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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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ein Schauer ihn überlief. Er hatte das qualvolle Gefühl, einer Hinrichtung beizuwohnen.
    „Ich werde fahren.“ Julie stieß die Worte in die spannungsgeladene Atmosphäre und lehnte sich zurück. Henny und Zak sahen sie gerade an, ohne mit den Lidern zu zucken. Joe kam um die Theke herum.
    „Aber … kannst du denn fahren?“ Zak sprach als erster.
    „Würde ich es sonst anbieten?“
    „Sie scheinen ganz schön scharf darauf zu sein, daß ein bißchen Blut fließt“, spuckte Joe.
    „Halt den Mund, Joe“, sagte Henny schnell. „Wir nehmen die Sache hier ernst.“
    Julie ging und setzte sich auf einen der Barhocker. „Hören Sie mal, Joe“, sagte sie ruhig, „denken Sie wirklich, ich würde einen dieser Burschen einer Gefahr aussetzen wollen um meinetwillen? Sie selbst haben sich entschlossen, diese Angelegenheit durchzustehen.“
    „Simeon hat gesagt …“ erklärte Joe vorsichtig.
    „Simeon hat einen Vorschlag gemacht“, sagte Julie. „Erhält ihnen nicht einen Laser an den Kopf.“
    Das bestimmt nicht, dachte Joe. Aber an ihre Herzen. Aber er sagte es nicht, denn er hatte selbst das Gefühl, daß die Hitze der Situation seine Vernunft vernebelt hatte.
    „Werden Sie also fahren?“ Julie ließ es wie eine Bit te klingen.
    „Nein.“ Denn das zumindest wußte Joe mit Sicher heit: Gleichgültig, ob es eine Scharade oder ein Selbstmordritual war, er wollte nichts damit zu tun haben. „Nein. Mit mir können Sie nicht rechnen.“
    „Das macht nichts“, erklärte Julie fröhlich und rutschte vom Hocker. „Ich kann genausogut fahren. Genau genommen“ – immer noch brannte eine stille Glut in ihren Augen – „macht es mir vielleicht sogar Spaß. Ich meine, wo es doch zu meinem Besten geschieht, sollte ich doch auch aktiv daran teilnehmen.“ Sie lachte. „Natürlich nur, wenn niemand etwas dagegen hat.“
    Joe blickte auf seine Schuhspitzen. Die Männer am Fenster zuckten mit den Schultern.
    „Was sollen wir dagegen haben?“ fragte Henny. „Das einzige was mir einfällt, ist höchstens, daß Zak vielleicht gegen den Sieger etwas einzuwenden hat.“
    Gerade in diesem Moment, im trügerischen Licht der untergehenden Sonne sah er zum ersten Mal etwas, was echte Feindschaft sein mochte, im Auge des Freundes.
     
    Ist es wirklich schlecht, wenn ich sehen will, was passiert? fragte sich Julie, als sie in der Dämmerung einsam über den Strand ging. Darf ein Mädchen nicht einmal etwas so arrangieren, daß sie sieht, wie jemand sie liebt?
    Aber einer von beiden – entweder der impulsive Zak oder der liebe, schüchterne Henny – könnte verletzt werden.
    Nein, sie würden aufgeben, ehe ihnen Schmerzen zugefügt würden.
    Wie kann ich sie dazu bringen, mich so zu lieben, wie ich es möchte, ohne daß sie tollkühn jeden Gedanken an Schmerz vergessen?
    Schmerzen? Was für Schmerzen? Ein Rennen, ein Wettbewerb von Stärke und Geschick. Ein Turnier um die Hand einer Dame. Was für Schmerzen konnte es da geben außer einer verletzten Ehre?
    Es ist so … mittelalterlich. Männer beweisen sich heute auf zartere, subtilere Weise. Durch die Art und Weise, in der sie sprechen oder dich anschaun und respektieren.
    Zwischen Henny und Zak ist nicht Raum genug für ein einziges Wort. Henny und Zak haben einen Augenausdruck, der dich zwingt, deine Gunst genau zur Hälfte zwischen ihnen zu teilen. Immer haben sie deine Wünsche respektiert. Nichts gibt es, worauf man einen Unterschied errichten könnte, um den einen höher zu stellen als den anderen.
    Deshalb brauchst du jetzt einen primitiven Wettstreit, der sie voneinander trennt in deinen Augen, so daß du dem Schicksal die Schuld geben kannst und behaupten, das Gute habe gesiegt. Sie riskieren ihr Leben für dich. Was tust du für sie?
    Ich schenke mich dem Sieger.
    Soweit also die Tugend. Du trägst sie als Schärpe über dem Arm und windest sie anschließend dem Sie ger um die Brust. Sei ehrlich. Was tust du für sie?
    Ich werde den Sieger lieben .
    Du lügst. Du liebst Simeon. Die Tatsache, daß er dich nicht liebt – daß er dich nicht zu lieben scheint (gut so, mildere den Schlag ein wenig) – macht dich keineswegs frei, denn solange er niemanden anderen liebt, glaubst du immer noch, du hättest eine Chance. Diese Männer sind doch bloß Lückenbüßer für dich. Du wirst nicht die Beute des Siegers. Er wird dich nicht einmal finden , wenn er dich sucht.
    Ich … ich … natürlich wird ei mich finden. Ich werde das Boot fahren.
    Dann wollen wir

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