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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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kaltes Lächeln. Zumindest für den Augenblick hatte er eine Einstellung gefunden. Er würde die Rolle des ergebenen Sklaven spielen. Er würde sogar so tun, als ob es ihm Spaß machte. Das würde wohl ausreichen, um Keegan solange hinzuhalten, bis er selbst sich entscheiden konnte, was er tun wollte.
    Der Präsident lächelte und enthüllte dabei ein gut gepflegtes Gebiß. „Ich glaube, Sie freuen sich sogar ein bißchen auf diese Aufgabe.“
    „Nun, es geschieht wenigstens etwas“, sagte Lati mer. „Ich hatte vom Spionieren schon beinahe Schwielen auf den Augäpfeln.“
    Der Präsident lachte behaglich. „Vielleicht hätte ich Sie nicht so lange alleinlassen sollen. Wenn diese Angelegenheit vorbei ist, müssen wir uns noch einmal unterhalten. Vielleicht finden Sie eine Stellung in Washington interessanter als die Strandpatrouillen.“
    „Ja. Das Meer wird ja im Winter ohnehin etwas kühler werden, soviel ich gehört habe.“ Latimer erhob sich. Er wußte, daß Keegan das Gespräch zu beenden wünschte, und er wollte Keegan zeigen, daß er es wuß te. „Dieser Freeley“, sagte er.
    Der Präsident stand ebenfalls auf und kam um den Tisch herum. Er legte den Arm um Latimers Schulter und benutzte diese Geste, um ihn zur Tür zu steuern. „Wenn er Schwierigkeiten macht, setzen Sie ihn einfach in einen Zug nach Osten und überlassen Sie uns den Rest.“
    Unmittelbar vor Überschreiten der Schwelle blieb Latimer noch einmal stehen. Die Tür war offen, die Gangwache trat heran, um ihn hinauszugeleiten.
    „Noch etwas, Mr. President.“
    „Was denn?“
    „Nachdem sich mein Status nun etwas geklärt hat … Wäre es nicht richtiger, wenn ich den Hauptausgang benutzen würde?“
    Keegan lachte verlegen.
    „Warum nicht?“ sagte er. „Sie werden allerdings ei nen längeren Weg haben.“
     
    Währenddessen litt die Sonne Durst. Schon während die Navy-Frachter über den Clarion-Bruch abdrehten, nachdem die Nebelmacher und Magnesiumvorräte verteilt waren, wurden die letzten Salzschleier immer dünner und schließlich vom Nordost-Passat zerrissen. Die Hitze wurde durchdringend. Das Meer war für die Sonne zum verlorenen Liebhaber geworden, den sie leidenschaftlich zu erwärmen versuchte.
    Die Erde drehte sich weiter. Bei 85 Grad F. machte die Temperatur eine Pause, dann kletterte sie weiter. 15 Grad nördlich, 143 Grad westlich. Mitten im Pazifik.
     
    Am Eingang der Anlage in Point Concepcion wurde Latimer von einem Wachtposten angehalten. „Wir sind off limits “, sagte er. „Für Unbefugte und Vertreter verboten.“
    Er war ein wichtiger Mann, und er wußte es. Bei jedem Satz den er sagte, ließ er unterschwellig eine Provokation mitschwingen.
    „Ich bin weder das eine noch das andere“, sagte Latimer. „Sagen Sie Mr. Freeley, daß ich da bin. Er wird mich sprechen wollen.“
    Der Wächter zögerte. Er ging zu seiner Station zurück, dann steckte er den Kopf aus dem Fenster. „Haben Sie auch einen Namen?“
    „Keegan“, sagte Latimer.
    „Hmm. Genau wie der –“
    „Nein. Sein Name ist derselbe wie meiner. Kommt häufig genug vor.“
    Der Wächter drückte auf einen Knopf und sprach in ein Mikrophon. Latimer hätte ihn ohne weiteres belauschen können, aber er spürte, daß der Mann genau das erwartete: ein Zeichen von Unsicherheit. Statt dessen ging er fort von der Wachstation über die Straße, um einen besseren Überblick über die Anlage zu gewinnen.
    Der Mann kam wieder heraus und rief nach ihm. Das erste Mal überhörte er es absichtlich, damit der andere noch einmal rufen mußte. „Mr. KEEgan !“
    „Großartig“, sagte Latimer. „Wenn Sie jetzt zufrie den sind, könnten Sie mir vielleicht den Weg zeigen.“
    „Es kommt jemand, um Sie abzuholen. Ich bin dazu da, die Leute draußen zu halten, nicht um ihnen hereinzuhelfen.“
    „Ihr Job hat gerade erst angefangen, Mann“, sagte Latimer und ließ den Posten verwirrt auf der Straße stehen, während er seinem Führer entgegenging.
    Im tiefblauen Himmel standen einige Kumuluswolken. Obwohl es Oktober war, brütete eine ungewöhnliche Hitze über der Küste. Immer noch waren einzelne unermüdliche Zikaden zu hören.
    Aus dem Verwaltungsblock näherte sich Feeley mit hastigen Schritten, er wollte Latimer offenbar persönlich empfangen. Zielbewußt steuerte er auf ihn zu.
    Latimer blieb stehen. Neben der Straße stand mitten in dem Garten, den man offenbar angelegt hatte, um die Wirkung der häßlichen Gebäude zu mildern, eine weißgestrichene

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