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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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In ein Geschenkpapier gewickelt, war er die perfekte
Erfüllung des Bittgebetes einer alten — und leicht altmodischen — Jungfer.
    »Beruhige dich, Harvey! « sagte
Marcia Robbins mit energischer Stimme. »Es sieht ohnehin bereits so aus, als ob
wir ausreichend Scherereien hätten .«
    Mountfort kam um den Schreibtisch herum,
bis vor den Stuhl, auf dem ich saß, und starrte finster auf mich herab. »Okay«,
knurrte er, »wenn Sie Scherereien bedeuten, dann stehen Sie auf und beweisen
Sie’s. Ja?«
    Vielleicht lag es daran, daß
ich meinen schlechten Morgen hatte, vielleicht aber wollte ich auch unbewußt nur vertretungsweise einen Ausgleich für all die
Burschen mit krummen Nasen und ungleichmäßigen Zähnen wie mich selber schaffen.
Jedenfalls schien es mir die schnellste Antwort auf seine Westernpose zu sein —
ich knallte ihm meine Schuhspitze ans Schienbein, was einen mein Ego
befriedigenden knirschenden Laut verursachte. Mountfort stieß einen Schmerzensschrei aus, umfaßte verzweifelt sein Schienbein und
hüpfte ein paar Schritte zurück, bis er gegen den Schreibtisch stieß und dann,
um sein Gleichgewicht ringend, seitwärts taumelte, bis er gegen die Wand
prallte und dann vollends umfiel.
    Ich starrte Marcia Robbins
mürrisch an. »Benimmt er sich immer so ?« fragte ich.
»Oder hat er gerade seine Vitamintabletten genommen ?«
    »Er...« Der Rest ihres Satzes
ging in einem langgezogenen Geheul Mountforts unter.
    »Macht nichts«, sagte ich. »Wir
wollen warten, bis er gestorben ist, dann kann man sein eigenes Wort wieder
verstehen .«
    Endlich beruhigte sich das
Geheul zu einer Reihe einfacher Wimmerlaute, während er sich mühsam aufraffte,
bis zum nächsten Stuhl hopste und darauf zusammenbrach.
    »Sie haben mir das Bein
gebrochen, Holman !« sagte er
mit schwankender Stimme. »Ich werde Sie umbringen! Ich werde...«
    »Ach, sei still. Ja ?« fuhr ihn die blonde Sekretärin ungeduldig an. »Das ist
doch nur eine kleinwinzige Quetschung .«
    »Eine kleinwinzige Quetschung?«
Er starrte sie eine ganze Weile mit hervorquellenden Augen an. »Das Bein ist
gebrochen, sage ich dir! Ich habe doch gehört, wie der Knochen gebrochen ist,
als er mich mit dem Fuß gestoßen hat — und gerade, als ich nicht hingesehen
habe! Ich werde...«
    »Bleib sitzen und halte mal ein
bißchen den Mund«, fuhr sie ihn erneut an. »Er hat dich lediglich ein bißchen
gegen das Schienbein getreten, und du hast es nicht anders verdient. Nun beruhige
dich schon und hör zu — dann kommen wir vielleicht dahinter, wie tief wir
bereits in der Tinte sitzen .« Die glitzernde
Brillenfassung blitzte auf, als sie nur den Blick zuwandte. »Gut, Mr. Holman , Sie haben mit Ihrem Satzspiel recht gehabt. Nun
verraten Sie uns, was das Ganze soll .«
    »Sie wissen, welcher Art
Barbara Doones Schwierigkeiten sind ?« fragte ich.
    »Offiziell nicht«, sagte sie.
»Aber wenn Barbara in etwas steckt, das auch nur entfernte Ähnlichkeit mit
Schwierigkeiten hat, dann teilt sie das der ganzen Welt mit voller Lautstärke
mit. Und sie ließ gestern abend dieses Tonband im
Gerät, was nicht sehr intelligent von ihr war, da sie doch weiß, daß sie eine
Sekretärin mit unersättlicher Neugierde im Haus wohnen hat .«
    »Reiner kam offiziell bei einem
Jagdunfall um«, sagte ich. »Seine Frau glaubt, daß er ermordet wurde .«
    »Ermordet? Wegen der
Tonbänder?«
    »Ganz recht«, sagte ich.
»Jemand hat gestern abend mit einer interessanten Theorie aufgewartet. Wollen Sie sie hören ?«
    »Bleibt mir etwas anderes übrig ?« Ihre Lippen zuckten krampfhaft. »Klar, schießen Sie nur
los, Mr. Holman ! Es wird mir eine wahre Wonne sein
zuzuhören .«
    »Dieser Theorie zufolge
verbringen Sie und Harvey jede Minute, die Barbara Doone nicht im Haus ist, mit erotischer Partnerakrobatik hier im Arbeitszimmer.
Außerdem sollen Sie angeblich alle beide guten Grund haben, Barbara zu hassen.
Sie, weil — nun ja, Sie haben schließlich das Tonband abgehört und Mountfort , weil er einmal mit ihr verheiratet war und sie seine
Karriere zerstört hat, indem sie sich von ihm scheiden ließ. Weiterhin wird
dieser Theorie zufolge behauptet, Sie hätten vor Reiners Tod eine Affäre mit
letzterem gehabt und hätten infolgedessen über die Tonbänder Bescheid gewußt,
und vielleicht bildeten der alte Harv und Sie eine
Art unheilige Allianz, um...«
    »Sie haben ein sehr klares Bild
entworfen, Mr. Holman «, sagte sie in eisigem Ton.
»Wir haben uns also zu einer Verschwörung

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