Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
Vom Netzwerk:
Schnapsflecken auf dem Tisch oder der unveränderlichen Linie des Horizonts.
    Es handelt sich nicht um Selbstmord, sagte Zak sich vor. Es handelt sich nur um einen Versuch, den besten Mann für Julie zu finden. Und dann? Wir wissen doch, daß sie keinen von uns will, weshalb verschwenden wir unsere Zeit? Warum sind wir so wild auf diesen –? Es ist kein Selbstmord, oder?
    Der hinterlistige, lächelnde Simeon ist kein Dummkopf, dachte Henny. Er hat sofort erkannt oder instinktiv gespürt, daß unser Problem nicht nur Julie ist. Deshalb hat er das Ganze mehr auf eine introvertierte Ebene verlagert. Es geht gar nicht so sehr darum, ob wir Julie lieben. Es handelt sich darum, ob wir es ertragen können, daß einer von uns dem anderen unterlegen sein muß . Und wir ertragen es nicht. Himmel, es könnte alles so einfach sein, wenn wir uns eine solche Schwäche leisten könnten, ohne unsere Freundschaft zu erschüttern.
    Worin aber bestand die Schwäche? In ihrer Verwirrung suchte jeder den Fehler beim anderen. Da aber keiner eine Anschuldigung vorbringen mochte, blieb das Patt. Da keiner von beiden eine Schwäche zugeben wollte, gab es kaum Hoffnung auf eine Lösung.
    Dann fiel es ihnen wieder ein.
    Wir haben keinen Fahrer, das Duell kann daher nicht stattfinden. Flüchtig verspürten sie Erleichterung, sogar Dankbarkeit gegenüber dem grämlichen Barkeeper, der nicht mehr gesagt hatte, als sie erwarten durften, und wesentlich weniger, als sie verdienten. Doch das waren unbestimmte Gefühle – allzu glatt, allzuleicht war ihr Problem verschwunden.
    Die Tür quietschte in den staubigen Angeln. Julie trat ein.
    Als sie aus dem grellen Sonnenlicht in die Dämmerung der Bar trat, war sie geblendet. Kurzsichtig schien sie mehr mit der Theke als mit Joe zu sprechen, der sie ungerührt betrachtete. „Sind die Jungs dagewesen?“
    „Am Fenster drüben.“
    „Oh – Verzeihung. Ich habe euch nicht gesehen.“
    Sie ging hinüber zu ihnen. Henny schob einen Stuhl heran, wobei er sich bewußt Mühe gab, sie an einen neutralen Platz zu bringen, gleich weit entfernt von Zak und von sich selbst.
    „Wir haben ein kleines Problem“, sagte er fast triumphierend, und verfluchte sich im selben Augenblick, daß er es überhaupt erwähnt hatte. Die Erwähnung eines Problems verlangte ja geradezu nach einer Lösung. Sie wollten aber keine Lösung.
    „Was für eins?“ fragte Julie. Zak hatte seinen Blick fest auf Hennys Gesicht gerichtet.
    „Ach nichts …“ stotterte Henny. „Wir … werden schon etwas finden.“
    „Hat es irgend etwas mit dem – Duell zu tun?“ Julies Augen waren unnatürlich hell vor Erregung.
    Henny suchte nach einem Ausweg. Zak beobachtete ihn ohne Mitleid. Henny hatte seine stumme Verlegenheit sehr wohl verdient.
    „Wir wissen nicht, was wir trinken sollen“, sagte Henny schließlich. „Joes Bier ist warm genug, um darin zu baden, und Spirituosen passen nicht zu unserer Stimmung.“
    „Eine Stimmung also.“
    „Da können Sie wetten“, sagte Joe von weitem. „Sie wissen nicht, wie sie sich umbringen sollen.“
    Jetzt war es heraus. Während Henny und Zak die Entwicklung noch bremsen wollten, steigerte sich Joe zu einem regelrechten Ausbruch moralischer Empörung.
    „Also doch das Duell.“ Das leidenschaftliche Flackern in den kühlen grünen Augen war nicht zu übersehen. „Erzählt mir von eurem Problem.“
    Aber obwohl sie die Sache nicht hatten verbergen können, mochten Henny und Zak sie doch nicht weiter erörtern. Nachdem die Chance, die ganze Sache aufzugeben, vertan war, waren sie niedergeschlagen und sprachlos.
    Wieder mischte Joe sich ein. „Ich habe mich gerade geweigert, das Boot für sie zu steuern. Ich nehme an, jetzt wissen sie keinen, der es sonst tut. Wenn die ganze Sache deswegen platzen würde, wär’s mir nur recht.“
    Zum ersten Mal hatte Joe eine Meinung über dieses Mädchen. Bisher war sie ein Gast gewesen – mehr nicht. Manchmal, wenn sie so in ihrer Aura völliger Abwesenheit dagesessen hatte, hatte Joe sich einige Gedanken erlaubt und war in der Regel zu positiven Ergebnissen gekommen.
    Aber diese Angelegenheit mit dem Mann auf der Schaukel, der sie hatte sitzenlassen, das waren Vorgänge, die einen Barkeeper nichts angingen, die er nicht verstand. Je mehr er über sie herausfand, desto weniger wollte er über ihre Vergangenheit nachdenken.
    Jetzt, als er sah, wie die beiden Männer litten und sie das genoß, begriff er die Situation. Überrascht stellte er fest, daß

Weitere Kostenlose Bücher