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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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sich. Seine Hand am Klingelknopf blieb unbeweglich liegen.
    „Ausweg? Woraus? Ich habe meinen Ausweg.“
    „Hören Sie … Vielleicht können Sie anderen Leuten einreden, daß ich den Zusammenbruch von Point Concepcion verursacht habe, aber Sie und ich wissen es besser. Und wenn unser Verhältnis in Zukunft nicht gerade im Zeichen der Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe stehen soll, dann lassen Sie uns wenigstens jetzt einmal offen miteinander reden.“
    „Ich wüßte nicht, daß ich Ihnen das schuldig wäre“, sagte Freeley mit gedämpfter Stimme. „Schließlich waren Sie es, der direkt oder indirekt das Gefühl hervorgerufen hat, daß …“
    „Ich habe nichts hervorgerufen, was nicht bereits vorhanden war. Das wissen Sie doch. Geben Sie es doch zu.“ Simeon hatte den Wandel im Tonfall des anderen bemerkt und paßte sich an. Seine Stimme klang jetzt beinahe mitfühlend.
    „Gegen Sie persönlich habe ich gar nichts“, sagte Freeley. „Das ist ja immerhin schon ein Anfang.“
    „Sehen Sie – ich würde es lieber dabei belassen.“
    „Dr. Freeley, Sie sind ein sensibler Mensch. Sie bes itzen doch ein Gefühl für Recht und Unrecht. Sie möchten doch zum besten der Menschheit wirken. Warum zeigen Sie es nicht? Haben Sie Angst, daß man das als Schwäche auslegen würde? Ich habe Sie in diesen letzten paar Minuten schon ziemlich gut kennengelernt, Dr. Freeley. Es ist mir nicht entgangen, daß Sie die Aufgabe nicht erfüllen konnten, vor die die Situation Sie gestellt hat. Vielleicht wäre es leichter für Sie gewesen, wenn ich beunruhigt gewesen wäre oder Angst gehabt hätte. Aber vor dem, was diese Leute mir antun könnten, habe ich nicht übermäßig viel Angst.
    Es beunruhigt Sie, wenn jemand Probleme geradezu anzieht. Ein Mann, der den Schmerz genau kennt und ohne Klage weiteren Schmerz ertragen würde, ein solcher Mann – rührt Sie.“
    „Das ist –“
    „Kein Unsinn, Dr. Freeley. Vor zwei Monaten war ich selbst noch in der Lage, die Augen zu verschließen. Ja, vielleicht würde ich es heute noch tun, wenn ich nicht – auch unter dem Eindruck des kraftlosen Meeres da draußen – Leute gefunden hätte, die ihre Schmerzen ebenfalls ganz offen und fast etwas trotzig gezeigt hätten. Versuchen Sie keine Tricks, Dr. Freeley. Dabei geht nur viel von unserer kostbaren Zeit verloren.“
    „Wir – wir sehen uns ein andermal“, sagte Freeley. In seiner Verwirrung drückte er auf den Knopf. Als der Posten erschien und neben Simeon stand, suchte Freeley noch immer nach der Kraft, seine Meinung zu än dern.
    „Bringen Sie ihn hinaus“, sagte er tonlos.
    Ihre Blicke begegneten sich, und Freeley war erleichtert, als er keinen Tadel in Simeons Augen fand.
    „Sie wissen, wo Sie mich finden“, sagte Simeon oh ne jede Betonung. Es hätte alles mögliche bedeuten können.
    Und wo ich Sie finde, weiß ich ebenfalls, dachte Simeon, als er durch den Garten zum Tor hinunterging. Im nächsten Zug nach Washington. Leben Sie wohl, Nicholas Freeley.
     
    Die Hochdruckzone machte ein Loch in den Passat, streckte einen Finger über den Rand und zog sich in die Lücke hinein.
    Die feuchte Luft über der Meeresoberfläche folgte ihr nach oben und gelangte rasch und immer rascher in die Tropopause. Kumuli wuchsen plötzlich bis zu einer Höhe von fünfzigtausend Fuß empor.
    Nach unten bildete sich ein schmaler Kamin, an dem das Hochdruckgebiet nach oben kräftig sog. Gierig zog es die warme Luft empor. Der Kamin vibrierte etwas.
    Die Erde drehte sich mit 1040 Meilen in der Stunde.
    Länge … ; Breite …
     
    Als Simeon den Pfad heraufkam, fand er den zusammengekrümmten Latimer. Noch ehe er über die Kante blicken konnte, hörte er schon den mühsamen Atem des Studenten. Er beschloß, trotz allem mit dem jungen Mann Geduld zu haben und herauszufinden, was seine Aggressionen hervorbrachte.
    Freeley hatte ihm wenig genug gesagt, was die Einschätzung des College-Agenten erleichtert hätte, aber die wenigen Dinge, die er gesagt hatte, mußten ihn da zu veranlassen, Latimer mit Vorsicht und Mißtrauen zu begegnen.
    Dennoch begann ihn die Krankheit des Mannes bald mehr zu beschäftigen als der Grund seiner Anwesenheit.
    Erst beugte er sich über Latimer, dann setzte er sich neben ihn ins Gras, um seinen Stellungsvorteil nicht auszunutzen. Mit vorsichtigen Bemerkungen, die einer Antwort nicht bedurften, versuchte er ein Gespräch zu eröffnen.
    „Ich komme gerade von Freeley“, sagte er. „Er sagte mir, daß Sie da seien und

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