Das verplante Paradies
gebaut wurde, enthielt das Meereswasser etwa 35 Promille Salz, nicht wahr? Jetzt sind es beinahe 50.“
„Aber das sind ja 25 Prozent mehr als …“
„Als der Salzgehalt des Roten Meeres, ich weiß. Aber ich will es Ihnen der Reihe nach erzählen. Ich glaube, ich weiß jetzt, was vorgeht … Als wir hier anfingen, hatten wir einen Salzgehalt von 35 Promille. Von dem Wasser, das wir verarbeiten, werden zehn Prozent zu Trinkwasser. Unser Restwasser ist also um ein Neuntel salziger als das, was hereinkommt – verstehen Sie? Nun ja, irgendwelche Strömungen oder Gezeiten gibt es hier nicht mehr, seit wir das Wasser mit 85 Grad F. aus der Anlage entlassen. Und außerdem steigert die ständige Erwärmung des Wassers auch noch die natürliche Verdunstung. Auch dadurch erhöht sich der Salzgehalt des Wassers …“
„Um Himmels willen, was –?“
„Das ist noch nicht alles. Kennen Sie den Lake Searles hinter den Bergen? Bevor wir den Betrieb aufgenommen haben, war das nur eine Senke, die von einer 25 Meter dicken Salzschicht bedeckt war. Dann kam eine Schlammschicht und dann noch mehr Salz. Heute ist Lake Searles wieder ein richtiger See, und das Wasser, das herausläuft und hier ins Meer fließt, treibt den Salzgehalt noch mehr in die Höhe.“
„Aber wieso hat denn niemand vorher daran gedacht?“
„Fragen Sie mich nicht. Wahrscheinlich hatte man keine Erfahrung mit solchen Anlagen.“
„… Und was soll ich in meinem Bericht schreiben?“
„Wenn ich ihn schreiben müßte, würde ich die Wahrheit sagen.“
„Nun, das versteht sich wohl von selbst, Evans. Ich meine –“
„Dr. Freeley … Dr. Freeley … Der Präsident ist am Telefon.“
„Oh … ach … ja, natürlich … Sagen Sie ihm, ich komme …“
„Was sollen wir tun, Dr. Freeley?“
„Tun? Wir – wir stoppen den Betrieb. Tun – tun Sie schon etwas, Evans … Guten Morgen, Mr. President. Was kann ich für Sie tun?“
„Freeley, ich wollte mich nur vergewissern. Ich ha be da gerade eine Petition erhalten, in der behauptet wird, das Wasser aus Ihrer Anlage sei ungenießbar. Ich kann das nicht glauben.“
„Tut mir leid, Mr. President. Ich nehme an, Sie ha ben es schon von Bürgermeister Pardoe gehört. Das Wasser ist tatsächlich ungenießbar. Ich habe die Anlage geschlossen.“
„ Sie haben die Anlage schließen lassen? Mit wessen Ermächtigung? Und warum hat man mich nicht informiert?“
„Als Direktor hier bin ich ermächtigt zu einem solchen Schritt. Und Sie sind noch nicht informiert worden, weil die Schließung gerade eben erst angeordnet wurde. Ich war gerade dabei, Ihnen Bericht zu erstatten.“
„Tun Sie nicht so empört, Freeley. Dazu besteht überhaupt keine Veranlassung. Wenn so eine Sache passiert, sollten Sie sich nicht wundern, wenn Sie kritisiert werden.“
„Die ganze Sache ist außer Kontrolle geraten, Mr. President. Niemand konnte voraussehen –“
„Das ist ein Irrtum, Freeley. Alle Eventualitäten können vorausberechnet werden. Es handelt sich nur darum, daß die Gehirne klar genug sind, die eine Situation untersuchen. Ich hätte Ihnen offensichtlich einen Berater geben müssen.“
„Mr. President, ich –“
„Die Frage ist: Was sollen wir tun?“
„Ich habe die gesamte Anlage stillegen lassen. Die Energieversorgung der Küstenorte ist also nur noch durch eine Notvorrichtung gesichert. Damit wird verhindert, daß diese Anlage weiterhin zu einer Steigerung des Salzgehalts beiträgt. Aber welchen Prozentsatz des Gesamtproblems das ausmacht, habe ich noch nicht ermitteln können. Wissen Sie, es gibt da noch einen Salzsee im Landesinneren, von dort wird ebenfalls eine Menge Salz ins Meer gespült. Aber weil es zahllose kleine Bäche sind, die das Salz ins Meer tragen, kann ich nicht sagen, wieviel das ausmacht. Außerdem verursacht natürlich die Sonne eine gewisse Verdunstung. Ich wüßte nicht, wie man das verhindern könnte …“
„Würde es etwas nützen, wenn man die Verdunstung stoppen könnte?“
„Ein bißchen schon. Aber wie?“
„Ich werde einige Frachtschiffe der Pazifikflotte damit beauftragen, das Gebiet mit einem Magnesiumpräparat zu besprühen, das die Sonne vom Wasser abhält … die Hitze wird in den Weltraum zurückgestrahlt. Das ist mal ein Anfang. Wir werden sehen, ob es was nützt. Ich möchte von Ihnen über die Ergebnis se der Aktion unterrichtet werden. Werden Sie das schaffen?“
„Natürlich.“
„Ich will es hoffen, Freeley. Aber ich warne Sie: Ich möchte
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