über das Problem sind wir nicht interessiert.“
    „Ich wundere mich, daß Sie überhaupt gekommen sind.“
    „Ich mich auch. Glauben Sie mir, wenn –“
    „Nehmen Sie ihn einfach nicht zur Kenntnis“, sagte Henny wütend. „Er meint es nicht böse. Er kann es nur nicht leiden, daß er ratlos ist. Das ist doch verständlich, oder?“
    „Laß uns hier abhauen.“ Zak begann, zum Weg zurückzugehen.
    „Ich bin bereit, seine Fehler zu akzeptieren, wenn er sie ebenfalls einsieht“, sagte Simeon. „Sonst kann ich euch auch nicht helfen.“
    Aber die Feindseligkeit hatte schon Wurzeln geschlagen. Der Blonde war in der festen Absicht gekommen, unangenehm zu werden.
    Warum also sollte ich meine Abneigung unterdrücken? Weil er mich daran erinnert, daß andere mißbilligen, was ich Julie angetan habe? Man soll nicht urteilen, wenn man nur die eine Seite kennt. Sonst liefert man sich unvernünftigen Vorurteilen aus. Ich brauche niemanden

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