Das verplante Paradies
wie ich es ihnen noch sagen soll. Er ist ein Niemand, ein leerer Schwätzer, ein Scharlatan, ein Windbeutel.“
„Gut. Und Sie haben keine – persönliche – Zu- oder Abneigung ihm gegenüber?“
„Nein. Aber er hat mich – und das Department – ei ne Menge Zeit gekostet mit seinen gefährlichen Versprechungen, die er weder halten kann noch will. Ich habe ihn sorgfältig beobachtet … Sie haben die Ergebnisse gelesen. Sicher, wir haben Freeley eine Beruhigungspille verpaßt, damit sich seine Magengeschwüre wieder beruhigen, während wir in Ruhe eine Tiefenstudie erstellten, aber im Grunde genommen stellt Simeon tatsächlich keine größere Bedrohung dar, als ich in dem Freeley-Bericht schon geschrieben habe.“
„Und dieser Ansicht sind dort alle Leute?“
„Nun ja, natürlich gibt es ein paar, die glauben, sie könnten sich mit ihm identifizieren. Wegen irgendwelcher gemeinsamer Schwächen und Mängel. Für diese Leute besitzt er eine gewisse Anziehungskraft, weil sie sich etwas besser fühlen, wenn sie zuhören.“
„Viele Leute?“
„Nein, nicht sehr viele. Ein paar Studenten, aber die müssen jetzt sowieso ins College zurück. Bald wird er ganz allein herumsitzen.“
„Dann sollten wir lieber bald etwas unternehmen.“
„Etwas unternehmen? Ich verstehe nicht. Wir brauchen doch überhaupt nichts zu unternehmen. Wir sollten ihn einfach in Ruhe lassen. Ohne sein Publikum ist er ein Nichts. Er wird den Winter gar nicht überstehen.“
Der Präsident drückte seine Zigarre aus. Mit seinen Fingern bildete er eine fleischige Kathedrale, um die herum und durch die er sprach.
„Es besteht sehr wohl die Notwendigkeit. Es ist eine unerwartete Situation entstanden. Wir wissen, daß es mit Simeon nichts zu tun hat. Aber wir wissen auch, daß es mit unserer Entsalzungsanlage zu tun hat. Was also sollen wir tun? Sie werden mir zustimmen, daß wir nicht zugeben dürfen, daß die Anlage schuld ist. Es schadet der Moral, wenn die Leute dahinterkommen, daß ein Projekt, in das wir so viel Zeit und Geld investiert haben, sich gegen uns richten kann. Im Interesse der Nation werden wir also Simeon zum Sündenbock machen müssen.“
Latimer gefiel die Idee nicht. Er hatte keine besondere Zuneigung zu dem Mann auf der Schaukel. Sicher nicht. Aber das Prinzip widerte ihn an.
„Aber –“
„Sie fühlen sich diesem Mann gegenüber doch nicht etwa verpflichtet, oder?“
„Nein. Nur mir selbst.“
Der Präsident ließ seine Hände und die wohlwollen de Pose gleichzeitig fallen.
„Was soll das heißen?“
Latimers Feindseligkeit war ein bloßer Reflex gewesen. Jetzt brachte er sich wieder unter Kontrolle. Wenn er sich weigerte, etwas zu tun, konnte es immer noch ein anderer tun. Besser war, die Initiative zu behalten und dadurch Zeit zu gewinnen.
„Würden Sie bitte antworten?“
„Es tut mir leid“, sagte er. „Es geht wohl auf das Konto meiner fehlenden Erfahrung. Die Idee kam mir nur zuerst ziemlich unmoralisch vor. Aber ich sehe schon, daß sie lediglich zweckdienlich ist.“
„Hören Sie, wollen Sie mir Schwierigkeiten machen?“
„Ganz im Gegenteil, Mr. President. Ich … gewöhne mich nur erst daran, wie dieses Land funktioniert. Je länger ich darüber nachdenke, um so klarer wird mir, daß dies der einzige Weg ist, um Ihre Ziele zu erreichen.“
„Ich freue mich, daß Ihnen das klar ist.“
„Es ist mir klar, Mr. President.“
Keegan schob ihm zur Bekräftigung des Friedensschlusses die Zigarrenkiste über den Tisch.
„Sehen Sie … ich hatte keineswegs die Absicht, Sie herunterzuputzen. Ich weiß Ihre Arbeit außerordentlich zu schätzen. Aber wegen der Sache in Playa 9 bin ich etwas empfindlich. Vor allem wegen des Direktors der Entsalzungsanlage, Dr. Freeley. Kennen Sie ihn?“
„Nein. Mein Auftrag enthielt die Anweisung, dort wegzubleiben.“
„Natürlich. Natürlich. Das habe ich ja selbst so angeordnet … aber ich glaube, das können wir jetzt vergessen. Es sieht so aus, als müßten wir Freeley aus der Schußlinie bringen, also werden Sie besser Kontakt mit ihm aufnehmen und ihm sagen, was Sie dort tun.
Aber behalten Sie ihn genau im Auge. Er hat nicht allzuviel Grips im Kopf. Er wird Ihnen wohl nicht direkt im Wege stehen, aber wenn die Dinge etwas komplizierter werden, könnte er die Nerven verlieren und mit den falschen Leuten reden, während Sie noch seine Rettung organisieren.“
„Und wenn das geschieht? Soll ich ihn dann ausschalten?“
Latimer versuchte ein
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